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In den letzten Jahren hat das Interesse am Thema "soziale Ungleichheit und Gesundheit" erheblich zugenommen. Auch in der aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion wird immer häufiger die Frage gestellt, ob und warum Personen aus der unteren sozialen Schicht einen besonders schlechten Gesundheitszustand aufweisen und was dagegen unternommen werden kann. In diesem Buch wird versucht, einen umfassenden und allgemein verständlichen Überblick über den Stand der empirischen, theoretischen und gesundheitspolitischen Diskussion bereitzustellen. Es soll dazu beitragen, den Erfahrungsaustausch zu verbessern und auf eine breitere Basis zu stellen. Nur so lassen sich konkrete Vorschläge zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit entwickeln. Das dabei im Vordergrund stehende Ziel lässt sich wie folgt formulieren: "Alle Menschen sollen unabhängig von Ausbildung, beruflichem Status und/oder Einkommen die gleiche Chance erhalten, gesund zu bleiben bzw. zu werden."

'Gesundheitliche Ungleichheit' als Thema von Forschung und Gesundheitspolitik -- Ergebnisse der bisherigen Forschung -- 'Soziale Medizin' Die Diskussion zu Beginn des 20. Jahrhunderts -- Soziale Differenzierungen in epidemiologischen und medizinsoziologischen Untersuchungen auf dem Gebiet der DDR. Gab es soziale Ungleichheit als medizinisch relevantes Problem? -- Krankheit und soziale Ungleichheit: Empirische Studien in West-Deutschland -- Die Arbeitswelt als Ursache gesundheitlicher Ungleichheit -- Lebenslage und gesundheitliche Versorgung: Erfahrungen aus einem Forschungsverbund -- Krankheit und soziale Lage — einige Gedanken zu einem in (West-)Deutschland ausgesparten Thema -- Neue Forschungsergebnisse -- Auswertungen von Survey-Daten -- Sozialschichtspezifische Unterschiede in der selbst wahrgenommenen Morbidität und bei ausgewählten gesundheitsbezogenen Indikatoren in West-Deutschland -- Soziale Ungleichheiten im Krankenstand dargestellt am Beispiel des Indikators "Tage mit gesundheitlicher Beeinträchtigung" -- Soziale Schicht und koronare Risikofaktoren in Deutschland-Ost und -West -- Krankheit und soziale Ungleichheit in der DDR: das Beispiel Görlitz -- Gesundheitliche Risikoexposition, Gesundheitsverhalten und subjektive Morbidität von West- und Ostberlinern insgesamt und nach sozialer Schichtzugehörigkeit -- Der Einfluß des Sozialmilieus auf das Gesundheitsverhalten -- Soziale Ungleichheit bei der Teilnahme an Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen in West-Deutschland und in Großbritannien -- Auswertungen von Routinedaten -- Sozialschicht und Sterblichkeit bei männlichen Angestellten aus den alten Bundesländern -- Soziale Polarisierung und Mortalitätsentwicklung. Erste Ergebnisse der Kommunalen Gesundheitsberichterstattung des Landes Bremen -- Säuglingssterblichkeit und soziale Ungleichheit. Regionale Analysen der Säuglingssterblichkeit und der Totgeburtlichkeit für Berlin (West) 1970 bis 1985 -- Theoretische Grundlagen -- Neuerungen der Ungleichheitsanalyse und die Programmatik künftiger Sozialepidemiologie -- Gesundheitliche Ungleichheit und das Lebensstilkonzept -- Berufliche Gratifikationskrisen und Herz-Kreislauf-Risiko — ein medizinsoziologischer Erklärungsansatz sozial differentieller Morbidität -- Soziale Ungleichheit und Mortalitätsunterschiede: Diskussion der Erklärungsansätze in Großbritannien -- Autoren.

Der Verfasser thematisiert Existenz und Ausmaß der gesundheitlichen Ungleichheit in Europa. Diese Ungleichheit wird anhand von Daten zu Mortalität und Lebenserwartung, Morbidität und Gesundheitszustand, geschlechtsspezifischen Faktoren sowie Lebensqualität in Abhängigkeit von Bildung belegt. Erklärt wird die Existenz gesundheitlicher Ungleichheit durch das Gesundheitsverhalten, die Lebensverhältnisse und die (schichtspezifische) gesundheitliche Versorgung. Die Diskussion um gesundheitliche Ungleichheit hat in einer Vielzahl politischer Absichtserklärungen ihren Niederschlag gefunden. Die politischen Forderungen, die sich aus den empirischen Studien zur gesundheitlichen Ungleichheit ergeben, werden besonders deutlich in der "Marmot Review" benannt. (ICE2)

Unter dem Begriff "soziale Ungleichheit" werden zumeist Unterschiede nach Bildung, beruflichem Status und Einkommen verstanden. Diese Unterschiede spiegeln sich häufig auch im Gesundheitszustand wider. Die Ergebnisse der empirischen Studien sind eindeutig: Mortalität und Morbidität sind in den unteren Statusgruppen zumeist besonders hoch. Diese "gesundheitliche Ungleichheit" wird immer mehr als ein zentrales gesundheitspolitisches Problem wahrgenommen. Es ist bisher jedoch erst in Ansätzen gelungen, die gesundheitliche Ungleichheit zu erklären und durch gezielte Interventionsmaßnahmen zu verringern (Original übernommen).

Mit Hilfe der Daten aus dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) untersucht der vorliegende Beitrag den Zusammenhang zwischen dem Haushaltseinkommen einerseits und der Belastung durch Lärm und Luftverschmutzung andererseits. Die Ergebnisse zeigen Folgendes: Mit sinkendem Einkommen nehmen die Belastungen durch Lärm und Luftverschmutzung stufenweise zu, in der unteren Einkommensgruppe (hier definiert als Einkommen unterhalb der Armutsgrenze) sind sie 2- bis 9mal höher als in der oberen Einkommensgruppe. Wichtig ist auch das Ergebnis, dass diese Unterschiede in den neuen Bundesländern größer sind als in den alten. Die Ergebnisse bestätigen damit die allgemeine Hypothese, dass die unteren Einkommensgruppen sehr viel stärker durch Lärm und Luftverschmutzung beeinträchtigt werden als die oberen Einkommensgruppen. Nicht erwartet wurde jedoch, dass sich dieser Zusammenhang zwischen Einkommen und Umweltbelastung am deutlichsten in den neuen Bundesländern zeigt. Hervorzuheben ist auch, dass die Umweltbelastungen mit abnehmendem Einkommen zumeist stufenweise zunehmen; dies ist ein deutlicher Indikator auf einen systematischen Zusammenhang zwischen Einkommen und Umweltbelastung. (ICA2)

Der Autor gibt einen Überblick über die in der Bundesrepublik vorliegenden Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Armut wird dabei nicht nur über den Indikator "Einkommen" definiert, sondern auch über die Indikatoren "Ausbildung" (der Kinder oder der Eltern) und "Beruf" (der Eltern). Diese sozioökonomischen Indikatoren hängen oft eng zusammen, so dass eine Beschränkung auf den Indikator "Einkommen" nicht sinnvoll erscheint. Der Überblick zeigt, dass bei dem Versuch, die höhere Mortalität und Morbidität in der unteren sozialen Schicht zu erklären, meistens zwischen den Lebensbedingungen, dem Gesundheitsverhalten und der gesundheitlichen Versorgung unterschieden wird. Um die möglichen Ansatzpunkte für gesundheitspolitische Maßnahmen zur Verringerung der schichtspezifischen Unterschiede im Gesundheitszustand zu verdeutlichen, erscheint es jedoch erforderlich, in einem "Minimal-Modell" die grundlegenden Zusammenhänge darzustellen. Angesichts der Tatsache, dass ein entsprechendes "Maximal-Modell" aufgrund der Komplexität des Themas bisher noch nicht entwickelt wurde, entwirft der Autor ein einfaches Modell zur Erklärung der Beziehung zwischen Armut und Krankheit bei Kindern. (ICI)

Der Autor gibt einen Überblick über die in der Bundesrepublik vorliegenden Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Armut wird dabei nicht nur über den Indikator "Einkommen" definiert, sondern auch über die Indikatoren "Ausbildung" (der Kinder oder der Eltern) und "Beruf" (der Eltern). Diese sozioökonomischen Indikatoren hängen oft eng zusammen, so dass eine Beschränkung auf den Indikator "Einkommen" nicht sinnvoll erscheint. Der Überblick zeigt, dass bei dem Versuch, die höhere Mortalität und Morbidität in der unteren sozialen Schicht zu erklären, meistens zwischen den Lebensbedingungen, dem Gesundheitsverhalten und der gesundheitlichen Versorgung unterschieden wird. Um die möglichen Ansatzpunkte für gesundheitspolitische Maßnahmen zur Verringerung der schichtspezifischen Unterschiede im Gesundheitszustand zu verdeutlichen, erscheint es jedoch erforderlich, in einem "Minimal-Modell" die grundlegenden Zusammenhänge darzustellen. Angesichts der Tatsache, dass ein entsprechendes "Maximal-Modell" aufgrund der Komplexität des Themas bisher noch nicht entwickelt wurde, entwirft der Autor ein einfaches Modell zur Erklärung der Beziehung zwischen Armut und Krankheit bei Kindern. (ICI).

The paper focuses on the following question: What is known about the existence and the extent of health inequalities, their explanations and potential ways to reduce them, by members of the lower social class, by health professionals and by health policy makers? By health inequalities we mainly refer to differences in morbidity and mortality between socio-economic groups, i.e. differences in morbidity and mortality by education, occupation and income. The paper looks at the problem of health inequalities from an 'actor-perspective'. Concerning the perspective of health professionals and health policy makers, information is mainly provided from Germany, where the funding institution and the first author are based. Concerning the perspective of the lower social class, however, information is mainly provided from the United Kingdom. The United Kingdom is the Western European country with the greatest breadth of research on health inequalities; thus it can serve as a role model for Germany, where this kind of research is still rather limited. The review shows that we know very little about the perception of health inequalities by these actors. Research on health inequalities still seems to be rather isolated from the beliefs and values of the people most concerned, at least in Germany and in the United Kingdom. Promoting the discussion on the perception of health inequalities would help to develop strategies addressed at reducing them. ; In der Studie wird die Wahrnehmung der 'gesundheitlichen Ungleichheit' untersucht, d.h. die Wahrnehmung der in vielen empirischen Studien belegten Tatsache, daß Personen mit einem geringeren sozio-ökonomischen Status zumeist kränker sind und früher sterben als Personen mit einem höheren Status. Die folgende Frage steht im Mittelpunkt: Was wissen Angehörige der unteren sozialen Schichten, Akteure der gesundheitlichen Versorgung und der Gesundheitspolitik über die Existenz der gesundheitlichen Ungleichheit, die Erklärung und die mögliche Verringerung dieses Problems? Die Studie betrachtet das Problem der gesundheitlichen Ungleichheit somit von einer 'Akteur-Perspektive' aus. Bezogen auf Akteure der gesundheitlichen Versorgung und der Gesundheitspolitik werden vor allem Informationen aus der Bundesrepublik vorgestellt. Bezogen auf die Perspektive der unteren sozialen Schichten werden dagegen vor allem Studienergebnisse aus Großbritannien präsentiert. Der Überblick über den Stand der Literatur zeigt, daß sehr wenig über die Wahrnehmung der gesundheitlichen Ungleichheit bekannt ist. Die Forschungsfragen dieser Studie spielen offenbar weder für Wissenschaftler noch für Akteure der gesundheitlichen Versorgung und der Gesundheitspolitik eine bedeutende Rolle. Durch eine verstärkte Thematisierung dieser Fragen könnte ein Beitrag dazu geleistet werden, die Diskussion über Strategien der Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit zu beleben.

In dem Beitrag geht es um Gesundheitsgefährdungen des Kindes durch die großstädtischen Lebensbedingungen. Es werden die Ergebnisse einer empirischen Studie präsentiert, in der vor allem die psychischen und physischen Folgen einer nicht-kindgemäßen Wohnumgebung, insbesondere im Bereich der Kinderspielplätze, untersucht werden. Grundlage der Untersuchung sind die medizinischen Untersuchungen der Schulanfänger in Hamburg aus dem Jahr 1979. Anlage und Durchführung der Untersuchung werden beschrieben, um dann die Ergebnisse zu skizzieren. Am Beispiel des Indikators Luftverschmutzung werden die Probleme der Untersuchung aufgezeigt. Dann wird die statistische Auswertung für die Bereiche vorgenommen, bei denen ein gesundheitsschädlicher Einfluß nachgewiesen werden kann: (1) Anzahl und Größe der Industrie- und Verkehrsflächen; (2) Staubbelastung in der Wohnumgebung; (3) Schichtzugehörigkeit; (4) Schwefeldioxyd- und Stickstoffmonoxyd-Konzentration; (5) Anteil der Hoch- und Ein- bis Zweifamilienhäuser. Als überraschendes Ergebnis wird festgestellt, daß Erholungsflächen, Waldflächen und landwirtschaftliche Flächen keinen direkten positiven Einfluß auf den Gesundheitszustand ausüben. Dies wird mit fehlender kindgemäßer Gestaltung begründet. (RW)