Globalisierung, Sozialkonkurrenz und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Band 50, Heft 11, S. 771-779
ISSN: 0342-300X
Der Beitrag zeigt auf, inwiefern die Globalisierung der Wirtschaft, wie sie aktuell vorangetrieben wird, zur Konkurrenz der Sozialsysteme um international mobiles Kapital transnationaler Unternehmungen führt. Gesunkene Transaktionskosten vereinfachen es Unternehmen, Produktions- und Dienstleistungsprozesse international zu verlagern. National beschränkt agierende Akteure werden in eine Gefangenendilemma-Situation katapultiert. Dabei unterschätzen Maßzahlen über die internationale wirtschaftliche Verflechtung das tatsächliche Ausmaß von Globalisierungsentwicklungen systematisch. Der Begriff der Wettbewerbsfähigkeit von Standorten wird als Sozialkonkurrenz kritisch beleuchtet. Implikationen für die Verteilungsposition der verschiedenen Akteure, die Beschäftigungsproblematik und die staatliche Wachstumspolitik werden aufgezeigt. Als zentrale wirtschaftspolitische Konsequenz wird die Notwendigkeit einer massiven Internationalisierungsoffensive aller Akteure abgeleitet, die bisher noch immer in einem nationalen Aktionsradius verhaftet sind: Politik und Gewerkschaften müssen "mitglobalisieren". Auf diese Weise kann ein internationales Wettbewerbsrecht etabliert werden, adäquate Steuersätze auf international mobile Faktoren können festgelegt werden und Gewerkschaften können an Verhandlungsmacht zurückgewinnen. Die Reregulierung auf internationaler Ebene wird die Leistungsfähigkeit des Weltwirtschaftssystems erhöhen: Durch das Ausnutzen positiver externer Effekte können höhere Wachstumsraten erzielt werden. (WSI-Mitteilungen / FUB)