'Abendländische Bildung' gegen den 'Geist der Technokratie'. Zur Rekonstruktion geisteswissenschaftlicher Wissensformen und humanistischer Bildungskonzepte im pädagogischen Diskurs der frühen Nachkriegszeit
Dass sich die Geisteswissenschaftliche Pädagogik nach 1945 an den westdeutschen Universitäten erneut als bestimmende wissenschaftstheoretische Richtung etablieren konnte, ist - schon aufgrund der Nähe einiger ihrer Vertreter zur NS-Ideologie - keineswegs selbstverständlich. Der Beitrag untersucht die symbolischen Praktiken, mit denen Protagonisten Geisteswissenschaftlicher Pädagogik ihr Wissen wiederum als zeitgemäße Antwort auf aktuelle Herausforderungen präsentieren konnten. Innerhalb eines allgemeinen NS-Bewältigungsdiskurses, der den Nationalsozialismus als Folge einer destruktiven 'nihilistischen' und technikverfallenen Moderne interpretierte, konnte man wertorientierte geisteswissenschaftliche Vernunft und 'abendländisch-humanistische Bildung' als Widerstandskräfte gegen die moderne 'Technokratie' in Stellung bringen. (DIPF/Orig.) ; It was not self-evident that 'Geisteswissenschaftliche Pädagogik' would be re-established in West-German universities after 1945 because of some scholars' closeness to Nazi ideology. This contribution examines the symbolic practices with which the protagonists presented their form of knowledge as a contemporary response to current challenges. Within a general discourse, which interpreted National Socialism as a result of a destructive 'nihilistic' technological modernity, value-orientated spiritual sciences and 'abendländisch'-humanistic education could be placed as resistance forces against modern 'technocracy'. (DIPF/Orig.)