Von Habermas zu Honneth - aber wohin? (I): anerkennungstheoretische Wende innerhalb oder außerhalb des kommunikationstheoretischen Paradigmas?
In: Axel Honneth: Sozialphilosophie zwischen Kritik und Anerkennung, S. 45-52
A. Honneth und J. Habermas teilen das Anliegen, die 'Dialektik der Aufklärung' als Idee einer kritischen Gesellschaftstheorie mit praktischer Absicht erneuern zu wollen. Habermas legt mit dem Begriff der Verständigung das normative Fundament seines Gesellschaftsbegriffs. Mit der Theorie des kommunikativen Handelns kann er auf eine längere systematische Vorgeschichte zurückblicken, während die weitere Ausarbeitung entscheidender Topoi dieses Ansatzes in den darauffolgenden Jahren gelingt. Honneths theoretisches Unterfangen ist dagegen noch wesentlich im Werden begriffen, jüngst empfiehlt er eine anerkennungstheoretische Wende, gegründet auf einer neuen Schlüsselkategorie. Nunmehr sollen Anerkennungsbeziehungen, so scheint es, das Verständigungsparadigma als Paradigma verdrängen. Vor diesem Hintergrund wird nun geprüft, von welchem Standort aus die Wende hin zu einem neuen Paradigma vollzogen werden soll und ob damit eine Alternative zum Habermas'schen Gesellschaftsbegriff in Aussicht gestellt werden kann. Die Erörterung umfasst zwei Aspekte: (1) die Wege der Grundlegung von Intersubjektivität bei Habermas und Honneth im Ausgang von Hegel und Mead sowie (2) die Frage nach der Intersubjektivität als Grammatik kommunikativer Rationalität oder als Grammatik von Anerkennung. (ICG2)