Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil widmet sich der Fragestellung inwiefern formelle Gruppeneigentumsrechte Herkunftsgemeinschaften vor unautorisierten Verwendungen ihrer traditionellen kulturellen Ausdrucksweisen (TKAs) schützen können. Kapitel 2 und 3 führen hierzu einen ökonomischen Vergleich fünf so genannter sui generis Rechte zum Schutz jener TKAs durch und leiten Politikempfehlungen ab. Zum einen bilden die Beiträge eine Rangfolge der Transaktionskosten, die bei Verhandlung über Verwendungen der TKAs entstehen können. Zum anderen vergleichen die Kapitel...
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil widmet sich der Fragestellung inwiefern formelle Gruppeneigentumsrechte Herkunftsgemeinschaften vor unautorisierten Verwendungen ihrer traditionellen kulturellen Ausdrucksweisen (TKAs) schützen können. Kapitel 2 und 3 führen hierzu einen ökonomischen Vergleich fünf so genannter sui generis Rechte zum Schutz jener TKAs durch und leiten Politikempfehlungen ab. Zum einen bilden die Beiträge eine Rangfolge der Transaktionskosten, die bei Verhandlung über Verwendungen der TKAs entstehen können. Zum anderen vergleichen die Kapitel, ob die Schutzpräferenzen der Ursprungsgemeinschaft durch die Modelgesetze geschützt wären. Hierbei zeigt sich, dass ein Prinzipal-Agenten-Problem auftritt sollten staatliche Behörden über zu viel Verhandlungsmacht verfügen. In diesem Fall werden Bürokraten eher ihre eigenen Interessen als die der Eigentümer der TKAs durchsetzen. Letztendlich existiert zwischen beiden Effekten ein klarer Trade-Off: Je mehr ein Gesetz die Schutzinteressen der Ursprungsgemeinschaften schützt desto höher sind seine Transaktions- und somit sozialen Kosten. Der zweite Teil dieser Arbeit behandelt – auf Basis ökonomischer Laborexperimente – den Fragenkomplex wie Gruppenmitglieder öffentliche Güter im Kontext kulturellen Eigentums – so wie TKAs – bereitstellen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Einfluss sozialer Identität auf das Ausmaß an positiver sowie negativer Reziprozität der Individuen als Determinanten der sozialen Wohlfahrt. Die bedingte Kooperation der Gruppenmitglieder sowie das gegenseitige Bestrafungsverhalten untereinander bilden hierfür Maße für positive und negative Reziprozität. Kapitel 4 zeigt, dass Individuen unter dem Einfluss sozialer Identität grundsätzlich divergierende Kooperationspräferenzen abhängig davon mit wem sie interagieren aufzeigen. Auf Basis eines Within-Subject-Designs und mehreren ein-Perioden Spielen in Strategiemethode, zeigt der Beitrag, dass Individuen in identitäts-homogenen Gruppen (In-Group) die Präferenz für eine höhere bedingte Kooperation und weniger Eigennutzorientierung als in einer heterogenen Gruppe (Out-Group) zeigen. Zusätzlich neigen Individuen in heterogenen Gruppen eher zu einem vollständigen Trittbrettfahrerverhalten. Somit könnten Politikinstitutionen, die den Zusammenhalt einer Gruppe betonen, die soziale Wohlfahrt steigern. Auf der Basis eines zehn-Perioden-Spiels zeigt Kapitel 5, dass hauptsächlich vergleichsweise höhere Erwartungen an die Kooperation der Mitglieder in einer In-Group als an die in einer Out-Group Wohlfahrtsgewinne in homogenen Gruppen im Zuge mehrperiodischer Interaktionen auslösen. Die bedingte Kooperation – hier die Erwiderung der eigenen Erwartungen an die Kooperation der Gruppenmitglieder durch eigene Beiträge – ist hingegen in In- und Out- Groups ähnlich. Insgesamt belegt dieser Beitrag somit, dass Erwartungen der Individuen der entscheidende Faktor für das Beitragsverhalten der Gruppenmitglieder unter sozialer Identität ist. Kapitel 6 analysiert inwiefern die Möglichkeit einer gegenseitigen Bestrafung die Kooperationsbereitschaft unter dem Einfluss sozialer Identität ändert. Hierzu verwendet der Beitrag ein-Perioden-Spiele in Strategiemethode sowohl mit als auch ohne Bestrafung. Es zeigt sich, dass die Antizipation einer Bestrafung in heterogenen Gruppen zur größten Anhebung der Kooperationsbereitschaft führt, was am deutlichsten durch das Verhalten der Free-Rider ausgelöst wird. Darüber hinaus hebt die Bestrafungsinstitution unterschiede in der Kooperationsbereitschaft zwischen homo- und heterogenen Gruppen auf, die sich typischer Weise zugunsten homogener Gruppen verlagert. Letztlich deuten die Ergebnisse darauf hin, dass im Vergleich zu einer Situation in der ausschließlich eine Bestrafungsinstitution vorliegt, eine zusätzliche Identitätszuschreibung die Wohlfahrt zusätzlich erhöht. Mit Fokus auf negativer Reziprozität untersucht Kapitel 7 die Frage inwiefern soziale Identität das Bestrafungsverhalten gegenüber Gruppenmitgliedern beeinflusst, die weniger zum öffentlichen Gut beitragen als der Bestrafende. Hier zeigt sich, dass Mitglieder identitäts-homogener Gruppen seltener und in geringerer Höhe bestrafen, als es in heterogenen Gruppen der Fall ist. Darüber hinaus ist das Bestrafungsverhalten in heterogenen Gruppen signifikant stärker durch Ärger-ähnliche Emotionen motiviert als in homogenen Gruppen. Insgesamt zeigt der zweite Teil dieser Dissertation, dass Identitätszuschreibungen sowohl positive als auch negative Reziprozität beeinflussen und somit die soziale Wohlfahrt bei der Bereitstellung öffentlicher Güter – auch im Kontext kulturellen Eigentums – beeinflussen. Diese Ergebnisse sind demzufolge für Verhaltensabschätzungen im Rahmen von Politikempfehlungen relevant, die sich auf Situation mit dem Charakter öffentlicher Güter beziehen. ; The dissertation is divided in two parts. The first part examines the case of how traditional cultural expressions (TCEs) can be protected by formal institutions of collective property rights against unauthorized use by non-community members. Specifically, Chapter 2 and 3 evaluate and compare economic impacts of five so called sui generis rights for the protection of TCEs and derive policy recommendations. The analysis results in an ordinal ranking of the model laws firstly with regard to transaction costs for negotiating access to TCEs as far as an underutilization can occur. Secondly, the chapters compare the model laws according to their potential to serve local communities' preferences for protection. This is highlighted by showing that a principal-agent problem occurs if state agencies are provided with a lot of bargaining power. In this case bureaucrats will serve their own purposes more than those of the actual holders of sui generis rights. Lastly, there is a clear tradeoff between both effects of sui generis protection: The more a law respects the local communities' protection preferences the higher are its transaction and thus social costs. Employing economic experiments, the second part of this dissertation is devoted to the more general question of how public goods in the context of cultural property – such as TCEs – are provided by group members. In particular, it focusses on the influence of subjects' social identity on their degree of positive and negative reciprocity, which is captured by different measures of their conditional cooperation as well as punishment behavior, respectively. Chapter 4 employs a within-subject design based on one-shot public good games in strategy method. The article shows that social identity systematically invokes different cooperation preferences depending on the matching circumstances. In particular, when matched with in-group members, subjects consistently show the preference for higher levels of conditional cooperation and thus less self-serving bias than in out-group matching. Additionally, they show an elevated propensity to be a free-rider when matched with individuals of a different identity. These results indicate that it can be reasonable to devise policy institutions that strengthen the feeling of belonging to a particular group enhancing social welfare. Making use of a ten-periods public good game, Chapter 5 yields that comparatively higher expectations on in-group than on out-group members' cooperativeness are the main driver for welfare enhancements when subjects interact with members of a common identity over multiple periods. The degree of conditional cooperation – here to what extent subjects reciprocate these expectations by own contributions – is however, similar in all matching protocols. Consequently, the results of this article clearly underline the paramount importance of expectations in determining cooperation under social identity. Chapter 6 analyzes how peer-punishment affects subjects' cooperativeness in the provision of public goods under social identity. The article employs a series of one-shot public good games in strategy method both with and without the institution of peer punishment. It finds, firstly, that the strongest increase in subjects' cooperativeness is present in out-group matching, especially for individuals classified as free-riders. This is most likely due to an anticipation of comparably strong punishment by individuals of different identities. Secondly, the presence of peer-punishment clearly eliminates the existence of an in-group bias typically prevalent without punishment. Lastly, the results indicate that compared to a situation in which merely peer-punishment is present an identity affiliation – independent whether subjects interact in identity-homogenous or heterogeneous groups – may raise social welfare. Turning to negative reciprocity, Chapter 7 examines whether social identity affects individuals' willingness to sanction deviating group members in a public good context. The results indicate that members of identity homogeneous groups punish much less often and in smaller amounts than of heterogeneous groups when they face contributions smaller than their own. Also, anger-like emotions influence punishment behavior much stronger when individuals are matched with members of different identities than in identity homogenous groups. All in all, the insights of the second part of this dissertation show that subjects' identity affiliation is determining their degree of positive and negative reciprocity and thus the level of social welfare obtained in a public goods context. Consequently, social identity should be considered as relevant in the provision of specific types of cultural property, such as TCEs, as well. Even more so the results are of crucial importance for improving economists' ability to predict behavior and derive policy recommendations for public good contexts involving social identity in general.
Das Vorhaben der EU-Kommission, die Zugangsreglementierungen zu den Berufen innerhalb der Europäischen Staaten weiter aufzulösen, kann das deutsche Handwerk arg treffen. Denn 41 der 92 Gewerbezweige, die im "Gesetz zur Ordnung des Handwerks", kurz Handwerksordnung (HwO), aufgeführt sind, stehen unter dem sogenannten "Meistervorbehalt", d.h. dass ein Handwerksmeister dieses Gewerkes Betriebsleiter sein muss. Der Inhaber benötigt seit der Handwerksrechtsnovelle von 2004 diese Qualifikation nicht. Ebenso gibt es bei der Einstellung von Personen keinerlei Einschränkungen. Die Meisterpflicht für den Betriebsleiter dient faktisch dem Verbraucherschutz, da viele Handwerksleistungen gefahrengeneigt sind. Dies wirkt sich auch positiv auf die Qualität der handwerklichen Produkte und Dienstleistungen aus. Der Paradigmenwechsel, den die HwO-Novelle 2004 vollzogen hat, wird offenbar in der EU-Kommission nicht ausreichend erkannt, wie aus einer jetzt veröffentlichten Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) hervorgeht. Die Deregulierungsvorschläge, die die EU-Kommission im deutschen Handwerk durchsetzen möchte, begründet sie mit wissenschaftlichen Studien vor allem aus den USA und Großbritannien. Die dortigen Märkte seien, so das ifh, zum einen nicht mit den europäischen Gegebenheiten vergleichbar. Zum anderen werde nicht berücksichtigt, dass die Beschäftigung von Arbeitskräften in Handwerksunternehmen keiner Beschränkung unterliegt, sondern nur durch das definierte berufliche Qualifikationsniveau des Betriebsleiters, der zudem nicht zwingend ein Meisterdiplom haben muss, sondern auch einen vergleichbaren Abschluss z.B. als Ingenieur vorweisen darf. Die Göttinger Volkswirtschaftler verweisen darauf, dass die EU-Kommission, statt außereuropäische Studien zu bemühen, sich besser auf die bereits vorliegenden Forschungen zur Deregulierung durch die HwO-Novelle 2004 stützen könne. Jüngste Forschungen aus 2014 und 2015 zeigten bereits, dass diese Reform unter anderem erhebliche negative Effekte bezüglich der Überlebensfähigkeit von Betrieben am Markt mit sich gebracht habe und die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe gesunken sei. Auch lasse sich nicht belegen, dass die Deregulierung des Handwerks seit 2004 zu einem Beschäftigungswachstum geführt habe. Die Autoren der Studie empfehlen ferner, den volkswirtschaftlichen Nutzen des deutschen Handwerkskammersystems zu berücksichtigen. Teil jeder Handwerksmeisterprüfung sei auch die Ausbildereignungsprüfung. Die von der EU-Kommission erwogene völlige Abschaffung des Meistervorbehalts berge die Gefahr, dass die Bereitschaft zur Lehrlingsunterweisung sowie Teilnahme an der beruflichen Bildung im Handwerkskammersystem entscheidend geschwächt würde. ; In autumn 2013, the EU Commission published its communication on "Evaluating national regulations on access to professions" (COM(2013) 676 final), proposing to liberalize regulations in the European common market. This approach concerns the German Trade and Crafts Code, which sets mandatory qualification requirement for market entry into 41 different trades. In contrast to strict licensing arrangements, the German trade and crafts code only regulates the qualification requirements of a firm's operations manager, which is not necessarily the business owner. There is no licensing for employees of craft firms. This report seeks to summarize the theoretical and empirical literature on licensing deregulation. We will critically evaluate if these insights are suitable for predicting possible effects of a further deregulation of the German trade and crafts code. The report finds that both theoretical considerations and existing empirical findings cannot be readily transferred to the situation of the German crafts. This is largely because present empirical studies mainly illuminate the US or UK market. Licensing practices in these markets are, however, not comparable with the German Trade and Crafts Code. Moreover, the literature focusses on professions that require higher levels of qualification than occupations within the German craft sector do. In addition, there is a lack of empirical research on important theoretical deregulation effects such as the reduction of consumer prices, occupational as well as geographic mobility, and the impact on innovation behavior. Theoretical advantages of regulations, such as incentives to increase human capital, are only marginally covered. As the literature does not apply to the specific context of the German crafts sector, it seems more appropriate to investigate the consequences of the last deregulation of the German trade and crafts code, which was implemented in 2004. Initial research indicates that this reform has indeed triggered business start-ups in the deregulated professions. New businesses, however, are characterized by a small number of employees (mostly none) and lower survival rates. The completion rate of advanced degrees (Meister examination) has fallen. Finally, it is likely that the deregulation has neither triggered employment growth nor did it create an impetus for innovation.
Können traditionelle kulturelle Ausdrucksweisen, wie Tänze, Rituale, Geschichten oder Legenden, durch eigens geschaffene immaterielle Eigentumsrechte, den sogenannten sui generis Rechten, geschützt werden? Um die vielschichtigen Auswirkungen der sui generis Rechte sowie die Einflüsse auf deren Entstehung ganzheitlich zu beleuchten, vereint der Sammelband Sichtweisen aus den Disziplinen des Völkerrechts, des Zivilrechts, der Ethnologie und der Ökonomie. Den Schwerpunkt bilden hierbei sowohl die Wechselwirkungen der sui generis Rechte mit dem Öffentlichen und dem gängigen Immaterialgüterrecht als auch ihre volkswirtschaftlichen Effekte. Darüber hinaus wird der internationale Entstehungsprozess der sui generis Rechte in der Weltorganisation für Geistiges Eigentum zusammen mit den Einflüssen eines solchen internationalen Diskurses auf die vor Ort gelebte Kultur beleuchtet.