Hauptbeschreibung: Heute fürchten wir, das Klima durch Menschwerk irreversibel zum Schlechten zu ändern. Jahrhundertelang aber war das Klima ein Faktum, welches zwar durch den Menschen nicht beeinflusst werden konnte, den Lauf der Geschichte jedoch entscheidend bestimmte. Siedlungsräume und agrarische Anbaumöglichkeiten änderten sich mit Klimaschwankungen und damit die Existenzgrundlage der Menschen. Wie aber lässt sich die Klimaentwicklung rekonstruieren? Welche sozialen, ökonomischen und kulturellen Auswirkungen hatten Klimaschwankungen und klimatisch induzierte Katastrophen auf die Menschen?
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Vor etwas mehr als zehn Jahren schlug der Atmosphärenchemiker und Nobelpreisträger Paul Crutzen vor, eine neue geologische Epoche zu taufen, die mit der Industrialisierung in England und im übrigen Europa begonnen habe: das Anthropozän. Die Bezeichnung unterstreicht, dass menschliche Aktivitäten immer größere Spuren in allen Teilsystemen des Erdsystems hinterlassen, seitdem sie sich mit der Kraft fossiler Brennstoffe entfalten. Der geologische Epochenschnitt koinzidiert mit einer Zäsur in der Gesellschaftsgeschichte, die in der Geschichtswissenschaft seit langem allgemein akzeptiert ist: die industrielle Transformation. Die daraus folgende Parallelisierung von Menschen- und Erdgeschichte kann nicht zufällig sein. Aber bisher ist unklar, in welcher Verbindung ihre Narrative stehen und welche Implikationen das für die Geschichtsschreibung hat. Das folgende Plädoyer für eine Klimageschichte des 19. und 20. Jahrhunderts zielt auf diesen Nerv.
Der Beitrag untersucht die langfristigen Auswirkungen von Katastrophen auf die politische Kultur am Fall der deutschen Nordseeküste. Norddeutsche Küstenregionen bieten ein gutes Beispiel für Bewältigungsstrategien, die durch Permanenz 'kulturell' geworden sind. Die deutsche Nordseeküste wird als Risikoregion (Kenneth Hewitt) beschrieben, die seit nahezu einem Millennium ihre eigene Risikotechnologie besitzt. Deiche und Drainagesysteme haben eine Kulturlandschaft der Protektion gegen die Gefahren des Meeres geformt - eine Landschaft der Bewältigung. Darüber hinaus haben Deiche der Gesellschaft Anforderungen ihrer Aufrechterhaltung und Rekonstruktion auferlegt, die das Alltagsleben bestimmt haben. In diesem Beitrag wird das Deichrecht und seine Entwicklung als der vielleicht dauerhafteste Ausdruck der politischen Kultur einer 'hydrographischen Gesellschaft' (Simon Schama) skizziert und interpretiert. Es entstand gleichermaßen aus Kooperation, kommunaler Organisation und Konflikt. Wechselwirkungen zwischen Recht, Technologie, lokalen und zentralen politischen Gewalten sowie wiederholten Katastrophenerfahrungen werden untersucht. ; Taking the case of the German North Sea coast, this paper seeks to investigate the impacts of disaster on political culture in a long-term perspective. German North Sea regions offer a good example for strategies of coping that became 'cultural' through permanency. The German North Sea coast will be described as a 'region of risk' (Kenneth Hewitt) that has had its own risk technology for almost a millennium. Dikes and drainage systems have shaped a cultural landscape of protection against the dangers of the sea. It is a landscape of coping. By imposing demands of upkeep and reconstruction dikes have strongly influenced the daily life and political culture of North Sea communities. Dike law will be interpreted as the most obvious expression of a 'hydrographic society' (Simon Schama) that has emerged from cooperation, communal organization, and conflict.
'Der Beitrag untersucht die langfristigen Auswirkungen von Katastrophen auf die politische Kultur am Fall der deutschen Nordseeküste. Norddeutsche Küstenregionen bieten ein gutes Beispiel für Bewältigungsstrategien, die durch Permanenz 'kulturell' geworden sind. Die deutsche Nordseeküste wird als Risikoregion (Kenneth Hewitt) beschrieben, die seit nahezu einem Millennium ihre eigene Risikotechnologie besitzt. Deiche und Drainagesysteme haben eine Kulturlandschaft der Protektion gegen die Gefahren des Meeres geformt - eine Landschaft der Bewältigung. Darüber hinaus haben Deiche der Gesellschaft Anforderungen ihrer Aufrechterhaltung und Rekonstruktion auferlegt, die das Alltagsleben bestimmt haben. In diesem Beitrag wird das Deichrecht und seine Entwicklung als der vielleicht dauerhafteste Ausdruck der politischen Kultur einer 'hydrographischen Gesellschaft' (Simon Schama) skizziert und interpretiert. Es entstand gleichermaßen aus Kooperation, kommunaler Organisation und Konflikt. Wechselwirkungen zwischen Recht, Technologie, lokalen und zentralen politischen Gewalten sowie wiederholten Katastrophenerfahrungen werden untersucht.' (Autorenreferat)
1. Introduction / Andrea Janku, Gerrit J. Schenk, Franz Mauelshagen -- 2. Roman emperors and 'natural disasters' in the first century A.D. / Mischa Meier -- 3. Managing natural hazards : environment, society, and politics in Tuscany and the Upper Rhine Valley in the Renaissance (ca. 1270-1570) / Gerrit J. Schenk -- 4. Acts of God : the confessionalization of disaster in reformation Europe / Elaine Fulton -- 5. The struggle against the sea : an early modern coastal society between metaphysical and physical attempts to control nature / Marie Luisa Allemeyer -- 6. Earthquakes in early modern France : from the old regime to the birth of a new risk / Gr Oegory Quenet -- 7. The doomsday discourse in the earth and planetary sciences, 1700-present / Nicolaas A. Rupke -- 8. Forgotten risks : mass movements in the mountains / Andreas Dix -- 9. Shaping the city : Aleppo's foreigner community and the earthquake of 1822 / Stefan Knost -- 10. Earthquake versus fire : the struggle over insurance in the aftermath of the 1906 San Francisco disaster / Eleonora Rohland -- 11. Mediating foreign disasters : the Los Angeles Times and international relief, 1891-1914 / Gordon M. Winder -- 12. From natural to national disaster : the Chinese famine of 1928-1930 / Andrea Janku -- 13. Climate catastrophism : the history of the future of climate change / Franz Mauelshagen.
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In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3371-3378
"Schriftliche Korrespondenzen waren in der Wissenschaft im 18. Jahrhunderts die Mittel zum überregionalen Austausch. Heute werden die Archive dieser Korrespondenzen von einer Reihe von Wissenschaftshistorikern intensiv bearbeitet. Der Vortrag berichtet von dem gemeinsamen Versuch, die in verschiedenen wissenschaftshistorischen Projekten verfügbaren Informationen mit Mitteln der Netzwerkanalyse und Netzwerkvisualisierung zu einem globalen Bild der Wissenschaftslandschaft des 18. Jahrhunderts zusammenzufügen. Die Kombination der Quellen produziert nicht nur eine Gesamtschau des 'europäischen Wissenschaftssystems des 18. Jahrhunderts' sondern identifiziert darüber hinaus zentrale Personen, deren historische Bedeutung einer weiteren Klärung bedarf." (Autorenreferat)