Interaktion ist der soziologische Fachbegriff für Sozialität, die unter Bedingungen körperlicher Anwesenheit und wechselseitiger Wahrnehmung entsteht. Hier gelten andere Regeln als z.B. bei der Kommunikation zwischen Personen, die weder Zeit noch Raum unmittelbar miteinander teilen. Diese Einführung liefert einen Überblick über zentrale Konzepte zur Beschreibung und Analyse von face-to-face-Interaktionen, erläutert die theoretischen Grundlagen der Interaktionsforschung sowie das Verhältnis des Interaktionsbegriffs zu anderen soziologischen Grundbegriffen (Handeln, Kommunikation, Praxis). Darüber hinaus werden begriffliche Weiterentwicklungen und aktuelle Forschungsfelder der Interaktionssoziologie vorgestellt.
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In: Sport und Gesellschaft: Zeitschrift für Sportsoziologie, Sportphilosophie, Sportökonomie, Sportgeschichte = Sport and society, Band 11, Heft 3, S. 187-211
Zusammenfassung Im Mittelpunkt des Beitrags steht das bisher ungeklärte Verhältnis praxistheoretischer Ansätze zum Konzept der face-to-face Interaktion. So berücksichtigen praxistheoretische Analysen i. d. R. nicht, ob soziale Praktiken unter den Bedingungen von Anwesenheit und wechselseitiger Wahrnehmung stattfinden oder alleine. Entsprechend findet die Eigengesetzlichkeit der Interaktionsordnung im Rahmen der Praxistheorie bislang keine Anwendung, wodurch sich wiederum bestimmte Einschränkungen bei der Beschreibung und Erklärung sozialer Wirklichkeit ergeben können. Das gilt vor allem für den Bereich des Sports, der tur die Durchführung körperlicher Leistungsvergleiche wie kaum ein anderes soziales Feld auf die gleichzeitige Anwesenheit der Akteure angewiesen ist. Der Beitrag demonstriert am Beispiel des Fußballspiels den Erkenntnisgewinn, den eine interaktionstheoretische Perspektive leisten kann und liefert erste Vorschläge für die Integration des Interaktionsbegriffs in praxistheoretische Analvsen am Beispiel der Theorie der Praxis von Pierre Bourdieu.
Warum stört sich beim Fußball eigentlich niemand daran, wenn Franz Beckenbauer über die "angeborene Geschmeidigkeit der Afrikaner" sinniert? Warum finden wir die Existenz von Ausländerregelungen in der Bundesliga so selbstverständlich? Und weshalb ist die Vorstellung so abwegig, dass Frauen und Männer gemeinsam Fußball spielen? In jedem anderen Funktionssystem wären derartige partikularistische Diskriminierungen hochgradig legitimationspflichtig. Nur im Fußball bzw. im Sport werden nationale, ethnische sowie geschlechtliche Zuschreibungen unhinterfragt akzeptiert. Wieso aber gelten Ausländerbeschränkungen und Geschlechtersegregation nicht als Widerspruch zum sportlichen Leistungsprinzip und dem Inklusionspostulat funktional differenzierter Gesellschaften? Diese Fragen werden in der vorliegenden Arbeit anhand einer historischen Analyse des Fußballsports und ethnografischer Untersuchungen in drei Bundesligaklubs beantwortet.
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In: Sport und Gesellschaft: Zeitschrift für Sportsoziologie, Sportphilosophie, Sportökonomie, Sportgeschichte = Sport and society, Band 4, Heft 2, S. 113-141
Zusammenfassung Im Gegensatz zu der sowohl im Alltag als auch in der Sportwissenschaft häufig vertretenen Ansicht, der zufolge der Fußball schon immer ein männlich kodiertes Spiel gewesen ist, wird in diesem Beitrag gezeigt, dass die Geschlechterdifferenz sich erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts als zentrale Teilungsdimension des Fußballs etablieren konnte. Aus differenzierungstheoretischer Perspektive stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie sich die Funktion von Geschlecht als Inklusionskriterium innerhalb einer modernen, primär funktional differenzierten Gesellschaft überhaupt legitimieren lässt. Vor dem Hintergrund der Ende des 18. Jahrhunderts entstehenden "Polarisierung der Geschlechtscharaktere" wird innerhalb eines historischen Abrisses die Einlagerung der Geschlechterdifferenz als Ordnungsprinzip in den modernen Fußball dargestellt, die mit dem Verweis auf die unterschiedliche körperliche Leistungsfähigkeit von Frauen und Männern gerechtfertigt wurde. Die faktische Exklusion der Frauen und die Institutionalisierung des Fußballs als Männersport erfolgten in Europa jedoch erst zwischen 1921 und 1955 durch die offiziellen Verbote der nationalen Fußballverbände. Die Aufhebung der Verbote Anfang der 1970er Jahre stellt weniger eine (segregierte) (Re-)Inklusion der Frauen in den Fußball als vielmehr die Erfindung einer "neuen" Sportart, des Frauenfußballs, dar.
Das deutsche Gesundheitssystem befindet sich im Umbruch und die Ursachen dieser Entwicklung sind äußerst vielfältig. Zum einen stehen die Gesundheitssysteme unter ständigem Reformdruck. Zum anderen sind die Leistungserbringer im deutschen Gesundheitswesen zunehmend dem Wettbewerb ausgesetzt. Allerdings sind neben den Reformen noch andere Institutionen an den Veränderungen beteiligt. Obwohl die Finanzierung und Organisation unter die nationalstaatliche Kompetenz fällt, nimmt die Europäische Union durch die Instrumente der Binnenmarktpolitik erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung der nationalen Gesundheitssysteme. Darüber hinaus gewinnen multilaterale Abkommen wie das General Agreement on Trade in Services (GATS) zunehmend an Bedeutung. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen der supranationalen Steuerung auf den unterschiedlichen Ebenen des Gesundheitssystems zu untersuchen. Dazu wurde eine Sekundäranalyse der bestehenden Literatur durchgeführt. Die Nationalstaaten verlieren durch die supranationale Steuerung teilweise an Souveränität, da sie sich primär an die Bestimmungen der Europäischen Union und des GATS zu halten haben. Durch diese äußeren Einflüsse ist das deutsche Gesundheitssystem nachhaltigen Veränderungen ausgesetzt.