Kultivierungen von Gewalt: Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung
In: Kultur, Geschichte, Theorie Bd. 2
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In: Kultur, Geschichte, Theorie Bd. 2
In: Kultivierungen von Gewalt: Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung, S. 63-84
Der Autor verdeutlicht die Relevanz kultureller Deutungsmuster für die Analyse von Gewaltphänomenen anhand von Gruppendiskussionen, biographischen Interviews und teilnehmenden Beobachtungen mit vier Berliner Rap- bzw. Breakdancegruppen, deren Mitglieder teilweise in gewaltförmiges Handeln innerhalb von "Gangs" verstrickt waren. Er zeigt, dass die ethnisierte Jugendgewalt als Phänomen und soziales Problem auf drei Ebenen entsteht: als Praktiken der Gewalt, als jugendkulturelle Ästhetisierungen von Gewalt und als mediale Dramatisierungen von Gewalt. Auf der Ebene der Praktiken der Gewalt wird z.B. deutlich, wie die Materialität und Körperlichkeit von Gewalthandeln mit Prozessen der Inszenierung, Symbolisierung und kulturellen Kodierung verschränkt ist. Die Ebene der jugendkulturellen Ästhetisierung von Gewalt im Rahmen von HipHop bildet dagegen den konstitutiven Rahmen sowohl für die Aneignung gewaltförmiger Praktiken als auch für die spätere Überführung dieser Handlungsformen in gewaltlose, ästhetische Praktiken des Rap und Breakdance. Auf der Ebene medialer Dramatisierungen entsteht schließlich aus den gewaltförmigen Praktiken und insbesondere aus den Stilisierungen der Jugendlichen das Phänomen ethnisierter Jugendgewalt als ein öffentlich wahrgenommenes soziales Problem. Die kulturellen Kodierungen prägen somit auf allen drei Ebenen das Phänomen ethnisierter Jugendgewalt und sind bestimmend für die Entstehung, Anlässe und Verläufe des eigentlichen Gewalthandelns. (ICI2)
In: Kultivierungen von Gewalt. Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung., S. 63-84
Der Autor verdeutlicht die Relevanz kultureller Deutungsmuster für die Analyse von Gewaltphänomenen anhand von Gruppendiskussionen, biographischen Interviews und teilnehmenden Beobachtungen mit vier Berliner Rap- bzw. Breakdancegruppen, deren Mitglieder teilweise in gewaltförmiges Handeln innerhalb von "Gangs" verstrickt waren. Er zeigt, dass die ethnisierte Jugendgewalt als Phänomen und soziales Problem auf drei Ebenen entsteht: als Praktiken der Gewalt, als jugendkulturelle Ästhetisierungen von Gewalt und als mediale Dramatisierungen von Gewalt. Auf der Ebene der Praktiken der Gewalt wird z.B. deutlich, wie die Materialität und Körperlichkeit von Gewalthandeln mit Prozessen der Inszenierung, Symbolisierung und kulturellen Kodierung verschränkt ist. Die Ebene der jugendkulturellen Ästhetisierung von Gewalt im Rahmen von HipHop bildet dagegen den konstitutiven Rahmen sowohl für die Aneignung gewaltförmiger Praktiken als auch für die spätere Überführung dieser Handlungsformen in gewaltlose, ästhetische Praktiken des Rap und Breakdance. Auf der Ebene medialer Dramatisierungen entsteht schließlich aus den gewaltförmigen Praktiken und insbesondere aus den Stilisierungen der Jugendlichen das Phänomen ethnisierter Jugendgewalt als ein öffentlich wahrgenommenes soziales Problem. Die kulturellen Kodierungen prägen somit auf allen drei Ebenen das Phänomen ethnisierter Jugendgewalt und sind bestimmend für die Entstehung, Anlässe und Verläufe des eigentlichen Gewalthandelns. (ICI2).
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 52, Heft 44, S. 6-13
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 44, S. 6-13
ISSN: 2194-3621
"Öffentliche Diskussionen über Gewalt, aber auch sozialwissenschaftliche Analysen sind durch eine spezifische Spannung zwischen Ausblendung und Dramatisierung von Gewalt geprägt. Um die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten der Gewaltanalyse ergründen zu können, wird zunächst das Problem der Definition von Gewalt erörtert. Anschließend werden verschiedene Thematisierungen des Verhältnisses von Gewalt und Moderne und die jeweiligen Konsequenzen für die Analyse von Gewalt vorgestellt. Hieraus können dann alternative Perspektiven gewonnen werden, die zu einer gegenstandsnäheren Erforschung von Gewalt beitragen." (Autorenreferat)
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 44/2002
ISSN: 0479-611X
In: Migration und Integration in Berlin : wissenschaftliche Analysen und politische Perspektiven., S. 313-332
"Christoph Liell rekonstruiert in seinem Beitrag die Praktiken und Orientierungen von Jugendlichen türkischer und arabischer Herkunft. Der Autor zeigt, dass gewaltförmiges Handeln eine eigene 'Rationalität' und Handlungslogik aufweist, die auf die 'Erprobung und Bewährung von Härte' abzielt und durch komplexe, inszenierte 'Rituale der Anmache' gekennzeichnet ist. Die Stilisierung von Härte wird als Ressource zur Konstruktion spezifischer Formen von Männlichkeit und Erwachsensein sowie als Mittel zur individuellen Selbstbehauptung in der Gleichaltrigengruppe genutzt. Die jungen Immigranten nutzen mediale Angebote stereotypisierter Identitätsmerkmale bei der 'Suche und Erprobung von Selbst- und Weltbezügen oder Identitäten'. Das Gewalthandeln hat für diese Jugendlichen aber oft nur einen episodalen Charakter und wird von anderen nichtgewaltförmigen Aktivitäten (vor allem Rap und Breakdance) abgelöst. Die 'Ausbildung von Deeskalationsstrategien in alltäglichen Interaktionen' und die 'Professionalisierungsbestrebungen im Rahmen der Kommerzialisierung popkultureller Stile' sind Liell zufolge Kennzeichen der Produktivität jugendkultureller Milieubildungsprozesse. Die Vergemeinschaftung in stilistisch orientierten Gleichaltrigengruppen bietet den Jugendlichen 'Auswege aus der Verstrickung in Gewalthandeln' und Ressourcen für die Bearbeitung von migrationsbedingten Diskontinuitätserfahrungen." (Autorenreferat).
In: Migration und Integration in Berlin: wissenschaftliche Analysen und politische Perspektiven, S. 313-332
"Christoph Liell rekonstruiert in seinem Beitrag die Praktiken und Orientierungen von Jugendlichen türkischer und arabischer Herkunft. Der Autor zeigt, dass gewaltförmiges Handeln eine eigene 'Rationalität' und Handlungslogik aufweist, die auf die 'Erprobung und Bewährung von Härte' abzielt und durch komplexe, inszenierte 'Rituale der Anmache' gekennzeichnet ist. Die Stilisierung von Härte wird als Ressource zur Konstruktion spezifischer Formen von Männlichkeit und Erwachsensein sowie als Mittel zur individuellen Selbstbehauptung in der Gleichaltrigengruppe genutzt. Die jungen Immigranten nutzen mediale Angebote stereotypisierter Identitätsmerkmale bei der 'Suche und Erprobung von Selbst- und Weltbezügen oder Identitäten'. Das Gewalthandeln hat für diese Jugendlichen aber oft nur einen episodalen Charakter und wird von anderen nichtgewaltförmigen Aktivitäten (vor allem Rap und Breakdance) abgelöst. Die 'Ausbildung von Deeskalationsstrategien in alltäglichen Interaktionen' und die 'Professionalisierungsbestrebungen im Rahmen der Kommerzialisierung popkultureller Stile' sind Liell zufolge Kennzeichen der Produktivität jugendkultureller Milieubildungsprozesse. Die Vergemeinschaftung in stilistisch orientierten Gleichaltrigengruppen bietet den Jugendlichen 'Auswege aus der Verstrickung in Gewalthandeln' und Ressourcen für die Bearbeitung von migrationsbedingten Diskontinuitätserfahrungen." (Autorenreferat)
In: Migration und Integration in Berlin, S. 313-332
In: Ordnungen der Gewalt: Beiträge zu einer politischen Soziologie der Gewalt und des Krieges, S. 33-54
Moderne Gesellschaften gelten als zivilisiert, befriedet, als (zumindest im Inneren) gewaltfrei. Gleichzeitig scheint Gewalt ubiquitär zu sein und immer mehr zuzunehmen. Ausblendung und Dramatisierung, relative Absenz und unmittelbare Präsenz scheinen die Thematisierung von Gewalt gleichermaßen zu prägen. Der Beitrag entwickelt ein Analyseraster, das Gewalt als in sozialen, kulturellen und historischen Kontexten konstitutiert begreift. Dies geschieht als Analyse einiger Problematisierungsweisen von Gewalt und Moderne sowie spezifischer Begriffstrategien, die sowohl wissenschaftliche als auch mediale und politische Diskurse über Gewalt strukturieren. Eine damit verbundene "Entsubstantialisierung von Gewalt" liefert den Rahmen für die Analyse spezifischen Gewalthandelns als soziale Praxis. Am Phänomen "Jugendgewalt" wird diese Herangehensweise exemplarisch dargestellt. (pre)
In: Ordnungen der Gewalt, S. 33-54
In: Ordnungen der Gewalt : Beiträge zu einer politischen Soziologie der Gewalt und des Krieges., S. 33-54
Moderne Gesellschaften gelten als zivilisiert, befriedet, als (zumindest im Inneren) gewaltfrei. Gleichzeitig scheint Gewalt ubiquitär zu sein und immer mehr zuzunehmen. Ausblendung und Dramatisierung, relative Absenz und unmittelbare Präsenz scheinen die Thematisierung von Gewalt gleichermaßen zu prägen. Der Beitrag entwickelt ein Analyseraster, das Gewalt als in sozialen, kulturellen und historischen Kontexten konstitutiert begreift. Dies geschieht als Analyse einiger Problematisierungsweisen von Gewalt und Moderne sowie spezifischer Begriffstrategien, die sowohl wissenschaftliche als auch mediale und politische Diskurse über Gewalt strukturieren. Eine damit verbundene "Entsubstantialisierung von Gewalt" liefert den Rahmen für die Analyse spezifischen Gewalthandelns als soziale Praxis. Am Phänomen "Jugendgewalt" wird diese Herangehensweise exemplarisch dargestellt. (pre).
In: Kultivierungen von Gewalt: Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung, S. 9-40
Die drei Hauptströmungen der soziologischen Gewaltforschung (strukturorientierte Erklärungsansätze, interaktionistische bzw. konstruktivistische Ansätze sowie anthropologische oder machtsoziologisch orientierte Perspektiven) setzen sich an zentralen Stellen mit dem Verhältnis von Gewalt und Kultur auseinander. Dennoch gerät die kulturelle Dimension dabei jeweils nur verkürzt oder unvollständig in den Blick, wie die Autoren in ihrem Einleitungsbeitrag zu zeigen versuchen. Sie beleuchten die Art und Weise, wie die drei wesentlichen Denkstile der Gewaltforschung mit dem Problem des Verhältnisses von Gewalt und Kultur umgehen und plädieren insgesamt für eine stärker kultursoziologische Analyse von Gewalt. Denn ein kultursoziologisch reflektierter Ansatz könnte auch unerwartete Handlungslogiken der Gewalt nachvollziehen, die das instrumentalistische Standardmodell der Gewaltforschung kaum erfasst. Darüber hinaus kann in vielen Fällen besser erklärt werden, wie ein Handeln, das scheinbar durch die Freisetzung einer reinen Zweckrationalität entsteht, überhaupt erst möglich wird. Die Autoren geben ferner einen kurzen Überblick über die Beiträge des Sammelbandes, die auf einer Arbeitstagung der Sektion "Kultursoziologie" der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) im Dezember 2000 in Berlin beruhen. (ICI2)
In: Kultivierungen von Gewalt: Beiträge zur Soziologie von Gewalt und Ordnung, S. 137-158
Der Autor geht in seiner Untersuchung über gegenwärtige Phänomene ritueller politischer Gewalt in Algerien von der Kultur- und Gewalttheorie aus, die Frantz Fanon im Kontext des Algerienkrieges entwickelt hat. Politische Gewalt soll dieser Theorie zufolge zum einen als grenzziehende Gewalt Emanzipation ermöglichen; zum anderen soll sie den Übergang von einer traditionalen Gemeinschaft in eine solidarische Gesellschaft freier und gleicher Individuen ermöglichen. Im heutigen Algerien zielt dieses Handlungsprogramm nach der Interpretation des Autors darauf ab, einerseits die Sippenverbände ('assabiya') zu zerschlagen und durch eine gesellschaftsförmige Ordnung ('umma') zu ersetzen sowie andererseits eine Grenze zwischen säkularem Staat und islamischer 'umma' zu ziehen. Übertragen auf die politische Situation in den 1990er Jahren führt dieses Programm zu paradoxen Folgen: Da der Versuch einer klaren Grenzziehung scheitert, wird Gewalt zum Dauerzustand. Vor diesem Hintergrund kann das kulturelle Muster von Frantz Fanon - so die These des Autors - die heutige Eskalation extremer und ritueller Gewalt in Algerien erklären. (ICI2)