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Im Hinblick auf die Expo 2000 in Hannover sind Weltausstellungen zur Dokumentation technischen und kulturellen Fortschritts (im 19. Jahrhundert ein wichtiges Ereignis, in den letzten Jahrzehnten in der Bedeutung zurückgetreten) wieder ins Blickfeld gerückt. Insofern wird der fundierte historische Überblick (von 1851 an) auf breites Interesse stoßen. Der Autor legt einen Schwerpunkt auf die Frühgeschichte (besonders der Eröffnungsveranstaltung wird breiter Raum gegeben), bezieht aber auch neuere Veranstaltungen und kleinere Ausstellungen mit ein. Bietet nicht nur sachliche Beschreibungen, sondern auch ein kritisches Resumee. Im Anhang Quellenangaben, Daten, Register. Erste neuere Gesamtschau zum Thema, die gut lesbar gestaltet, ansprechend ausgestattet ist (kein Schauband). Empfehlenswert. (2) (Alfred Pleuß)

In diesem Fallbeispiel werden die juristischen und vor allem die politischen Auseinandersetzungen um den Neubau des Großflughafens München II rekonstruiert. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Bedingungen, Formen und Ergebnissen bzw. Perspektiven des Konflikts. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß das entscheidende Kriterium für die Einschätzung der Durchsetzungs- und Widerstandsstrategien im Charakter der Standortentscheidung selbst lag. Die Standortentscheidung war nicht nur der Form nach eine politische Entscheidung, sondern auch faktisch mehr politisch als fachlich orientiert. Für den Verlauf des Konflikts um das Flughafenprojekt sieht der Autor drei Entwicklungen als relevant an, die zum Teil erst Jahre später in vollem Umfang zum Tragen kamen: (1) die fortgesetze Festschreibung des Standortes durch Grundstückskäufe, Abriß von Häusern, Planung und Realisierung von flughafenbedingten Infrastrukturmaßnahmen; (2) die hinter den Prognosen zurückbleibende reale Entwicklung des Luftverkehrsaufkommens; (3) das von den Projektgegnern angewandte Konzept einer juristischen Anfechtung aller Verfahrenschritte bei gleichzeitiger Behinderung und Verzögerung der Verfahren. Bei einer generalisierenden Betrachtung erwiesen sich die Strategien der Projektdurchsetzung als eindeutig dominant. Sie prägten den Konflikt, während es den Projektgegnern nur gelang, die Realisierung des Flughafenneubaus hinauszuzögern, nicht aber entscheidend in Frage zu stellen. (GF)

Strukturen und Entwicklungen sowie Handlungsmuster innerhalb der neuen sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik werden an der Antikernkraftbewegung erörtert. Ziel ist eine präzise Bestimmung des politischen Charakters der Protestbewegung an diesem Beispiel. Die verschiedenen Mobilisierungs- und Aktionswellen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf werden nachgezeichnet. Die Analyse der unterschiedlichen Kräfte und Organisationen, die in dieser Frage kooperieren, wird zu Thesen über die Vielfalt und Kohärenz der Protestbewegung synthetisiert. Sie lauten: (1) Hinter dem Begriff der Anti-Wiederaufarbeitungs-Bewegung verbirgt sich eine äußerst komplexe Struktur. (2) Die Unterschiede der neben- und miteinander bestehenden organisatorischen Formen, die Differenzierungen im Hinblick auf soziale Basis, Zielsetzung, Aktionsradius, Strategien und Handlungsrepertoire der beteiligten Gruppen sind eklatant. (3) Es kann dabei nicht einfach von einem kollektiven Akteur gesprochen werden. (4) Hinter dem Geflecht der Organisationsbeziehungen steht ein Netzwerk persönlicher Kontakte. (5) In der dezentralen, variationsreichen und wandlungsfähigen Struktur der Protestbewegung liegt ein Schlüssel ihrer Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit. (6) Diese punktuelle Protestbewegung schöpft ihre Stärke teilweise auch aus der Stärke der neuen sozialen Bewegungen insgesamt. (HA)

Die Studie analysiert die juristischen und vor allem die politischen Auseinandersetzungen um die Startbahn West in Frankfurt, den Flughafen München II und die Flughafenerweiterung in Stuttgart-Echterdingen. Im Mittelpunkt der vergleichenden Analyse stehen Fragen der Konfliktdynamik und des strategischen Wechselspiels der zentralen Akteure. Verglichen werden die zeitliche Dynamik der Ereignisse und Entwicklungen; die politische Dimension der Flughafenkonflikte; die Einbindung des Flughafenwiderstands in die ökologische Bewegung; die Perspektiven des Flughafenprotests und weiterführende Problemstellungen. Die Studie führt den Nachweis einer phasenspezifischen Dynamik der lokalen bzw. regionalen Flughafenproteste. Nach der frühen Phase der Ein-Punkt-Aktion bildeten sich etwa ab 1978/79 an den drei Standorten parallel zu den konventionell agierenden Schutzgemeinschaften und bürgerlichen Interessensgemeinschaften Bürgerinitiativen der "zweiten Generation". Diese Erweiterung der Formen und Organisationen des Widerstands ist auch Ausdruck des verbreiteten sozialstrukturellen Spektrums des Protests. Mit ihrer Kritik am konkreten Objekt verknüpften diese die allgemeineren Anliegen von Bürgerbeteiligung und Basisdemokratie, des umfassend verstandenen Umweltschutzes, der Kritik großindustriell-bürokratischer Strukturen und suchten in einem emphatischen Sinne mehr Lebensqualität einzuklagen. (GF)