With his work »An Inquiry Into Modes of Existence: An Anthropology of the Moderns« (2013), Bruno Latour makes good on his promise to provide an alternative description of Western culture. He depicts modern conflicts of value and sketches out a diplomatic mission aimed at achieving a peace accord between cultures and salvation from the planetary climate catastrophe. With analyses on the different modes of existence - such as politics, economy, religion or technology - the contributors test the sociological content of Latour's findings and set them in relation with the preexisting body of knowledge. In this way, Latour's major work is not just critically inspected, but also openly debated in its entire scope for the first time. Henning Laux (Dr. phil.), geb. 1979, lehrt Soziologie mit den Schwerpunkten Politische Soziologie, Kultursoziologie und Gesellschaftstheorie an der Universität Bremen.
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Der Autor beschäftigt sich mit den konkreten Formen menschlicher Subjektivität, die durch humankapitalisierende Techniken angeboten, gebildet und erzwungen werden. Ziel seiner Überlegungen ist eine analytische Sortierung und Durchdringung des Phänomenbereichs des Humankapitals. Dafür wird auf das kategoriale Instrumentarium der Praxistheorie zurückgegriffen, wobei die Untersuchung insgesamt eher explorativen Charakter hat. Ziel ist es, die Breite und Komplexität des Themas zu vermessen, um somit Anknüpfungsmöglichkeiten für materiale Studien anzubieten. Die wissenssoziologisch orientierte Analyse zeigt auf, dass der Begriff "Humankapital" mittlerweile zur semantischen Grundausstattung des ökonomischen Spezialdiskurses gehört. Zudem wird darauf hingewiesen, dass entsprechende Anrufungen des Subjekts zunehmend in die Alltagssprache gelangen. Mit Blick auf die Praxis wird für Unternehmen und Bildungsinstitutionen exemplarisch herausgearbeitet, dass die Kapitalisierung des Menschen bereits weit fortgeschritten ist. Allerdings muss auf die Existenz von Gegendiskursen, widerspenstigen Praktiken und kulturellen Spannungen hingewiesen werden. In diesem Sinne ist die Moderne nach Ansicht des Autors (noch) nicht durch eine homogene und lückenlose Subjektformation geprägt. (ICI2)
Nacktes Leben und Lebens-Form. Homo Sacer Trilogie von Giorgio Agamben -- Liebe und Ökonomie. Der Konsum der Romantik: Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus von Eva Illouz -- Die Rechtfertigung des Kapitalismus und die Kritik. Der neue Geist des Kapitalismus von Luc Boltanski und Ève Chiapello -- Verlust des sozialen Bandes? Bowling Alone von Robert D. Putnam -- Die Macht der Eliten und die Ohnmacht des 'common man'. Postdemokratie von Colin Crouch -- Das Gespür für die (Spät-)Moderne. Beschleunigung und Resonanz von Hartmut Rosa -- Die Subjektivierungsform der Gegenwart. Das unternehmerische Selbst von Ulrich Bröckling -- Religion in einer entzauberten Welt. Ein säkulares Zeitalter von Charles Taylor -- Biographie als Gegenwartsdiagnose. Rückkehr nach Reims von Didier Eribon -- Black Lives Matter. On the Run von Alice Goffman -- Chthuluzän – Gegenwartsdiagnose jenseits der Großtheorie. Unruhig bleiben von Donna Haraway -- Der steile Aufstieg des Rechtspopulismus. Fremd in ihrem Land von Arlie Russell Hochschild -- Weltdiagnose mit westlichem Publikum. Neben uns die Sintflut: Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis von Stephan Lessenich -- Die Wiederkehr der Ungleichheit. Die Abstiegsgesellschaft von Oliver Nachtwey -- Flucht in die Vergangenheit. Retrotopia von Zygmunt Bauman -- Zahlen machen Leute. Das metrische Wir. Über die Quantifizierung des Sozialen von Steffen Mau -- Die Kulturalisierung der Gegenwart. Die Gesellschaft der Singularitäten von Andreas Reckwitz.
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Bruno Latour ist in den letzten Jahren zu einem der meistdiskutierten und einflussreichsten Autoren der Sozial- und Kulturwissenschaften aufgestiegen. Er wird nicht nur rege gelesen und zitiert, mittlerweile schließen auch unzählige Forschungen an seine Schriften an und auch in der Lehre besitzt er bereits einen festen Platz in vielen Grundkursen und Überblicksvorlesungen. Weil zugleich aber kaum zu übersehen ist, dass die Vorbehalte gegenüber Latour immer noch groß sind, zielt die vorliegende Einführung darauf, zunächst die zentralen Motive und Konzepte dieses auf den ersten Blick immens heterogenen Werkes zu erschließen. Sie möchte den Weg in ein Denken bahnen, das dem eigenen Anspruch nach eine grundsätzliche Alternative zu eingespielten Ansätzen der Sozial- und Kulturwissenschaften formuliert. Vor diesem Hintergrund muss man sich Latour - so die These des Buches - als einen überaus systematischen und kohärenten Denker vorstellen. Um dies aufzuzeigen, folgt die Einführung dem Werdegang seines Werkes und versucht die Kernannahmen herauszuarbeiten, die im Anschluss an die noch kaum erschlossenen Schriften aus der Dissertationszeit in den Wissenschafts- und Technikstudien sichtbar werden und die schließlich zur Entwicklung der Akteur-Netzwerk-Theorie und zahlreichen allgemeinen philosophischen und soziologischen Beiträgen führen. Aufbauend hierauf werden schließlich die jüngeren Werke von Latour diskutiert, die sich in gesellschaftstheoretischer Absicht mit den Existenzweisen der Modernen oder wie in Kampf um Gaia mit der ökologischen Krise und den Möglichkeiten einer neuen Politik der Natur befassen. Die Zielgruppen Studierende und Lehrende der Soziologie, Philosophie, Kultur- und Sozialwissenschaften. Die Autoren Dr. Lars Gertenbach vertritt seit Oktober 2017 die Professur für Politische Soziologie an der Universität Bielefeld und ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kassel. Dr. Henning Laux vertritt seit Oktober 2017 die Professur für Allgemeine Soziologie an der Universität Hamburg
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Gründungsszenen sind Ankerpunkte soziologischen Theoretisierens: Als konkrete Bezugsprobleme stiften sie im weitesten Sinne des Wortes einen Realitätsbezug, der sich nicht in die Kategorien der methodisch kontrollierten Erhebung empirischer Tatbestände übersetzen lässt. Sie können literarischen, biographischen oder anekdotischen Ursprungs sein und sind dennoch nicht bloßes 'Decorum'. Vielmehr verweisen sie auf den Erfahrungs- und Sinnhintergrund jeder theoretischen Abstraktion. Ihre Analyse ermöglicht die Reflektion narrativer Elemente in sozialwissenschaftlichen Texten und verdeutlicht den Prozess des Theoretisierens selbst. So entsteht eine alternative Form der Einführung in das soziologische Denken. Der vorliegende Band rekonstruiert und diskutiert die Gründungsszenen verschiedener Autoren, darunter u.a. Pierre Bourdieu, Bruno Latour, Niklas Luhmann, Jürgen Habermas und Erving Goffman. Der Inhalt • Konzeptionelle Grundlagen • Szenen entziffern und Theorien verstehen (»Understanding Theories«) • Szenen verfolgen und Theorien vergleichen (»Comparing Theories«) • Szenen rekonstruieren und Theorien entwickeln (»Doing Theory«) Die Zielgruppen Studierende, Lehrende und Forschende im Bereich der Soziologie und Kulturwissenschaft. Die Herausgeber Prof. Dr. Sina Farzin arbeitet am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Dr. Henning Laux arbeitet am Institut für Soziologie der Universität Bremen
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Der Beitrag betrachtet im Rahmen des Handbuchs zur Regierungsforschung die Zeithorizonte des Regierens. Der Globus dreht sich immer schneller. Die Transformationen erreichen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ein Tempo, das die institutionellen Bastionen der westlichen Moderne an ihre Belastungsgrenze bringt. Territoriale Grenzen verschieben sich, staatliche Souveränität erodiert, lokale Milieus zerstreuen sich, Volksparteien und Gewerkschaften schrumpfen, soziale Sicherungssysteme stehen unter permanentem Reformdruck, die Kernfamilie mutiert zum brüchigen Patchworkgebilde, die klassische Berufskarriere zerfällt in unverbundene Episoden und Projekte. Doch es wirkt fast so, als sei der Ruf nach politischen Problemlösungen zwecklos, denn die Voraussetzungen für kollektiv verbindliche und tragfähige Entscheidungen haben sich in der Gegenwart ganz erheblich verschlechtert. Der Beitrag erkundet das (zeit-)strukturelle Defizit westlicher Demokratien, um von dort aus die Paradoxien des politischen Regierungshandelns und die Tragfähigkeit zeitgenössischer Gegenmaßnahmen zu beurteilen. (ICA2)
"Die Autoren greifen die Theorie der reflexiven Modernisierung auf, die insbesondere von Beck, Giddens und Lash formuliert wurde. Gleich zu Beginn ihres Beitrags stellen die Autoren klar, dass Zukunftsprognosen von dieser Theorie nicht zu erwarten sind. Dies hat einen guten Grund: Die reflexive oder auch zweite Moderne versteht sich als Spätphase des Modernisierungsprozesses, bei dem sich die modernen Ideale wie Bildung, Bürgerrechte, Emanzipation, ökonomischer Fortschritt, National- und Wohlfahrtsstaat sowie Vollbeschäftigung im allmählichen Auflösungsprozess befinden. Gerade durch deren Institutionalisierung sind Probleme wie Arbeitslosigkeit und Armut, Auflösung traditioneller Bindungen und Verlust der Lebensmittelpunkte, Umweltverschmutzung, Bürokratie, Kollaps der Sozialsysteme und hohe Staatsschulden im Sinne von unbeabsichtigten, aber weitreichenden Nebenfolgen entstanden. Diese müssen ihrerseits durch einen neuen, selbstbezüglichen Modernisierungsprozess überwunden werden. So wie die beschriebenen Nebenfolgen vor deren Eintreten nicht prognostizierbar waren, können auch künftige Emergenzentwicklungen nicht vorhergesagt werden. Dies liegt nicht nur an der Nichtprognostizierbarkeit der Zukunft (insbesondere Giddens betont, dass der historische und zukünftige Entwicklungsverlauf keiner deterministischen Logik gehorcht und daher offen ist), sondern auch an der durch die zunehmende soziale und technologische Komplexität fortschreitende Erosion der Wissensbasis und Entstehung von Alternativwahrheiten, auf deren Grundlage keine sicheren Entscheidungen mehr getroffen werden können. In dieser Situation schreiben Beck et al. weder den Individuen noch dem Staat die Möglichkeit zu, den Wandel gestalten zu können. Vielmehr sehen sie das Veränderungspotenzial 'dazwischen', namentlich bei sozialen Bewegungen. Hieran anknüpfend und über die eigentliche Theorie der reflexiven Moderne hinausgehend, integrieren die Autoren Überlegungen von Dewey und Latour in das bestehende Gedankengebäude. Sie widmen sich den konkreten Handlungsmustern, die zur Lösung moderner Probleme eingesetzt werden können. Anstelle des traditionellen direkten oder repräsentativen demokratischen Abstimmungsprozesses wird ein jeweils themenzentrierter, mehrstufiger und inkrementeller Lösungs- und Lernprozess ('Demokratischer Experimentalismus') als zielführend angesehen, bei dem laienhafte Meinungen und wissenschaftliche Fachexpertise zusammengeführt werden. Aus Sicht der reflexiven Moderne kann es entweder zu einer Intensivierung staatlicher Kontrolle oder zu einer Stärkung demokratischer Öffentlichkeiten kommen (Szenarien). Aus Sicht der Autoren sind es in der 'dritten Moderne' angesichts der technologischen Entwicklungen im Internet (soziale Netzwerke, Enthüllungsplattformen etc.) eher die transnationalen Experimentiergemeinschaften, die den künftigen sozialen Wandel - hin zu wünschenswerten Zukünften - steuern." (Autorenreferat)
Die durch die mediale und politische Öffentlichkeit beförderte Reduktion auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit (z. B. Gleichstellung, Freiheit, Antidiskriminierung, juristische Umsetzbarkeit) hat dazu geführt, dass die moderne Gesellschaft systematisch hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Dort, wo sich die Orientierung an gleichen Rechten, Freiheiten und Chancen totalisiert, werden vorhandene Differenzen (gewaltsam) nivelliert und begraben. Eine dagegen in Anschlag gebrachte Dekonstruktion appelliert und erinnert an die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber den Anderen, den Immobilen und Exkludierten, den Zwangsentschleunigten und Bedürftigen. Sie tut dies in einer Zeit, in der sich der Sozialstaat auf dem Rückzug befindet und die Ökonomisierung der Lebenswelt anhält. Die Dekonstruktion erinnert Staat und Bürger an ihre Fürsorgepflicht gegenüber denen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht dazu in der Lage sind, ihre im Liberalismus bereitgestellten Chancen und Freiheiten zu nutzen. Eine solche Verpflichtung betrifft Individuum und Kollektiv gleichermaßen. In diesem Sinne betritt Derrida mit Gesetzeskraft unmissverständlich die Bühne des Öffentlichen. Die Dekonstruktion ist zwar kein realpolitisches Programm, aber sie ermöglicht eine kritische und philosophisch auf Dauer gestellte Befragung gesellschaftlicher Institutionen. (ICF2)