Das Ende der Geheimdiplomatie?: zur Medialisierung der Tarifpolitik
In: Medien und policy: neue Machtkonstellationen in ausgewählten Politikfeldern, S. 143-160
Die Autorin untersucht Medialisierungsprozesse in der Tarifpolitik unter folgenden Fragestellungen: Beeinflussen die Medien die Handlungsbedingungen der tarifpolitischen Akteure? Hat die Öffentlichkeit heute tatsächlich eine neue und handlungsbestimmende Bedeutung erlangt? Lassen sich im Politikfeld neue Akteurskonstellationen und institutionelle Arrangements nachweisen? Passen sich die klassischen tarifpolitischen Akteure im Politikfeld der Medienlogik an? Die Autorin nimmt einerseits systematische Überlegungen auf der Basis der vorhandenen Sekundärliteratur vor und beleuchtet andererseits den Tarifkonflikt im Sommer 2003 als begrenztes empirisches Beispiel. In diesem Konflikt musste die IG Metall einen Streik in den neuen Bundesländern zur Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Wochenstunden ergebnislos absagen. Die Autorin wertete die Berichterstattung über den Tarifkonflikt in der Metallindustrie und den Führungskonflikt in der IG Metall im "Spiegel", in der "Zeit", der "Frankfurter Rundschau", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Süddeutschen Zeitung" zwischen März und September 2003 aus. Diese Medien sind ihren Ergebnissen zufolge lediglich eine Vermittlungsinstanz und ein Verstärker des Elitenkonsens und bilden im Konflikt eine zusätzliche Machtressource. Aber als politikentscheidender Akteur oder als "Agenda-Setter" haben sie sich in der tarifpolitischen Auseinandersetzung nicht etablieren können. (ICI2)