Rezension: "Polen og holocaust - polsk antisemitisme" / Palle Andersen. Slagelse: Ellekær, 2018. ISBN: 978-87-92173-33-1
In dem Buch Polen og holocaust: polsk antisemitisme [Polen und der Holocaust – polnischer Antisemitismus] des dänischen Historikers Palle Andersen geht es um die polnisch-jüdischen Beziehungen während des Zweiten Weltkriegs und insbesondere um den polnischen Beitrag zu dem Versuch der Vernichtung der europäischen Juden im Holocaust. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Polen ein Zentrum des Judentums in Europa und das Land mit dem größten jüdischen Bevölkerungsanteil (3,3 Mio. Menschen) auf dem Kontinent. Durch den Holocaust wurden ca. 90% dieser Bevölkerung vernichtet, was etwa die Hälfte aller jüdischen Holocaust-Opfer bedeutete – eine unfassbare Tragödie, die in dem Land eine langanhaltende kulturelle und menschliche Leere hinterlassen hat. Der Völkermord an den Juden wäre in diesem Ausmaß nicht ohne umfassende Unterstützung aus der Lokalbevölkerung in den besetzten Gebieten möglich gewesen. Die Situation in Polen war jedoch für die Juden vielleicht besonders schwierig, und in seinem Buch versucht Andersen darzustellen, was das Besondere dieser Situation ausmachte. Das Buch erscheint zu einem Zeitpunkt, da in Polen die Geschichte des Holocaust erneut im Fokus der Auseinandersetzung über das nationale Narrativ vom Zweiten Weltkrieg steht. Befeuert wurde diese Auseinandersetzung erst jüngst wieder, als Anfang des Jahres [2018] auf Vorschlag der Regierung ein Gesetz beschlossen wurde, das es unter Strafe stellte, dem polnischen Volk eine Mitverantwortung für die vom nationalsozialistischen Deutschland begangenen Verbrechen zuzuschreiben. Dieser Hintergrund tritt deutlich in einem eigenen Kapitel des Buches hervor, in dem der Autor die Entwicklung des Streits um die Geschichte in den vergangenen Jahren beleuchtet.