Fallrekonstruktive soziale Arbeit: Ansätze, Methoden, Optionen ; Einführung mit Glossar und Bibliografie
In: Fallrekonstruktive soziale Arbeit Band 1
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In: Fallrekonstruktive soziale Arbeit Band 1
Der krisenhafte Übergang vom Kind zum Jugendlichen und vom Jugendlichen zum Erwachsenen ist der Stoff, der für viele Kinder und Jugendliche ein zusätzliches Krisenpotenzial enthält: Armut, fehlende Geborgenheit, Grenzüberschreitungen, Erziehungsmängel, Zuschreibungen (Etikettierung/Stigmatisierung), (Medien-) Verwahrlosung sind Beispiele. Primärer Gegenstand der Devianzpädagogik ist die stellvertretende Bewältigung dieses krisenhaften Überganges in das Erwachsenenleben durch die Erziehung zur Mündigkeit (Adorno). Eine unabdingbare Voraussetzung der Devianzpädagogik ist die Ausformung einer pädagogischen und sozialarbeiterischen Professionalität, die im Studium durch Habitusbildung ermöglicht wird.
In: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1459
In: Bios: Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen, Band 34, Heft 2, S. 210-230
ISSN: 2196-243X
Das Theorie- und Forschungsprogramm der Objektiven Hermeneutik ist unverbrüchlich mit dem Lebenswerk Ulrich Oevermanns (1940-2021) verbunden Seine theoretischen Modelle wie die Theorie der Deutungsmuster, der Lebenspraxis oder der Professionalisierung zeigen vielfältige Perspektiven zur Erforschung der sinnstrukturierten Welt auf. Dabei eröffnet Oevermanns hermeneutisch-erfahrungswissenschaftliche Methodologie die Perspektive für eine unvoreingenommene, distanzierte, strukturtheoretisch inspirierte Sicht. Biographische Verläufe etwa lassen sich im Kontext seiner Theorie der Lebenspraxis unter dem Gesichtspunkt der Krisenbewältigung im Zuge der Rekonstruktion humaner Sozialisation als Verlaufsform einer systematischen Erzeugung des Neuen verstehen. Dieser Text gibt Einblick in den Grundstock an Begriffen und Wissensbeständen der Objektiven Hermeneutik. Oevermanns Lebenswerk beinhaltet viel von dem, was er seinen akademischen Lehrern Adorno, Habermas oder Lepsius verdankte, was er im Rückgriff auf seine Vorbilder lebendig halten und weiterentwickeln konnte: ein kritisches Aufklärungsinteresse, die Unterwerfung unter die Logik des besseren Argumentes, riskantes Denken, weitreichende bildungs- und gesellschaftstheoretische Schlüsse. Dass er es seiner Leserschaft und sich selbst nicht leicht gemacht hat, davon zeugen seine Disziplinierung zur sachhaltigen Auseinandersetzung mit empirischem Forschungsmaterial, seine methodische Stringenz und die Freude an der Entdeckung des Neuen, die sich in seinen Texten widerspiegeln und in der nächsten forschenden Generation fortleben können.
In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung: Discourse : Journal of Childhood and Adolescence Research, Band 7, Heft 2, S. 249-251
ISSN: 2193-9713
In: Die Fallrekonstruktion: Sinnverstehen in der sozialwissenschaftlichen Forschung, S. 23-57
Der Beitrag beschreibt die grundlegenden Gemeinsamkeiten der objektiven Hermeneutik, der Narrations- und Fallanalyse, der Fallrekonstruktion in der Sozialen Arbeit, der qualitativen Biographieforschung sowie der Grounded Theory: (1) der nichtstandardisierte Zugriff auf das Forschungsmaterial, welcher den Eigenheiten des Untersuchungsgegenstands entspricht; (2) der konsequente Fallbezug, der aus der unmittelbaren Konfrontation mit dem Fallmaterial resultiert und (3) das sequentielle Vorgehen, das den Blick freigibt auf die Dialektik der objektiven Fallstruktur und der subjektiven Selbstsicht des rekonstruierten Falles. Die Strukturierung von "Lebensproblemen" von "innen" aufzuschließen und nicht - wie vielfach üblich - von "außen" an die Sache heranzutragen, bleibt die wichtigste Aufgabe der kritischen Fallrekonstruktion. Weiterhin gilt das reflektierte Engagement für bestimmte Interessen und Zwecke. Die fallrekonstruktive Forschung setzt stets eine Handlungsentlastetheit voraus, während die Handlungsbelastetheit, der Handlungszwang, die Praxis determiniert. (ICA)
In: Qualitativ-empirische Sozialforschung : Konzepte, Methoden, Analysen, S. 1-33
Der Beitrag ist eine Einführung zu einem Sammelband über qualitativ-empirische Sozialforschung. Er charakterisiert zunächst die qualitativ-empirische Sozialforschung, gibt dann einen Überblick über die Entwicklung und zeigt detailliert Hauptströmungen und Typen qualitativer Sozialforschung auf. Dabei werden verschiedene Einteilungskriterien europäischer und amerikanischer Autoren berücksichtigt und dargestellt. Es wird das Verhältnis von qualitativer und quantitativer Sozialforschung im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit sowie hinsichtlich der Fruchtbarkeit einer möglichen Verbindung der beiden Richtungen erörtert. Abschließend werden die Auswahlkriterien für die Beiträge in diesem Band vorgestellt. (pag)
In: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1031
In: Springer eBook Collection
Qualitativ-empirische Sozialforschung im Aufbruch -- Qualitative Analyse semi-struktureller Interviews — Ein Werkstattbericht -- Die Methode der Sozialisation. Eine Fallanalyse zum Zusammenhang von Konstitution und Rekonstruktion der Moral -- Lesen im Hinblick auf das Selbst und die moralische Stimme -- Bildanalyse in strukturalhermeneutischer Einstellung. Methodische Überlegungen und Analysebeispiele -- Fußballfans — eine Herausforderung an das sozialwissenschaftliche Arbeiten -- Vom narrativen Interview zur biographischen Typenbildung -- Universitärer Sprachgebrauch: Männlich — weiblich? Eine Inhaltsanalyse -- Dummheit als Methode Eine dramatologische Textinterpretation -- Die Perspektive des Heimwerkers Notizen zur Praxis lebensweltlicher Ethnographie -- Deutschlandberichterstattung in amerikanischen Fernsehnachrichten -- Deutungsmusteranalyse Annäherungen an ein risikoreiches Konzept -- Sinnkrise und biographische Entwicklung -- ExpertInneninterviews — vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion.
In: Monographien Pädagogik Bd. 33
In: Sociální pedagogika, Social Education Volume 4, Issue 1, pp. 25–37, April 2016
SSRN
In: Armut im ländlichen Raum: sozialpolitische und sozialpädagogische Perspektiven und Lösungsversuche, S. 113-136
Die Autoren stellen am Beispiel zweier nichtseßhafter Schweizer mit agrarischem biographischen Hintergrund exemplarisch eine Lebensweltanalyse zur Obdachlosigkeit vor und zeigen sozialarbeiterische Interventionsmöglichkeiten auf. Methodisch handelt es sich um eine Fallstudie, die zwei vertextete narrative Interviews mit der Methode der objektiven Hermeneutik interpretiert. Dargestellt werden zunächst das soziale Problem der Obdachlosigkeit in der Schweiz sowie die Bedeutung des narrativen Interviews als Forschungsstrategie für die Sozialarbeit. Bei den beiden untersuchten Fällen von Obdachlosigkeit handelt es sich um Menschen, denen es aufgrund von Schicksalsschlägen und Lebenskrisen nicht gelingt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In ihrer Suche nach Halt und Orientierung werden Ansatzpunkte für eine lebensweltbezogene Sozialarbeit gesehen: "Die Erfassung der konkreten Notlage der jeweils betroffenen Menschen." Hieraus lassen sich fallspezifische Unterstützungsmaßnahmen ableiten, die der Autonomisierung des Einzelnen dienen. (psz)
In: Die Welt als Text : Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneutik, S. 114-124
Der Beitrag betrachtet die Grundzüge der objektiven Hermeneutik und arbeitet dabei die Herausforderungen sozialwissenschaftlicher Erkenntnisbemühungen heraus. So wird im ersten Schritt zunächst die psychoanalytische Technik der objektiven Hermeneutik an einem Fallbeispiel skizziert. Der zweite Schritt beschreibt sodann die objektiv hermeneutische Rekonstruktion, die im Prinzip in zwei Schritten verfährt: Im ersten Schritt wird der betrachtete Gegenstand, in der Regel eine im schriftlichen Protokoll vorliegende Alltagsszene, ethnologisiert. Die hermeneutische Operation der Lesartenvariation stellt den Versuch dar, im Innern der eigenen Kultur ohne ein Außen fremd zu sein. Dies ist die Voraussetzung für den zweiten Schritt: die Nostrifizierung des zuvor ethnologisierten sozialen Sachverhalts. Der dritte Schritt widmet sich schließlich den latenten Sinnstrukturen, die das positive Unbewusste der gesellschaftlichen Praxen bilden. Darunter kann man das Ganze der stillen Vorentscheidungen verstehen, die unsere Vorstellungen von dem, was real, wahr, möglich und wahrscheinlich ist, regieren. Es sind dies die selbstverständlichen Normierungen, die die Stellung nehmenden Akte zur Wirklichkeit, die uns Max Weber zufolge zu Kulturwesen machen, überhaupt erst ermöglichen. Im Mittelpunkt des vierten Schritts steht der duale Schematismus von 'manifest' und 'latent', der in den Texten der objektiven Hermeneutik häufig mit dem von 'Erscheinung' und 'Wesen' gleichgesetzt wird. Die latenten Sinnstrukturen bilden das Wesen der Interaktionstexte. Um zum Wesen der Interaktionsstruktur zu gelangen, muss der objektive Hermeneut die Erscheinungen der Interakte durchdringen. Abschließend merkt der Autor an, dass vielleicht, dem dekonstruktiven Ansatz folgend, das Verfahren der Interpretation überhaupt in Frage gestellt werden muss. Demnach ist der Verdacht, dass es irgendwo das Latente oder das Wesen der alltäglichen Äußerungen zu entdecken gäbe, nicht gerechtfertigt: Hinter dem Vorhang ist nichts, es sei denn, man schaut Dahinter. (ICG2)
In: Die Welt als Text : Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneutik, S. 125-152
Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich Anspruch und Wirklichkeit der objektiven Hermeneutik zueinander verhalten. Zu diesem Zweck betrachtet der Autor einige heikle Punkte des Gesamtkonzepts von U. Oevermann. So sagt Oevermann zur prominenten Stellung des objektiven Hermeneuten: Zu Recht kann der Hermeneut davon ausgehen, dass er sich auf dem Gipfel befindet, denn seine Überlegenheit wird durch zwei Dinge gesichert - durch sein erworbenes Interpretationswissen und durch sein Interpretationsverfahren. Anmaßen würde sich der Interpret die Überlegenheit lediglich dann, wenn diese in der Tat nicht gegeben wäre, wenn also der Hermeneut für seinen Anspruch keine begründbaren und akzeptierbaren Argumente vorbringen könnte und stattdessen allein den Anspruch auf Überlegenheit reklamieren würde. Beleuchtet werden sodann folgende Aspekte: (1) das Selbstverständnis der objektiven Hermeneutik als Kunstlehre, (2) eine Variante dieser Kunstlehre - nämlich die Interpretation von so genannten, objektiven Daten, und (3) die Forschungslogik dieser Hermeneutik. Es geht hier nicht darum, die Unbrauchbarkeit der objektiven Hermeneutik zu demonstrieren, sondern darum, hermeneutische Deutungen zu verbessern, auch indem auf mögliche Gefahren bei der Deutung hingewiesen wird, denn: 'Wer über die Akte der Deutung nichts weiß und sich über ihre Prämissen und Ablaufstrukturen keine Rechenschaft auferlegt, interpretiert - aus der Sicht wissenschaftlicher Überprüfungspflicht - einfältig, das heißt auf der Grundlage impliziter alltäglicher Deutungsroutinen und Plausibilitätskriterien (Soeffner, 1985). Der objektive Hermeneut strebt - glaubt man den Worten Oevermanns - nach positivem Wissen, mit dem ganz allgemein vergangenes Handeln erklärt und zukünftiges berechnet werden kann. Doch um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist nach Ansicht des Verfassers in Zukunft noch viel zu tun - nicht nur von der objektiven Hermeneutik. (ICG2)