Das Leben von Alfred Kantorowicz ist exemplarisch für einen deutschen Kommunisten im 20. Jahrhundert. Als Bürgerlicher suchte er lange seinen politischen Standpunkt. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus trat er in die KPD ein, musste aber schon bald aus Deutschland fliehen. Im französischen Exil und im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte er an vorderster Front gegen den Faschismus, geriet aber mit der kommunistischen Parteibürokratie in Konflikt. Dennoch ging er 1947 in das kommunistische Ostdeutschland. Dort trat er vergeblich für einen Dritten Weg ein, einen Brückenschlag zwischen Ost und West. Zunehmend als Abweichler angesehen, floh er 1957 in das ungeliebte Westdeutschland. Auch hier wurde er nicht heimisch. Man warf ihm vor, zu lange am kommunistischen Regime in Ostberlin festgehalten zu haben. Er saß zwischen allen Stühlen. Zuletzt sah er sich in einem "Niemandsland".
Die vorliegende Arbeit ist ein Beitrag zur Erforschung des Terrorismus der 6oer und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht der italienische Verleger Giangiacomo Feltrinelli, der 1972 bei dem Versuch starb, einen Hochspannungsmast bei Mailand in die Luft zu sprengen. Die zentrale Frage lautet, wie konnte es kommen, dass einer der reichsten Männer und einer der wichtigsten Vertreter des Kulturlebens Italiens in die Terrorismus absinken konnte. Dabei wird der langsame Weg der politischen Radikalisierung in seinen verschiedenen Etappen nachgezeichnet: die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei, die Faszination von der kubanischen Revolution, das persönliche Kennenlernen Fidel Castros und Che Guevaras, die Studentenrevolution von 1968, die Gründung einer eigenen Extremistengruppe mit dem Ziel, den Kapitalismus auch mit gewalttätigen Mitteln im eigenen Land zu stürzen, schließlich das Ausscheiden aus seinem Verlag und sein Verschwinden im politischen Untergrund. Ausführlich werden Feltrinellis Beziehungen zur deutschen Studentenrevolte, im Besonderen zu Rudi Dutschke, sowie zu den späteren Gruppen der internationalen Terrorszene untersucht. ; This is a work of historical research on terrorism in the sixties and seventies of the last century. It centers on the Italian publisher Giangiacomo Feltrinelli, who died in 1972 while trying to blow up a high voltage pylon near Milan. The main question is: how was it possible that one of the richest and most influential personalities in Italy could end up as terrorist. The book traces the stages of his political radicalization: his early membership in the communist party, fascination with revolution in Cuba, friendship with Fidel Castro and Ernesto Che Guevara, the student revolution of 1968, foundation of his own group of political "resistance" with the aim to topple capitalism using violent means if necessary. Finally he left his publishing business and disappeared into the political underground. Special emphasis is put on Feltrinelli's relationship with Germany and the international terrorist scene. ; Not Reviewed
Trotz ähnlicher ideologischer Grundsätze brauchte es jahrelang, bis Hitler von Mussolini die gewünschte Anerkennung erhielt. Prinz Philipp von Hessen als Schwiegersohn des italienischen Königs trug entscheidend dazu bei, Hitler jenseits der Alpen die Türen zur Machtspitze zu öffnen. Der deutsche Hochadlige wurde zu einer Art Sonderbotschafter für Italien, wobei er unter anderem mithalf, den Stahlpakt zu schmieden. In seinen zahlreichen Missionen wurden die offiziellen diplomatischen Kanäle übersprungen. Als williges Instrument von Hitlers Machtpolitik hatte er 1940 ausgedient, als Italien an der Seite Deutschlands in den Krieg eingetreten war. Er gehörte zwar weiterhin zu Hitlers innerem Zirkel, doch die Beziehungen kühlten sich langsam ab. Als der italienische König 1943 Mussolini verriet und ins Lager der Alliierten wechselte, traf Hitlers Rache auch den Prinzen und seine Ehefrau Mafalda. Beide kamen ins KZ. ; Not Reviewed
Italien war während des Zweiten Weltkriegs der wichtigste deutsche Bündnispartner. Dennoch wurde die deutsche Botschaft in Rom mit zwei mittelmäßigen Diplomaten besetzt: Botschafter Hans-Georg von Mackensen und Geschäftsträger Fürst Otto II. von Bismarck, dem Enkel des Eisernen Kanzlers. Das Auswärtige Amt duldete keine kritischen Diplomaten. Mackensen und Bismarck spielten ihre Rolle in einem großen Selbstbetrugsunternehmen. Angesichts der von der politischen Führung zur Schau getragenen Siegeszuversicht, scheuten die führenden Diplomaten davor zurück, die wahre, sich ständig verschlechternde politische, militärische und wirtschaftliche Lage Italiens zu schildern. Sie berichten in einer Weise, von der sie annahmen, dass man dies von ihnen hören wollte. Den äußerst geringen eigenen Handlungsspielraum nutzen sie nicht. Parallel und teilweise sogar im Gegensatz zu ihnen operierte in Italien noch ein Netzwerk von Personen und Organisationen, die ohne Informationsaustausch diriekt nach Berlin berichteten. So konnte man sich in der Machtzentrale kein wirkliches Bild von der kritischen Lage südlich der Alpen machen. Der Augenblick der Wahrheit kam mit dem Sturz Mussolinis im Sommer 1943. Mackensen, Bismarck und infolgedessen auch Außenminister Joachim von Ribbentrop wurden völlig überrascht. Die beiden Diplomaten mussten als Sündenböcke herhalten und gehen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Person Bismarcks. Schon bei seiner Berufung nach Rom im Jahr 1940 hatte er sich innerlich vom Nationalsozialismus distanziert. Aus politischem und gesellschaftlichen Ehrgeiz nahm er den Posten an. Das zwang ihn zu einem Doppelleben, zu einer schwierigen Gratwanderung zwischen äußerer Anpassung und innerer Rebellion. Nach außen vertrat er ohne Einschränkung die offizielle Linie, privat und gegenüber Gleichgesinnten wie dem italienischen Außenminister Graf Ciano machte er seinen Frustrationen über das Regime Luft. Zu einer Rolle im Widerstand, wie sie sein Bruder Gottfried übernahm, reichte sein Mut nicht. ; Peer Reviewed
In der vorliegenden Arbeit geht es um die deutsche Kulturpolitik im Ausland am Beispiel Italiens. Die Bundesrepublik und die DDR entwickelten in der Nachkriegszeit voneinander abweichende Kulturen und versuchten diese in Italien zu propagieren. Die westdeutsche "Deutsche Bibliothek", später das Goethe-Institut, lieferte sich dabei einen Konkurrenzkampf mit dem von der DDR geförderten "Centro Thomas Mann"(CTM). Das Besondere beim CTM war die Tatsache, dass es von italienischen Linksintellektuellen gegründet und organisiert wurde. Die DDR unterstützte das Zentrum ideologisch, finanziell und materiell. Die Deutsche Demokratische Republik versuchte, sich als das "bessere" Deutschland zu legitimieren, als antifaschistischer Staat, der endgültig mit dem Nationalsozialismus aufgeräumt habe. Gleichzeitig nutzte sie das CTM, um die Bundesrepublik als "militaristischer und revanchistischer Nazi-Staat" zu diffamieren. Die italienischen Linksintellektuellen, die hinter dem Zentrum standen, agierten dabei als willige Helfer. Die bundesrepublikanischen Institutionen gerieten in der ersten Phase, in der sie sich auf die klassische deutsche Kultur konzentrierten, ins Hintertreffen. Erst mit einem Modernisierungsschub Anfang der 60er Jahre, konnte das Goethe-Institut aufholen und schließlich das CTM überholen. Mit der Zunahme der inneren Dissidenten-Bewegung in der DDR und den daraus folgenden Repressionen kam es immer mehr zu Konflikten zwischen den Organisatoren des Zentrums und Ostberlin. Die diplomatische Anerkennung der DDR, die durch das CTM gefördert werden sollte, wurde 1973 erreicht. Die Anerkennung ging aber eher auf die deutsche Ostpolitik als auf die Existenz des CTMs zurück. ; The essay centers on German foreign cultural politics in Italy. After the Second World War Germany was not only a politically and economically divided country, but the DDR tried to develop and propagate an own culture, distinguished from that of the western part. The western Deutsche Bibliothek, later Goethe Institut, entered in a fierce competition with the Centro Thomas Mann (CTM), supported by East-Berlin. It has to be underlined that the CTM was founded and organized by Italian leftwing intellectuals, the DDR backing the Institution financially, ideologically and materially. The DDR tried to legitimize its regime as the "better" part of Germany, as the real anti-fascist State. By that way it used the CTM to degrade West-Germany as a "nationalistic, militaristic, revanchist" State full of old Nazis. The Italian intellectuals of the CTM figured as willing helpers. In the first phase West-German culture politics in Italy fell behind in the competition with the East because it concentrated too much on traditional classical culture. Only when the Goethe Institut modernized its programs at the beginning of the 1960ies it could catch up and finally overtake the CTM. With the growing internal dissident movement in the DDR and the following repression conflicts developed between the CTM and East Berlin. Diplomatic recognition of the DDR in Italy, as it was a declared aim of the CTM, came in 1973. But it was the West German Ostpolitik that had changed the situation, not the Centro Thomas Mann. ; Not Reviewed
Italien war während des Zweiten Weltkriegs der wichtigste deutsche Bündnispartner. Dennoch wurde die deutsche Botschaft in Rom mit zwei mittelmäßigen Diplomaten besetzt: Botschafter Hans-Georg von Mackensen und Geschäftsträger Fürst Otto II. von Bismarck, dem Enkel des Eisernen Kanzlers. Das Auswärtige Amt duldete keine kritischen Diplomaten. Mackensen und Bismarck spielten ihre Rolle in einem großen Selbstbetrugsunternehmen. Angesichts der von der politischen Führung zur Schau getragenen Siegeszuversicht, scheuten die führenden Diplomaten davor zurück, die wahre, sich ständig verschlechternde politische, militärische und wirtschaftliche Lage Italiens zu schildern. Sie berichten in einer Weise, von der sie annahmen, dass man dies von ihnen hören wollte. Den äußerst geringen eigenen Handlungsspielraum nutzen sie nicht. Parallel und teilweise sogar im Gegensatz zu ihnen operierte in Italien noch ein Netzwerk von Personen und Organisationen, die ohne Informationsaustausch diriekt nach Berlin berichteten. So konnte man sich in der Machtzentrale kein wirkliches Bild von der kritischen Lage südlich der Alpen machen. Der Augenblick der Wahrheit kam mit dem Sturz Mussolinis im Sommer 1943. Mackensen, Bismarck und infolgedessen auch Außenminister Joachim von Ribbentrop wurden völlig überrascht. Die beiden Diplomaten mussten als Sündenböcke herhalten und gehen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Person Bismarcks. Schon bei seiner Berufung nach Rom im Jahr 1940 hatte er sich innerlich vom Nationalsozialismus distanziert. Aus politischem und gesellschaftlichen Ehrgeiz nahm er den Posten an. Das zwang ihn zu einem Doppelleben, zu einer schwierigen Gratwanderung zwischen äußerer Anpassung und innerer Rebellion. Nach außen vertrat er ohne Einschränkung die offizielle Linie, privat und gegenüber Gleichgesinnten wie dem italienischen Außenminister Graf Ciano machte er seinen Frustrationen über das Regime Luft. Zu einer Rolle im Widerstand, wie sie sein Bruder Gottfried übernahm, reichte sein Mut nicht. ; Peer Reviewed
In den 1960er Jahren wurde der Engländer David Irving mit seinen Biografien über frühere Nazi-Größen und Büchern zu historischen Themen des Zweiten Weltkriegs wie der Entwicklung der V-Waffen oder einer deutschen Atombombe international bekannt. Da er gleichzeitig spannend und allgemeinverständlich schrieb, wurden mehrere seiner Werke Beststeller. Gleichzeitig erhielt er weitgehend Anerkennung für die Fähigkeit, bisher unbekannte Dokumente und andere historische Quellen aufzufinden. Es gelang ihm, in den "Magic Circle" von überlebenden führenden Personen aus der Umgebung Hitlers oder ihrer Verwandten aufgenommen zu werden. Diese Personen stellten ihm bereitwillig ihre Tagebücher, Briefe oder andere Zeitzeugenbeichte zur Verfügung. Schon mit seinem Werk über die Zerstörung Dresdens nahm er Stellung für die deutschen Opfer und gegen die britische Luftwaffe und in diesem Zusammenhang gegen Premier Winston Churchill. Gleichzeitig wurde deutlich, dass es ihm darum ging, Hitler zu entlasten. 1977 setzte er seine Karriere mit der Behauptung aufs Spiel, Hitler habe die Judenvernichtung weder befohlen, noch von ihr gewusst. Zwölf Jahre später kam die definitive Wende, als Irving die Existenz von Gaskammern im KZ-Auschwitz leugnete, in der nach offiziellen Angaben Hunderttausende starben. Er wurde nun allgemein zu den Holocaust-Leugnern gezählt. Er verlor seine Leserschaft, kein renommierter Verlag wollte weiter seine Werke veröffentlichen. Er verlor einen spektakulären Prozess und wurde dadurch auch in den finanziellen Bankrott getrieben. Immer mehr Länder sperrten ihn aus. Den Tiefpunkt erreichte er, als er in Österreich zu einer längeren Haftstrafe verurteilt wurde. Jobst C. Knigge geht der Frage nach, wie ein erfolgreicher Bestseller-Autor sich selbst ruinierte. Anhand seiner eigenen Werke soll dargestellt werden, wie Irving sich Schritt für Schritt radikalisierte und welche inneren und äußeren Faktoren seine Entscheidungen bestimmten.