An den naturwissenschaftlichen Unterricht sind über den Erwerb von Fachwissen hinaus vielfältige weitere Hoffnungen geknüpft. Gemäß den Bildungsstandards für den mittleren Schulabschluss sollen die Lernenden u.a. in die Lage versetzt werden, mithilfe von im Unterricht erlernten chemischen Inhalten alltägliche Fragen zu beantworten oder gesellschaftliche Probleme verstehen und Lösungsvorschläge bewerten zu können. Im Vortrag werden empirische Arbeiten vorgestellt, in denen kritisch hinterfragt wird, wie realistisch diese Ansprüche an den Chemieunterricht sind, bzw. in welchem Ausmaß schulisches Wissen tatsächlich die erwünschten Wirkungen zeigt und das Alltagshandeln der Lernenden beeinflusst. Ausgehend vom Ergebnis dieser Studien soll angedeutet werden, welche Aspekte im Unterricht u.E. verstärkt aufgegriffen werden müssten, damit die in den Bildungsstandards erhobenen Forderungen besser erfüllt werden können. Dazu werden "Lernwege" vorgeschlagen, die einen systematischen Aufbau der im Kompetenzbereich "Bewertung" geforderten Fähigkeiten ermöglichen sollen.
Der vorliegende Tagungsband geht aus der 5. Hildesheimer CeLeB-Tagung zur Bildungsforschung hervor. Er präsentiert Ergebnisse aus zahlreichen Projekten und Vorhaben, die u. a. durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung mit dem Schwerpunkt "Digitalisierung in der Lehrerbildung" gefördert oder in anderen Kontexten durchgeführt werden und sich mit der Erforschung und Vermittlung digitalisierungsbezogener Kompetenzen befassen. Lernen mit digitalen Medien und über digitale Medien wird in der Bildungspolitik als zentrale Leitidee für eine zeitgemäße Bildung in der digitalen Welt proklamiert. Mit dem Ziel, Schüler*innen auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten, stehen digitalisierungsbezogene Kompetenzen im Fokus von Rahmenkonzeptionen wie etwa dem Strategiepapier der KMK "Bildung in der digitalen Welt". Entsprechend lässt sich auch die Frage stellen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten Lehrer*innen unter den Bedingungen der Digitalisierung benötigen. Ansätze beziehen sich hierbei einerseits auf die Diagnose und Förderung dieser Kompetenzen in der digitalen Welt auf Seiten der Schüler*innen, andererseits bei Lehrer*innen auf die Nutzung der durch die Digitalisierung eröffneten Möglichkeiten zur Erreichung von Unterrichtszielen. Nicht zuletzt ergeben sich damit auch neue Kompetenzanforderungen an die Dozierenden in der universitären Lehrer*innenbildung. Aufgabe der universitären Lehre ist es dabei, angehenden Lehrkräften die kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit digitalen Technologien zu ermöglichen. In aktuellen Diskussionen zeichnet sich jedoch noch wenig Klarheit darüber ab, wie diese Kompetenzen von Schüler*innen, Lehrer*innen und Dozierenden in der Lehrkräftebildung aufeinander bezogen sind. In vier Themenfeldern wird mit diesem Band den Fragen nach der Formulierung und Strukturierung von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen sowie Ansätzen zur Förderung in Schule und Lehrer*innenbildung nachgegangen.