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"Von 1904 bis 1907 verwüstete ein Krieg die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Er begann mit einer Erhebung mehrerer Herero-Clans im Zentrum des Landes, verlagerte sich nach einem Jahr in den Süden in das Nama-Land, und endete offiziell am 31. März 1907. Am Ende hatte das Deutsche Reich 600 Millionen Mark aufgewendet und 14.000 Soldaten eingesetzt, von denen 676 gefallen und 689 an Krankheiten gestorben sind. Wieviele afrikanische Kämpfer und Zivilisten umgekommen sind, ist dagegen nicht bekannt. Aus Sicht der Zivilbevölkerung ist es oft schwer, ein genaues Kriegsende zu bestimmen. Bis mindestens 1911 durchkämmten deutsche Patrouillen das Land und sorgten für Unruhe und Angst unter Flüchtlingen und denjenigen Gruppen, die sich nicht unterworfen hatten. Ein großer Teil der Herero- und Nama-Bevölkerung aber war in Gefangenenlagern zusammengepfercht worden und mußte Zwangsarbeit leisten. Auch nach Aufhebung der Kriegsgefangenenschaft versuchten die deutschen Kolonialherren mit einem rigiden Kontrollsystem alle afrikanischen Menschen ausnahmslos unter ihre Herrschaft zu zwingen. Steuern erhoben sie in dieser Kolonie nie - das lohnte sich nicht." (Autorenreferat)

Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach Überlebensstrategien und Rekonstruktionsprozessen innerhalb der vom deutschen Kolonialkrieg 1904 bis 1907 in Afrika besonders betroffenen Hererogesellschaft. Es werden Viehraub und der Wiederaufbau von Herden, unterschiedliche Formen der Arbeitsverweigerung und die konkrete wie symbolische Landbesetzung als bewußte Strategien der überlebenden Herero gezeigt. Auch die Entstehung neuer Institutionen, wie der sogenannten "Truppenspieler" müssen im Kontext der Kriegsbewältigung verstanden werden, und nicht wie bisher als pittoreske, der deutschen Kolonialzeit verhaftete Traditionsvereine. Nur so wird der erfolgreiche Rekonstruktionsprozeß innerhalb der Hererogesellschaft verständlich, der trotz des Genozids und der drastischen Kontrollpolitik der deutschen Kolonialmacht stattgefunden hat. (prb)