Der Beitrag befasst sich mit der Körperlichkeit von Krieg und Kriegsleiden und identifiziert mit einem ikonologischen Ansatz sieben Bildtypen visueller Horrordarstellungen im Krieg. Begriffsgeschichtlich zu einem ähnlichen Zeitpunkt entstanden, drückten "Terror" und "Horror" ursprünglich zwei entgegengesetzte Aspekte von öffentlicher Gewalt aus. Die modernen Kriege sind dadurch gekennzeichnet, dass Terrorapologeten und -verursacher den visuellen Horror der Opfer und Zuschauer in ihre Strategien miteinbeziehen. Die potenzielle Wirkungsmacht der strategischen Horrordarstellungen wird durch ihre Typenhaftigkeit weiter gesteigert, da die Horrortypen altbekannte Darstellungsmuster aktivieren und sie durch Aktualität und Nähe mit einer individuellen Relevanz versehen. Die demokratischen Massenmedien sind aufgefordert, eine eigene stilistische Antwort auf die visuelle Instrumentalisierung von Krieg und Terrorismus zu finden. "Den Terroristen den visuellen Erfolg verweigern, ..., keine bewegten Echtzeitbilder von materieller und menschlicher Zerstörung zu zeigen und stattdessen rein verbal-textuell über die Situation zu berichten, wäre zumindest ein Anfang, um die Spirale visuellen Horrors im Angesicht kriegerischen Terrors zu vermeiden." (UN)
Im Unterschied zur Soziologie fand die Kulturwissenschaft - und die Ikonologie als eine ihrer Methoden - in der Politologie bislang keinen Widerhall. Die Autorin thematisiert daher das Bild als Gegenstand der Politologie und das Politische als Gegenstand der Ikonologie und weist darauf hin, dass die Problemzentriertheit einen Ansatzpunkt darstellen kann, der Politologie und Ikonologie verbindet. Denn ein spezifisches Kennzeichen der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, aus deren Denkraum der Hamburger Kunsthistoriker Martin Warnke seit den 1980er Jahren die politische Ikonografie entwickelte, ist, dass sie als eine "Problembibliothek" gedacht war. Eine nicht nur am Begriff, sondern auch an der Methode der Warburgschen Kulturwissenschaft geschulte Politologie könnte sich an den kaum erschlossenen Bereich der Vorstellungen und "belief systems" wagen, die politisches Handeln begleiten. Die Kulturwissenschaft in der Warburg-Tradition hat in Ergänzung zur Politologie dabei zweierlei zu bieten: den prozesshaften Blick auf die kulturelle Problematik eines Gemeinwesens und die historisch vergleichende Perspektive. Die Autorin weist mit der Methode der visuellen Interpretation einen Weg, mit dem interdisziplinäre Fragestellungen im Bereich von Politologie und Ikonologie bearbeitet werden können. (ICI2)
Mit Blick auf den Bundestagswahlkampf 2002 werden Strukturen und Gestaltungselemente der Bundesparteitage von SPD und CDU Ende 2001 vorgestellt. Es wird der Frage nachgegangen, wie über die beiden "Politevents" berichtet wurde. Ausgewertet wurden Berichterstattungshäufigkeit und -umfang zweier überregionaler Tageszeitungen (Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung). Ergänzend zur Printberichterstattung wurde die Fernsehberichterstattung in ARD und ZDF ausgewertet, wobei zunächst die Berichterstattungshäufigkeit und -länge gemessen wurde. Parallel dazu wurden beide Parteitage live teilnehmend beobachtet und vor Ort mittels Leitfadeninterviews ergänzt. In einem Parteien- und Perspektivenvergleich wird dann untersucht, worin sich die Parteitage von SPD und CDU unterscheiden, welche Intentionen die Parteiorganisatoren verfolgen, wer die Adressaten von Parteitagen sind, welche Berichterstattungsmuster in den Medien zu beobachten sind und schließlich welche Rolle die Parteitage im Bundestagswahlkampf 2002 spielen. Fazit: Die Parteitage von SPD und CDU befinden sich in einem Wandlungsprozess: Journalisten und nicht mehr das Parteivolk sind mittlerweile die Primäradressaten der Parteitage. Angepasst an die Bedingungen einer Mediendemokratie ging es den Parteien darum, das Bild von innerparteilicher Geschlossenheit überzeugend an die Medien zu vermitteln. Die SPD konnte eine quantitativ größere Medienpräsenz sowohl in den Print- als auch in den öffentlich-rechtlichen TV-Medien erzielen. Die CDU nutzte ihren Parteitag, um vor einem möglichst breiten Publikum den Startschuss für den Bundestagswahlkampf zu geben. Für die SPD stand ihr Parteitag unter dem Vorzeichen der Regierungskonsolidierung. Beide Parteitage waren wichtige Eckpunkte im jeweiligen Wahlkampfkonzept aufgrund ihrer quantitativen Kommunikationsreichweite. (RG)
Es wird die These vertreten, dass sich die Parteitage der beiden Volksparteien SPD und CDU in einem Funktionsdilemma bewegen, das sich aus den Strukturen und Anforderungen des mediendemokratischen Settings ergibt. Die explorative Studie zielt auf einen Vergleich des Live-Ereignisses "Parteitag" mit den Parteieindrücken, wie sie durch medienvermittelte Kommunikation in der Fernsehberichterstattung erzeugt werden. Verglichen wird der SPD-Parteitag in Nürnberg vom November 2001 mit dem CDU-Parteitag vom Dezember 2001 in Dresden. Beide Parteitage wurden live aus unterschiedlichen Teilnehmerperspektiven - Parteiorganisatoren, Delegierte, Gäste, Printmedien, TV-Medien - teilnehmend beobachtet. Die subjektiv geprägten Beobachtungen wurden in Protokollen festgehalten und durch Leitfadeninterviews ergänzt. Parallel wurden die Berichterstattungsmuster in den öffentlich-rechtlichen TV-Medien ARD und ZDF systematisch ausgewertet. Fazit: Die Medienbeobachtung nimmt Einfluss auf das Erscheinungsbild der Partei und es gibt eine (gezielt hergestellte) Kluft zwischen der Vor-Ort-Wahrnehmung einerseits und der in den Massenmedien vermittelten anderserseits. (RG)
"Macht wird in der Mediendemokratie zunehmend zu einer Stilfrage". Der Beitrag untersucht die Frage politischer Stilbildung im Hinblick auf die Stilbildung von Parteitagen als zentrale politische Ereignisse. Dabei steht die Argumentation in einem dialektischen Spannungsfeld zwischen institutionellorganisatorischen Bedingungen einerseits und kommunikationsbzw. medienorientierten Einflussfaktoren andererseits. Argumentationsleitend wird den Fragen nach den Faktoren, die die formale Gestaltung von Parteitagen bestimmen, nachgegangen, ob 1. politische Akteure bei der Gestaltung von Parteitagen stärker strukturell-funktionalen oder kommunikativmedienorientierten Überlegungen folgen; 2. ob beide Einflussfaktoren unvereinbar sind oder ob sie sich ergänzen und 3. inwiefern die formale Erscheinung mittlerweile den Inhalt diktiert oder ob es nicht doch weiterhin institutionelle Strukturen sind, die das ästhetische Erscheinungsbild prägen. Es wird aufgezeigt, inwiefern amerikanische Parteitage eine Vorbildfunktion für deutsche Parteitage haben. Die konsequente visuelle, räumliche und zeitliche Strukturierung in den USA, deren klar medienorientierte Logistik fast choreografische Züge aufweist, steht im Gegensatz zu einer (derzeit noch) stärkeren funktional-kommunikativen Ausrichtung deutscher "Events". Zentral für die Inszenierung der amerikanischen Wahlkämpfe sind die professionellen Berater - sogenannte "Political Consultants" oder (weniger respektvoll) "Spin Doctors". (RG)
In ihrem Beitrag fragt die Autorin nach den Vorbildern amerikanischer Wahlkampfkommunikation für Deutschland. In einem Exkurs erläutert sie, dass es den Begriff des Vorbildes im angloamerikanischen Sprachgebrauch nicht gibt. Inhaltlich hebt sie hervor, dass sich Parteien und Wahlrecht und folglich auch Wahlkampfstrukturen einschließlich der Finanzierungsseite tiefgreifend unterscheiden und deswegen die Berührungsbereiche eher punktuell und an der Oberfläche zu finden sind. Außerdem zeigen sich auch Tendenzen in die Gegenrichtung, wie Kinowerbung, die in Deutschland Tradition hat und gerade erst in den USA entdeckt wird. Sie beschreibt, wie unterschiedlich die zur Verfügung stehenden Werbemittel eingesetzt werden: während die Printmedien in Deutschland im Vordergrund stehen, dominieren TV-Spots in den USA. Insbesondere verfolgt die Autorin spezifische Bildstrategien, bei denen auffällt, dass sie in den USA eher von den Wahlkampfstrategen beherrscht werden, in Deutschland dagegen die Konzeptionierung den beauftragten Werbeagenturen überlassen wird. Manche Bildstrategien sind auch kulturspezifisch zu sehen, so etwa die Referenz auf ein militärisches Helden-Image, das nur in den USA Erfolg verspricht. Fazit: Es sind nicht nur die politischen Grundstrukturen, die die Inhalte der Wahlkampfkommunikation bestimmen, sondern auch die Mediensysteme sind als wesentliche Vorgabe zu sehen. Nur insoweit sie sich ähneln, kann erwartet werden, dass ähnliche Strategien eingeschlagen werden. (RG)