Der Rückhalt der Bundeswehr bei den Fraktionen des Deutschen Bundestages
In: Die sicherheitspolitische Streitkultur in der Bundesrepublik Deutschland: Beiträge zum 1. akademischen Nachwuchsförderpreis "Goldene Eule" des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH), S. 41-96
Ziel der Arbeit ist es, mit Hilfe einer Diskursanalyse herauszufinden, inwieweit sich die Haltung der Bundestagsfraktionen zur Bundeswehr im Zeitraum von 1994-2009 verändert hat und ob bzw. in welchem Umfang damit ein Wandel bei den Streitkräften selbst einherging. Angesichts der Transformationsprozesse in der Bundeswehr in diesem Zeitraum sowie der enormen Ausweitung ihrer Aufgaben, ist ein institutioneller Wandel in den Streitkräften nicht von der Hand zu weisen. Es wird angemerkt, dass sich die Übernahme von Regierungsverantwortung äußerst positiv auf die Haltung einer Fraktion zur Bundeswehr auswirkte, was insbesondere am Beispiel der SPD- und der Grünen-Fraktion abzulesen war. Ein zweiter Faktor ist die Tatsache, dass es die rot-grüne Regierung war, welche den Startschuss für die umfangreichen Reformen in der Bundeswehr gab. Man könnte vermuten, SPD und Grüne schufen eine Bundeswehr, mit der beide Fraktionen "leben konnten". Ihr (passives) Reagieren auf den Druck internationaler Ereignisse führte ebenso wie ihr (aktives) Agieren bei den Reformanstrengungen dazu, dass die Bundeswehr für sie, die sie zu Beginn des Untersuchungszeitraums noch wenig Wertschätzung für die Streitkräfte gezeigt hatten, zu einem normalen Element im politischen System Deutschlands wurde. Diejenigen Fraktionen, die zu Beginn des Untersuchungszeitraums die Regierung stellten (FDP und CDU/CSU) waren vor allem darum bedacht sicherzustellen, nicht die Deutungshoheit über die Bundeswehr zu verlieren, insbesondere nach dem Verlust ihrer Mehrheit im Parlament. (ICF2)