Der vorliegende Beitrag interpretiert die Ergebnisse zweier empirischer Untersuchungen in den Stadträumen Jena und Frankfurt (Oder). Zweck der Analysen war es zu ergründen, welche politischen Parteien und Bewegungen sich seit der Wende in der DDR gebildet haben, welche Organisationsstrukturen aufgebaut worden sind, welche Zusammenschlüsse oder Auflösungen zu verzeichnen sind und ob ein personeller Austausch der Funktionsträger stattgefunden hat. In beiden Untersuchungen wird die quantitative Erhebung wichtiger Strukturdaten des Organisationsaufbaus, der Mitgliederbewegung, der Vorstände sowie die Entwicklung der Organisationen mit Leitfrageninterviews kombiniert. Die Ergebnisse zeigen, daß entgegen vielen Hoffnungen einer möglichen einfachen Übertragung des institutionellen Systems der BRD, die regionalen Entwicklungen "Eigendynamiken" entfalten, die in dieser Form (politisch) nicht vorauszusehen waren. (pmb)
"Grundlage der Darstellung ist eine deskriptive Studie, deren Anliegen es war, in Frankfurt (Oder) zu erfassen, welche Parteien und politischen Bewegungen sich seit dem Umbruch in der DDR und der Vereinigung Deutschlands konstituieren konnten, welche Organisationsstrukturen aufgebaut wurden, welche Neugründungen, Fusionen und Auflösungen zu verzeichnen sind und ob ein personeller Austausch der Funktionsträger stattgefunden hat. Die quantitativen Erhebungen sollten vorrangig wichtige Strukturdaten des Organisationsaufbaus, der Mitgliederbewegung, des Elitenwechsels in den Vorständen sowie der Ausdehnung der Organisationen erfassen. Darüber hinaus basiert die Untersuchung auf Leitfadeninterviews mit führenden Repräsentanten der Parteien und politischen Bewegungen, deren Inhalte u.a. darauf abzielten, die Wandlungsprozesse innerhalb der Organisationen und Probleme der Identitätsfindung und des Selbstverständnisses in der neuen Parteienlandschaft zu dokumentieren. Die Studie mit dem Titel: 'Regionale Organisationsstrukturen und sozio-politische Interessenvermittlung von Parteien und politischen Bewegungen im Stadtraum Frankfurt (Oder)' wurde im Auftrag der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e.V. (KSPW) 1992 angefertigt. Alle genannten Daten entsprechen dem Stand Oktober 1992." (Autorenreferat)
In dem Aufsatz wird die Parteienentwicklung in der DDR von Oktober 1989 bis Oktober 1990 analysiert. Einleitend wird ein historischer Überblick über Entstehung und Ausbau des Herrschaftssystems der SED und des gesamten politischen Systems gegeben. Dann wird der Umbruch der Parteienlandschaft untersucht. Es wird unterschieden zwischen der SED und den Blockparteien, politischen Vereinigungen, die aus der Oppositionsbewegung entstanden sind und direkten Parteineugründungen. Auf dieser Basis wird der Einfluß des Vereinigungsprozesses auf die Parteienprofilierung und -entwicklung analysiert. Der sinkende Einfluß der Bürgerbewegungen und die Stabilisierung der etablierteren Parteien wird zum einen mit der schnellen Überlagerung durch das bundesdeutsche Parteiensystem, zum anderen mit DDR- spezifischen sozialen und politischen Hintergründen erklärt. Empirische Daten werden genannt. Am Ende werden Chancen und Probleme der Entwicklung eines gesamtdeutschen Parteiensystems erörtert. (ICE)
An einem Fallbeispiel im Politikfeld kommunaler Wirtschaftsförderung macht die vorliegende Studie deutlich, daß sowohl die Organisationen und Akteure der gesellschaftlichen Interessenvermittlung als auch die Kommunalpolitik und -verwaltung eigendynamische Entwicklungsverläufe erkennen lassen. Dies hat letztlich auch zu der Herausbildung eines Systems der Interessenvermittlung geführt, das sich von westdeutschen Mustern deutlich unterscheidet. Zumindest aber, so konstatieren die Autoren, sei der Verlauf der Institutionenbildung nicht endgültig abgeschlossen und damit für "Revisionen" und Innovationen offen. (ICE)
Die Umbrüche im Demokratieverhalten der Ostdeutschen stehen für längere Zeit in einem Spannungsverhältnis von Anpassung und Selbstbestimmung. Die zukünftige Entwicklung dieses Verhaltens wird dabei nicht nur durch ihre Vergangenheit, sondern auch durch die Form ihrer Integration geprägt werden. Ausgehend von diesen Überlegungen skizzieren die Autoren Elemente der politischen Sozialisation in Ostdeutschland. Die "vereinigten Deutschen" unterliegen einer gespaltenen politischen Sozialisation, heißt ein Fazit. Demokratie sei jedoch inzwischen in Ost und West generell als "politischer Einstellungskodex" anerkannt. Die Autoren setzen sich abschließend u.a. mit Aspekten der politischen Partizipation auseinander, mit Interesse und politischer Lernfähigkeit sowie mit politischen Legitimationsmustern; dies als Versuch der Formulierung von Indikatoren stabiler und transformationsfähiger Demokratiesysteme. (rk)