Feministische Perspektiven des Europäischen Integrationsprozesses in seiner rechtshistorischen Dimension
Seit Beginn der 1990er Jahre haben sich feministische Perspektiven auf den europäischen Integrationsprozess entwickelt. Sie analysieren vernachlässigte und dennoch geschlechterpolitsch bedeutsame Forschungsgebiete, beschreiben den europäischen Integrationsprozess und versuchen den Zustand des politischen Systems der EU zu erklären. Die Entstehung einer feministischen Integrationstheorie muss jedoch auf Grund der unterschiedlichen Strömungen des Feminismus und der verschiedenen Forschungsansätze bzw. Themenakzentuierungen verneint werden.Der europäische Integrationsprozess ist stark von männlichen Sichtweisen und Denkmustern geprägt - Frauen sollten in diesem Prozess anfangs nur eine marginale Rolle spielen. Dass Frauenanliegen und frauenpolitische Forderungen dennoch nach und nach auf die politische Agenda der EG bzw. EU gesetzt wurden, ist auf den fortwährenden, unermüdlichen Einsatz und die intensiven, langjährigen Bemühungen von Frauen zurückzuführen. Die Entstehung einer EU-Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik, wie wir sie heute kennen, wäre ohne ihr Engagement nicht denkbar gewesen. Insbesondere fünf Faktoren haben zur (Weiter)Entwicklung der EU-Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik beigetragen: die Erfordernisse an die wirtschaftliche Integration, die Neue Frauenbewegung in den 1960er und 1970er Jahren, die frauenpolitische Arbeit der Europäischen Kommission, die europaweiten Frauennetzwerke sowie das Gemeinschaftsrecht und deren Auslegung durch den Europäischen Gerichtshof.Auf dem Gebiet der Geschlechtergleichstellung hat die Europäische Union in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Dennoch ist eine tatsächliche Gleichstellung von Männern und Frauen innerhalb der eigenen Organe und Institutionen der EU längst nicht erreicht. Auch die Lebensrealität von Frauen in der Europäischen Union ist aus heutiger Sicht trist und bedrückend, da Diskriminierungen von Frauen in allen Mitgliedstaaten immer noch an der Tagesordnung stehen. ; Since the beginning of the 1990s, feminist perspectives on the European Integration Process have developed. They analyse research areas that are neglected but considered important from a gender perspective, describe the European Integration Process and try to explain the nature of the EU political system. A common feminist integration theory did not develop because of the different types of feminism and the various feminist research methods and subjects.The European Integration Process is largely dominated by male views and mindsets ? women were supposed to play a marginal role within this Process. Women?s issues and concerns, however, gradually entered the EU?s political arena, thanks to long-standing and untiring efforts among women. Today?s EU women?s and gender policy would not have developed without feminist engagement. Five aspects significantly contributed to the development of the EU women?s and gender policy: demands arising from economic integration, the second-wave feminism in the 1960s and 1970s, the European Commission?s activities in the field of women?s policy, European women?s policy networks and the European Union law and its interpretation by the European Court of Justice. By adopting several gender equality strategies like gender mainstreaming, the European Union achieved remarkable progress in terms of equality between men and women in the past years. Still, much needs to be done to improve gender balance within the EU institutions and bodies. At national level, gender inequality also exists across the European Union: Women are highly underrepresented in political and other decision-making positions and are largely outnumbered by men in the economic field. Discrimination against women is still widespread in all EU member states, especially in the labour market. As a result of these gender inequalities, it is obvious that women?s living conditions in the European Union remain difficult and challenging. ; eingereicht von Martina Krisper ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2011 ; (VLID)216521