Muslimische Frauenorganisationen und Geschlechterpolitiken im Nordsudan
In: Integration durch Verschiedenheit: lokale und globale Formen der interkulturellen Kommunikation, S. 183-206
Der Islam wird für Frauen zu einem wichtigen Referenzrahmen. Im Mittelpunkt dieses Artikels steht die spezifische Lebenspraxis von Frauen in einem nordsudanesischen Dorf, die sich in religiösen Frauengruppen organisieren und dadurch neue Frauenräume schaffen. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Beziehung zwischen Islam und Moderne. Die emische Sichtweise der Akteure wird übernommen. Grundlage ist die soziologische Diskussion über Konzepte der islamischen Moderne. Es geht darum, den Islam als ein in der Moderne anschluss- und diskursfähiges Konzept zu diskutieren, dessen Werte und Normen rational nachvollziehbar sind. Zentrales Identitätsmerkmal ist dabei ein Lebensstil, der den religiösen Habitus in den Mittelpunkt stellt. Die empirische Grundlage der Studie bildet eine einjährige Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung und Interviews. Es wird aufgezeigt, dass das Dorf durch Migration und durch moderne Kommunikationstechnologien längst in nationale und globale Strukturen eingebunden ist, die den Frauen neue Handlungsfelder erschließen, neue Öffentlichkeiten schaffen und es ihnen ermöglichen, sich durch alternative Organisationsformen in der Gesellschaft zu positionieren. (ICH)