Internet- und Computerspielsucht äußert sich durch Kontrollverlust, Priorisierung des Suchtverhaltens, Fortsetzen trotz negativer Konsequenzen sowie signifikanten Leidensdruck. Typische Konsequenzen bei Kindern und Jugendlichen sind bspw. Beeinträchtigungen von familiären und Peerbeziehungen, Schulversagen und gesundheitliche Probleme. Das Buch bietet einen Überblick zu den Entstehungs- und Aufrechterhaltungsmechanismen, zur Epidemiologie, Diagnostik, evidenzbasierten Psychotherapie und Prävention.
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Zusammenfassung. Zielsetzung: In der Entstehung von pathologischem Internetgebrauch (PIG) wird diskutiert, ob das Internetverhalten als Surrogat zur Befriedigung von Bindungsbedürfnissen dienen kann. Dabei wird angenommen, dass die unerfüllten Bindungsbedürfnisse aus unsicheren Bindungsstilen resultieren. Die vorliegende Pilotstudie untersuchte den Zusammenhang zwischen PIG und Bindungsstilen. Methodik: Bei 10 Probanden mit PIG und 10 Probanden einer geschlechts-, alters- und bildungsgematchten Kontrollgruppe erfolgte erstmals eine interviewgestützte Erhebung des Bindungssystems mit dem Attachment Style Interview durch zwei geschulte Rater. Die Definition des PIG erfolgte kategorial mit dem Internetsucht-Interview (Distinguishing Characteristics of Internet Addiction) und dimensional durch die Skalen zum Onlinesucht- und Computerspielverhalten. Ergebnis: Probanden mit PIG wiesen signifikant häufiger unsichere und desorganisierte sowie seltener sichere Bindungsstile auf als gesunde Kontrollprobanden [χ²(2) = 7.505; p = .023]. Schlussfolgerung: Unsichere und desorganisierte Bindungsstile sollten in der multifaktoriellen Ätiopathogenese des PIG als Risikofaktor berücksichtigt werden.
Zusammenfassung. Fragestellung: Es existiert eine Vielzahl von Begriffen für Verhaltenssüchte, die Mängel in Operationalisierung, Bezug zum Verhalten, Kompatibilität mit internationalen Klassifikationen sowie nicht stigmatisierender Nutzung aufweisen. Daher werden einheitliche Begriffe für Verhaltenssüchte benötigt. Methode: Im Rahmen einer Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung Internetbezogener Störungen wurden Lösungen in Form eines Expertenkonsens entwickelt. Ergebnisse: Als Grundlage wurde die Einteilung von Verhaltenssüchten in der 11. Revision der International Classification of Diseases (ICD-11) genutzt. Es wurden die Begriffe Computerspielstörung (CSS) und Glücksspielstörung (GSS) für die beiden in ICD-11 enthaltenen Verhaltenssüchte gewählt sowie drei weitere spezifizierte Verhaltenssüchte vorgeschlagen: Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung (SNS), Shoppingstörung (ShS) und Pornografie-Nutzungsstörung (PNS). Für CSS, GSS und ShS wird weiterhin zwischen vorwiegend online oder vorwiegend offline unterschieden. Als Oberbegriff wird Störungen aufgrund von Verhaltenssüchten vorgeschlagen. Für Störungen aufgrund von Verhaltenssüchten, die sich vorwiegend auf online ausgeübte Verhaltensweisen beziehen, kann alternativ der Oberbegriff Internetnutzungsstörungen verwendet werden. Schlussfolgerung: Die vorgeschlagenen Termini weisen Verbesserungen im Vergleich zu uneindeutigen oder aus anderen Gründen ungünstigen Begriffen dar. Gleichzeitig konnte eine Kompatibilität mit der ICD-11 ermöglicht werden.
Zusammenfassung. Einführung und Zielsetzung: Die COVID-19 Pandemie und die entsprechenden Lockdown-Maßnahmen verdeutlichen, dass besondere Strategien der Verhaltens- und Verhältnisprävention für Online-Verhaltenssüchte notwendig sind. Begründung: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die COVID-19 Krise und die begleitenden Maßnahmen zu deren Eindämmung die Risiken für die Entwicklung von Verhaltenssüchten erhöht haben. Dazu tragen Faktoren wie Fortfall von terrestrischen Angeboten, soziale Isolation und erzwungene Inaktivität sowie Bedeutungsgewinn von Online-Angeboten bei. Gleichzeitig können als Folge bei bereits bestehenden Störungen die Schwere zu- und Remissionschancen abgenommen haben. Auch von einem erhöhten Rückfallrisiko kann ausgegangen werden. Schlussfolgerung: Es sind epidemiologische Studien notwendig, um veränderte Prävalenzen, Versorgungsbedarfe und geänderte Risikofaktoren zu erfassen. Es besteht die Notwendigkeit, Maßnahmen der Verhältnis- und Verhaltensprävention zu entwickeln und umzusetzen. Die Identifizierung von Risikoverhalten wäre durch Tracking des Online-Verhaltens möglich und könnte Ausgangspunkt für Maßnahmen wie Spiel- oder Anwendungspausen, Warnhinweise und Verbraucherschutzinformationen sowie konkrete Angebote der Frühintervention oder weitergehende Hilfen sein. Die Anbieter stehen hier in der Pflicht, Verantwortung für ihre Produkte zu übernehmen, das Risiko von Verhaltenssüchten zu minimieren und Maßnahmen von Frühentdeckung und Intervention zu ermöglichen und bereitzustellen.