Mode als Museum - Inszenierung einer neuen Mittelschicht im Impressionismus
Die Arbeit untersucht ein vernachlässigtes Thema der kunsthistorischen Forschung: die Mode als Mittel der Inszenierung einer neuen Mittelschicht in der impressionistischen Kunst, besonders im Zentrum der Modemetropole Paris. Die Hauptstadt wird dabei zum Laufsteg und Museum der Pariser Gesellschaft, was sich wiederum in impressionistischen Gemälden spiegelt. Mode ist eine epochale, omnipräsente und vergängliche Erscheinung, die alles und jeden beeinflusst – sie ist ein moralisches (Macht-)Instrument. Das Wort und das System der Mode sind sowohl in der Politik, Gesellschaft, Soziologie und Literatur als auch in der Kultur anzutreffen. Die Mode ist dabei stets eng mit der Konsum- und Wirtschaftsgeschichte verknüpft. So treten während bestimmter politischer Ereignisse typische modische Erscheinungen zu Tage. Nähert sich eine zu Reichtum gekommene bürgerliche Schicht im 19. Jahrhundert der Aristokratie modisch an bzw. adaptieren diese, müssen die Aristokraten gleichzeitig versuchen, sich modisch von ihnen zu distanzieren und einen neuen Trend zu entwickeln. Das Phänomen Mode bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht nur auf Kleidung. Es beschreibt und beinhaltet vielmehr Lebensgefühle, Verhalten, Auftreten, Mimik und Gestik sowie materielle Dinge in Form von Wohnungseinrichtung, Dekoration, Accessoires und Kunst. Charles Baudelaire erkannte schon sehr früh das Ideal der Mode als Basis für eine Ästhetik der Modernität. Ferner bemerkte er die Vergänglichkeit der Mode, ihren Vanitas-Gedanken und moralischen, leidenschaftlichen Charakter. Bereits zu Beginn der großen Modeentwicklung und Modevervielfältigung war bekannt, dass Kleidung und Mode vergänglich sind und sowohl einen moralischen als auch ästhetischen Aspekt aufweisen. Im Hinblick auf das methodische Vorgehen werden die Argumente für die Leserin und den Leser anhand von Bildanalysen schrittweise aus der Anschauung heraus entwickelt. Wenn also die einzelnen Gemälde ausführlich beschrieben werden, so dient dies dem Zweck, mögliche Formen der Rezeption sprachlich ...