Die Rolle der Bundesrepublik Deutschland in der neuen Architektur Europas
In: Auf dem Weg zur Hegemonialmacht?: die deutsche Außenpolitik nach der Vereinigung, S. 111-129
Mit dem Begriff der Hegesie werden in dem Beitrag die Rolle Deutschlands im heutigen Europa genauer bestimmt und die deutschen Pläne für die EG-Umstrukturierung interpretiert. Unter Hegesie wird dabei die Situation eines handelndes Subjekts (hier: die Bundesrepublik) verstanden, das gefordert wird, die Rolle eines Hegemons zu spielen, ohne dafür die notwendige Reife zu haben. Es wird gezeigt, daß Deutschland einerseits dazu aufgerufen ist, die Verantwortung für die weitere Entwicklung Europas zu übernehmen und die Realisierung eines langfristigen Konzepts zu tragen, gleichzeitig aber erzeugt sein Verhalten andererseits in entsprechenden historischen Situationen sowie seine Stärke Mißtrauen gegenüber jedem Akt zur Erfüllung dieser Aufgabe. Die Voraussetzungen dafür werden diskutiert, daß Deutschland innerhalb der EG und darüber hinaus Hegemon werden kann. Dazu werden die Ziele der deutschen Außenpolitik analysiert, die darauf hinauslaufen, die EG und Europa so zu gestalten, daß Deutschland an Positionen gewinnt bzw. seiner Hegemoniestellung näherkommt. Die Überlegungen kommen zu dem Ergebnis, daß Deutschlands Europapolitik bzw. EG-Politik auf eine Umstrukturierung der Architektur Europas bzw. der EG gerichtet ist, mit dem Ziel, über diesen Prozeß noch schneller von einer hegesialen Kraft zu einem Eurohegemon zu werden. (ICA)