Interdependenzen zwischen Staat und Buddhismus in der Volksrepublik China
In: Religion und Politik in der Volksrepublik China, S. 139-168
Nach einer kurzen Beschreibung des historischen Rolle des Buddhismus im Spannungsverhältnis zwischen politischer und religiöser Beeinflussung vor 1949, in der Phasen der Repression gegenüber Buddhisten vor allem angesichts der zunehmenden ökonomischen Macht einiger buddhistischer Klöster auftraten, sich der Buddhismus auf der alltagspraktischen Ebene aber dem chinesischen Familiensystem und den bestehenden politischen Institutionen anpasste, konzentriert sich der Beitrag vor allem auf die Rehabilitation und Entwicklung des Buddhismus in der Volksrepublik nach dem Ende der Kulturrevolution. Hier wird exemplarisch das zentrale Anliegen des chinesischen Staates deutlich, gerade im institutionellen Bereich seine Kontrollfunktion ausüben zu können, die mit einer zunehmenden Institutionalisierung des Buddhismus in China seit den 1950er Jahren einhergeht. Ideologische Inhalte wurden dabei insbesondere seit den 1980er Jahren gezielt auch für die chinesische Patriotismus-Kampagne genutzt, sei es aus innenpolitischen Gründen, aus touristischen Motiven, als Anreiz für Investoren oder zum Zweck der staatlichen Beziehungen zu diversen Staaten Ost- und Südasiens. Hierzu kam seit den 1990er Jahren noch der dezidierte karitative Auftrag, der an buddhistische Klöster und Orden gerichtet wurde und heute ihre wirtschaftliche und soziale Rolle in China prägt. So hat sich aus einer direkt nach der Kulturrevolution einseitigen Abhängigkeit der buddhistischen Akteure von staatlichen Instanzen ein eher interdependentes Netzwerk von Staat, Klerus und Laien entwickelt, welches auch Grundlagen für die weitere zivilgesellschaftliche Entwicklung Chinas bietet. (ICE2)