Zu einer Ästhetik des Hybriden ; Eine Geschichte der Verflechtung von deutschen Theaterkünstlern mit chinesischer Theaterkultur im frühen 21. Jahrhundert ; Towards a hybrid aesthetics ; A history of interweaving by German theatre artists with Chinese theatre cultures in the early 21st century
Zentrale Fragestellung der vorliegenden Studie richtet sich auf neue Erkenntnisse bezüglich Theatermodell, Geschichtsschreibung und ästhetischer Erfahrung, die aus der Verflechtung von deutschen Theaterkünstlern mit chinesischer Theaterkultur im interkulturellen Theater zu Beginn des 21. Jahrhunderts hervorgeht. Die Erforschung der künstlerischen Praktiken, der Beziehungsgeschichte zwischen deutscher und chinesischer Theaterkultur sowie interkultureller Ästhetik steckt noch weitgehend in den Anfängen. Aufgrund der Ausgangsidee des "sino-deutschen" Theaters wird der Begriff Hybridisierung bzw. Hybridbildung als theoretische Grundlage der transversalen Kategorie der Verbindung und Verflechtung von Theaterkulturen bestimmt. Als historische Grundlage erweist sich die Rezeptions- bzw. Transfergeschichte chinesischer (Theater-)Kultur im deutschsprachigen Raum des 17.-18. und 20. Jahrhunderts. Sie dient als Wissenshintergrund gegenwärtiger Entwicklungen der Zusammenarbeit deutscher Künstler mit chinesischer Theaterkultur. Zu drei exemplarischen Theaterproduktionen bzw. –aufführungen/performances, nämlich Quintett im Theaterprojekt One Table Two Chairs 一桌兩椅 (2000), 走為上 zouweishang. fluchtVERSUCHE. Absurd-komische Versuchsanordnung zum dramatischen Leben und Werk von Gao Xingjian (2001) und Häuptling Abendwind 晚風酋長 (2003), wurden Feldstudien (als teilnehmende Beobachterin/Künstlerin), Korrespondenzen und Interviews hinsichtlich der Produktionsbedingungen, Annäherungsversuche deutscher Theatermacher an die chinesische Theaterkultur, des Verständnisses sowie der Funktion des Theaters durchgeführt. Durch relevante Beschreibungen werden diese drei Performances unter den Aspekten der Interaktion, des Flüchtens und der Vermittlung analysiert und die ästhetische Bedeutung ihrer jeweiligen Verflechtungsfiguren, "Interartisten", "Weltbürger" und "Mittler", hinsichtlich des visionären Einfallsreichtums sowie politisch und soziokulturell in ihrem Bezug auf die Welt erläutert. Anhand der Ergebnisse lassen sich schließlich drei ...