Japan zwischen Asien und dem Westen: transkulturelle Grenzüberschreitungen und der Weg zu einer machtfreien Gendergestaltung
In: Transkulturelle Genderforschung: ein Studienbuch zum Verhältnis von Kultur und Geschlecht, S. 279-302
Die Autorin diskutiert den japanischen Modernisierungsprozess als Modellfall für die konstitutive Wechselbeziehung zwischen den nationsbezogenen Schlüsselkategorien Kultur und Geschlecht. Ein zentraler Bezugspunkt dieses Nexus von Nation, Kultur und Geschlecht in Japan ist ihrer Meinung nach das Kaisersystem und die damit verbundene Familienstaatsideologie. Aufgrund dieser Funktion kommt dem Tokyoter Tribunal gegen Kriegsverbrechen an den "jugun ianfu" (Zwangsprostituierte des japanischen Militärs während des Zweiten Weltkriegs) im Jahr 2000 eine besondere Bedeutung zu. Denn im gemeinsamen Kampf um Menschenrechte und Menschenwürde wurde hier - bei gleichzeitigem Vorhandensein von Differenzen zwischen japanischen und anderen asiatischen Frauen - eine grenzüberschreitende Solidarität und Empathie ermöglicht. Das Tokyoter Tribunal stellt somit einen ersten Schritt zur Bildung einer transkulturellen Zivilgesellschaft in Japan dar und kann als transkulturelles Projekt für eine machtfreie Gendergestaltung betrachtet werden. (ICI2)