"Das in Griechenland bestehende Türkeibild ist nach wie vor von Unsachlichkeit und Verzerrung geprägt und wurzelt in einem immer noch vitalen Nationalismus, der einer objektiven Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit beider Völker im Wege steht." (Autorenreferat)
Explores whether a pure politics or ethics exists & questions whether leftist actions should be viewed from a political or ethical perspective. The discussion yields four theses: (1) visible difference is a necessary but not sufficient condition for the existence of politics; (2) it is difficult to define a new visible difference in political culture, partly because a moral criterion cannot be substituted for a political difference; (3) today we all seek the differentia specifica of politics; & (4) the Right-Left distinction is displaced by the difference between democracy & nondemocracy. This places extreme leftist sectarians in the same camp with religious fundamentalists & the far right & outside of the democratic camp, which should guarantee our political framework. It is concluded: politics can be understood only through its symbolic difference from culture, the Left must avoid politics as a substitute for religion, & everything is not politics. A nonviolent cultural revolution or reformation is advocated. E. Blackwell
"Machiavellis Denken ist u.a. aus zwei Gründen interessant: 1) Es basiert auf einer nicht-idealistischen Menschenvorstellung, als deren konsequente Theoretisierung die Psychoanalyse angesehen werden kann, und dies als Alternative zu der ebenfalls möglichen Theoretisierung durch Nietzsche. Machiavelli geht von der Notwendigkeit einer existentiellen Selbsterhaltung des Bürgerkollektivs aus, sowie von einer strukturellen Nicht-Identität zwischen den Interessen von Individuen und Kollektiv. Diese Nicht-Identität wird dann nach und nach überbrückt, ohne jemals ganz zu verschwinden. Bedingung für diese Überbrückung ist aber die Überwindung der Spaltung zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, die wiederum aus dem Postulat eines zu erreichenden Perfektionszustandes resultiert, in dem Mangel und Differenz abgeschafft werden sollen. 2) Der andere Grund des Interesses an Machiavelli ist seine immer wiederkehrende Aktualität durch die unterschiedlichen Mißinterpretationen hindurch. Dabei liegt es an seinen Denkambiguitäten, daß er abwechselnd von rechts oder von links in Beschlag genommen wird, bzw. periodisch hochgejubelt oder verdammt wird. Aber jeder apokalyptisch fundierte Interpretationsansatz (Faschisten, Stalinisten, Terroristen) geht fehl. Die Aktualität Machiavellis heute liegt in der Krise der traditionellen Aufklärung und des traditionellen Marxismus im Osten wie im Westen. So wie Machiavelli am Ausgang des Mittelalters die Befreiung des politischen Denkens von der traditionellen religiösen Form einleitete, so geht es heute um die Notwendigkeit einer Befreiung vom Marxismus als einer Quasi-Religion." (Autorenreferat)
Um die Skandale der jüngsten griechischen Vergangenheit zu verstehen, muß man einiges über die sozialen und psychischen Verhältnisse bestimmter Schichten wissen. Der Autor formuliert als These, daß die gegenwärtige Sozialstruktur Griechenlands vielleicht einzigartig in ganz Westeuropa ist und auffallende Ähnlichkeiten mit derjenigen Argentiniens aufweist. Die Beschreibung der Situation in Griechenland kommt zu dem Ergebnis: Für rationalistisch-westlich denkende Intellektuelle oder Unternehmer ist diese Situation erstickend. Die einzige Hoffnung ist die erzwungene Rationalisierung durch die Bindung an die EG. Die Skandale haben Papandreou nicht geschadet, im Gegenteil: Bei seinen Anhängern steht er als Held da, als derjenige, der es gewagt hat, sowohl die USA als auch die EG zu brüskieren. Als ein charismatischer, demagogischer Führer weiß er, daß seine Skandale und seine Lügen nur das wiederholen, was die meisten Griechen (als Kleinbürger) im Alltag tun: keine Gesetze, keine Verträge einhalten, nur pragmatisch vor sich hin wursteln, um mit dem geringsten Aufwand den kurzfristig größten Ertrag zu erzielen. Man kann sagen, daß die Wirkungen der Skandale durch die geschickte Mobilisierung von Ängsten der breiten Schichten links der Mitte abgefangen und neutralisiert wurden. Trotzdem, die Kleinbürger müssen umdenken, und das wird ein schmerzlicher Entwicklungsprozeß sein. Aber Griechenland scheint die Wahl zu haben: entweder sich modernisieren, oder untergehen. (RW)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 733-734