"Padlocking" is a quite recent phenomenon observable in many major cities in Europe and throughout the world. Couples engrave their initials or names on a padlock, fix it in a public place, preferably bridges, and throw the keys away. Locations like the Hohenzollern Bridge in Cologne, Germany, have become a hotspot for this practice, with thousands and thousands of padlocks covering the grids of the banisters. But what kind of practice is it that we are dealing with here? With an objective-hermeneutic approach, the symbolic meaning of the "love lock" and the practice involved is disclosed. Compared to common, legal practices of institutionalizing couple relationships, padlocking seems to explicitly accommodate the fragility of romantic attachments. In this, it is an attempt to perpetuate the feeling of being in love. (author's abstract)
Bei der Suche nach Anerkennungsstrukturen in Paarbeziehungen sind nach Meinung des Autors weniger die "großen" Anerkennungsthemen im Zusammenhang mit der häuslichen Arbeitsteilung zu fokussieren (wie die Wertschätzung von Hausarbeit im Vergleich zur Erwerbsarbeit, das Lob der guten Leistung, die Dankbarkeit für das Bemühen etc.), sondern es gilt, die Anerkennungsstruktur in der Paarinteraktion selbst herauszuarbeiten. Die leitende Frage ist somit, wie sich die Anerkennung als interaktives Geschehen in Paarbeziehungen verstehen lässt. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst Überlegungen hinsichtlich der leistungs- und rollenbezogenen Aspekte der Anerkennung in Paarbeziehungen angestellt. Es werden ferner die zentralen Kennzeichnungen zum Anerkennungsmodus "Liebe" in der Theorie Axel Honneths zusammengefasst und das Desiderat einer materialen Konkretisierung für den Bereich der Paarbeziehungen herausgearbeitet. Die zentrale Argumentation erfolgt dann in drei Schritten: Zunächst wird verdeutlicht, in welcher Weise die Hausarbeit bzw. die gemeinsame Alltagspraxis in der Moderne einen zentralen Stellenwert für Paarbeziehungen erlangt hat. Anschließend wird dargelegt, dass moderne Paarbildungsprozesse eine nicht-konventionelle wechselseitige Anerkennung von Leistungen im Rahmen der häuslichen Arbeitsteilung implizieren. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, inwieweit in die alltagspraktische Kooperation des Paares Liebe eingelagert ist und sich in ihr reproduziert. Die Überlegungen schließen mit einem Ausblick auf familientheoretische Implikationen des vorgestellten Konzepts. (ICI2)
In diesem Beitrag wird herausgearbeitet, dass die Ausbildung einer spezifischen Fallperspektive von zentraler Bedeutung für eine Profession ist. Um dies zu verdeutlichen, werden zunächst in einer Bedeutungsanalyse die Strukturelemente expliziert, die mit dem Begriff des "Falles" verbunden sind, und es wird dargelegt, wieso gerade für professionelles Handeln ein Fallbezug kennzeichnend ist. Anschließend wird anhand eines empirischen Beispiels aus der Familienmediation ex negativo gezeigt, dass eine Fallperspektive sowohl die berufliche Praxis in der Interaktion mit den Klienten wie auch die reflexive Selbstvergewisserung dieser Praxis strukturiert: ihr Fehlen lässt Interventionspraxis wie Reflexion prekär erscheinen.
Die gegenwärtige Umstrukturierung der Hochschulausbildung ist durch teilweise widersprüchliche Motive gekennzeichnet. Deren Leitlinien sind vor allem mehr Praxisbezug, frühe Spezialisierung und verkürzte Studienzeiten. Aus professionssoziologischer Perspektive werden allgemeine Argumente dafür vorgebracht, dass es 'Grenzen der Zerstückelung professionellen Wissens' gibt, wobei diese Grenzen durch die Anforderung der 'Ganzheitlichkeit' markiert werden. Am Beispiel der Vermittlung juristischen Wissens werden Gründe benannt, nach denen das vermeintlich Überflüssige der universitären Ausbildung als in bestimmter Hinsicht sinnvoll für das professionelle Handeln ist. Dabei werden drei zentrale Wissensformen des beruflichen Fachwissens - Faktenwissen, theoretisches Wissen, instrumentell-praktisches Wissen - unterschieden. Sie müssen durch 'handlungslogisches Wissen' ergänzt werden, dem wiederum eine professionsethische Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft und dem Klienten innewohnt. Aus den Überlegungen zur Ganzheitlichkeit professionellen Wissens werden Schlussfolgerungen für die hochschulpolitische Diskussion abgeleitet. So werden vor allem die allgemeinen Standards für die Vermittlung juristischen und anderen Wissens durch die Tendenz zur 'Zerstückelung' der Wissensbestände auf längere Sicht unterlaufen. Forschungsmethode: deskriptive Studie. (IAB)
Die Sequenzanalyse gehört gegenwärtig zum Repertoire der meisten qualitativen Ansätze der deutschen Sozialforschung. Der Artikel untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Konzeptualisierung und Durchführung dieser Methode der Datenanalyse. Zunächst wird ein beobachtbarer "Arbeitskonsens" expliziert, verstanden als ein Ensemble geteilter methodologischer Annahmen. Anschließend werden unter Bezug auf drei wichtige Paradigmen – Konversationsanalyse, Objektive Hermeneutik und Hermeneutische Wissenssoziologie – die unterschiedlichen Arten, Sequenzanalyse zu betreiben, untersucht. Ziel ist es herauszufinden, wo die Grenzen dieses "Arbeitskonsenses" liegen. Es wird gezeigt, dass Unterschiede vor allem vor dem Hintergrund divergenter Fallperspektiven entstehen. Dabei spielt insbesondere ein unterschiedlicher Umgang mit der Berücksichtigung allgemeiner Wissensbestände, d.h. eines Wissens, das unspezifisch für den untersuchten Fall ist, eine Rolle. Die Relevanz der Unterscheidung zwischen Kompetenz und Praxis ist ein wichtiger Punkt, der sich aus diesem Vergleich ergibt.
"This book offers an unprecedented, integrative account of the shape of social order on the microsocial level. Dealing with the basic dimensions of interaction, the authors examine the major factors which influence 'structure' in social interaction by applying various theoretical concepts. Although the concept of 'microsociology' is usually association with symbolic interactionism, social psychology, the works of George Herbert Mead and Erving Goffman, and with qualitative methodologies, this book reaches beyond interactionist theories, claiming that no single school of thought covers the different dimensions necessary for understanding the basics of microsociology. As such, the book provides something of a microsociologist's 'tool-kit', analysing an array of theoretical approaches which offer the best conceptual solutions, and interpreting them in a way that is independent of their specific theoretical language. Such theoretical traditions include systems theory, conversation analysis, structuralism, the theory of knowledge, and the philosophy of language. Providing a distinct, systematic, incremental approach to the subject, this book fills an important gap in sociological literature. Written in an accessible style, and offering new insights into the area of microsociology, it will appeal to students and scholars of the social sciences, and to those with interests in sociology, microsociology, interactionism and sociological theory"--
Sozialreformerische Bestrebungen waren stets getrieben von dem Versuch der Verwirklichung normativer Prinzipien. Die Frage ihres Gelingens wird in Begriffen des Fortschritts oder der Stagnation gedeutet. Doch führt die Verwirklichung selbst häufig zu den Absichten widersprechenden Effekten. So scheinen etwa Gleichstellung und Liberalisierung in neue Ungleichheiten und wachsende Sozialkontrolle umzuschlagen. Der Band beschäftigt sich mit Erscheinungsformen dieser normativen Paradoxien in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. CC BY-NC-ND Lizenz
Sozialreformerische Bestrebungen waren stets getrieben von dem Versuch der Verwirklichung normativer Prinzipien. Die Frage ihres Gelingens wird in Begriffen des Fortschritts oder der Stagnation gedeutet. Doch führt die Verwirklichung selbst häufig zu den Absichten widersprechenden Effekten. So scheinen etwa Gleichstellung und Liberalisierung in neue Ungleichheiten und wachsende Sozialkontrolle umzuschlagen. Der Band beschäftigt sich mit Erscheinungsformen dieser normativen Paradoxien in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, p. 3671-3676
"So plausibel die Annahmen sind, dass Familienbeziehungen den herausgehobenen gesellschaftlichen Ort des Anerkennungsmodus 'Liebe' bilden und dass dieser Modus konstitutiv für Beziehungen dieses Typs ist - es besteht vor allem im Hinblick auf die Paarbeziehung ein Bedarf an empirischer Konkretisierung und Spezifizierung. Es ist empirisch nachzuweisen, inwieweit eine wechselseitige 'Anerkennung der Individualität' die Realität des Paares kennzeichnet. Darüber ließe sich auch der mögliche Vorwurf einer idealistischen Überzeichnung der theoretischen Bestimmungen entkräften. In diesem Vortrag wird dem Zusammenhang von Liebe und Anerkennung in der häuslichen Arbeitsteilung nachgegangen, einem Bereich, der auf den ersten Blick gar nicht dafür geeignet scheint, werden doch in der aktuellen paarsoziologischen Diskussion Liebe und Hausarbeit, Liebe und Partnerschaft in der Regel als Gegensätze verstanden. Demgegenüber wird hier ein theoretisches Modell vorgestellt (und anhand von Fallbeispielen illustriert), nach dem die emotionale Grundierung der Beziehung und die wechselseitige Anerkennung der Individualität auf spezifische Weise in der häuslichen Arbeitsteilung selbst verankert sind. Möglich wird dieser Perspektivenwechsel, wenn man a) berücksichtig, dass das äußere Arbeitsteilungsarrangement, das Paare jeweils ausgebildet haben, auf einen geteilten Kooperationsmodus verweist (der z.B. die geteilten Standards der Haushaltsführung enthält und bestimmt, welche Tätigkeiten als 'Leistung' gelten), und man b) diesen Kooperationsmodus als Ergebnis eines Sozialisationsprozesses betrachtet, in dem die jeweilige Individualität integriert ist, ohne die Differenzen zwischen den Individuen aufzuheben." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, p. 2315-2323
"Ein Kennzeichen der 'Entwicklung zu mehr Mediation' besteht in der sukzessiven Ausweitung ihrer Anwendungsgebiete. Ausgehend von den ursprünglichen Bereichen der Umwelt- und Familienmediation wurden in den letzten Jahren immer neue Lebens- und Konfliktbereiche für eine mediatorische Konfliktbearbeitung 'erschlossen', die dann Gegenstand etwa der Mediation am Arbeitsplatz, der Wirtschafts- oder der Peer-Mediation wurden. Diese Ausweitungen werden von einem (Fach-)Diskurs begleitet, in dem in der Regel vereinseitigt die praktischen Fragen der Chancen und Risiken des 'Einsatzes' von Mediation auf den neuen Gebieten erörtert werden. In dieser Konzentration auf die zu erwartenden praktischen Erträge wird erstaunlich wenig Sensibilität für die strukturellen Besonderheiten der jeweils zu bearbeitenden Konfliktlage sowie für diejenigen Strukturvorgaben für das Vermittlungshandeln, die sich aus den jeweiligen institutionellen Gegebenheiten der Vermittlungssituation ergeben, entwickelt. Dementsprechend wird die Frage, ob zentrale Merkmale der Mediation (etwa die Freiwilligkeit) in einer bestimmten Konstellation noch gegeben sind, relativ sorglos behandelt. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Perspektivenwechsel sinnvoll: Vor der Frage 'In welcher Weise lässt sich Mediation in einer bestimmten Konfliktlage anwenden?' sollte die Frage 'Entspricht diese Konfliktlage den Anforderungen der mediatorischen Konfliktbearbeitung?' stehen. Um diese Frage nach möglichen Passungsverhältnissen von Mediation und Konfliktlagen adäquat bearbeiten zu können, benötigt man einen entsprechenden konzeptionellen Rahmen. In diesem Vortrag soll in den Grundzügen ein Vorschlag in dieser Hinsicht vorgestellt werden, der auf Ergebnissen aus einer professionalisierungstheoretischen Untersuchung der Familienmediation beruht. Es werden ausgehend von dem gängigen Selbstverständnis und im Vergleich mit anderen Typen der Konfliktbearbeitung zentrale Struktureigenschaften des mediatorischen Typus herausgearbeitet und untersucht, welche Anforderungen sich daraus für das berufliche Handeln sowie für die zu bearbeitenden Konfliktlagen ergeben. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine 'vermittelte Kooperationsorientierung', d.h. eine Spannung zwischen einer begrenzten faktischen Kooperationsfähigkeit und einer bleibenden Kooperationsorientierung, die es in der Mediation zu bearbeiten gilt." (Autorenreferat)