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Sklavin: gefangen - geflohen - verfolgt
In: Weltbild-Taschenbuch
Selbst die Hunde in ihrem Heimatdorf hatten es besser, sinniert Mende angesichts der Essensreste, die die Dame des Hauses ihr vorgesetzt hat. Und das zwölfjährige Nuba-Mädchen aus den Bergen im südlichen Sudan kann sich auch nicht erinnern, in der Kindheit geschlagen worden zu sein: Kindheit, ein Idyll, das schlagartig erlischt in jener Nacht, als die arabischen Milizen in ihr Dorf einfallen: Die Hütten brennen, Männern werden die Kehlen durchgeschnitten, Frauen vergewaltigt. Zusammengepfercht auf der Ladefläche eines Lastwagens, finden sich Mende und ihre kleinen Freundinnen nach stundenlanger Fahrt im Haus eines Sklavenhändlers wieder -- Verteilerstation für die Häuser reicher Araber in Khartoum.Mende Nazers im Frühjahr 1992 einsetzendes siebenjähriges Martyrium als "Abda" (Sklavin) gleicht einem Albtraum aus den finstersten Tagen der Leibeigenschaft. Nachts wie ein Tier in einem Verschlag gehalten, muss die "Yebit" (Arabisch für Mädchen), die keines eigenen Namens würdig ist, tagsüber einer Oberschichtfamilie in der Hauptstadt dienen. Ihrer Identität beraubt und sexueller Demütigung unterworfen, erlebt die junge Nuba, unter den Schlägen ihrer furchtbaren Herrin Rahab die so genannte Zivilisation als nicht enden wollende Fron.
Halima: mein Weg aus der Hölle von Darfur
»Darfur. Ein Wort, das mit Blut und Leiden getränkt ist. Ein Begriff, der schrecklichste Bilder heraufbeschwört. Schmerzen und Grauen, die in der zivilisierten Welt unvorstellbar wären. Aber für mich ist Darfur auch noch etwas anderes: Es ist meine Heimat.« Halima Bashir, eine junge Ärztin aus dem Sudan, legt Zeugnis ab. Als Halima 1979 zur Welt kommt, träumt ihr Vater, dass sein Kind heilende Kräfte haben wird - und tatsächlich gelingt es Halima als erster Vertreterin ihres Stammes, an einer arabischen Universität Medizin zu studieren. Doch kaum beginnt sie zu praktizieren, greifen die im Sudan schwelenden Konflikte auf die Darfur-Region über. Die Gewalttaten der arabischen Milizen erreichen einen grausamen Höhepunkt, als im Januar 2004 eine ganze Schulklasse achtjähriger Mädchen gefangengenommen und missbraucht wird. Halima behandelt die traumatisierten Kinder und schlägt öffentlich Alarm - bei der UN und bei den Medien. Von da an wird ihr Leben zur Hölle. Verhaftungen, Folter, Vergewaltigung folgen. Halimas Dorf wird dem Erdboden gleichgemacht, ihr Vater ermordet. Sie muss das Land verlassen - aber wie? Mit dem Mut der Verzweiflung und gegen alle Wahrscheinlichkeit schafft sie die Flucht nach London. Und bricht nun zum zweiten Mal ihr Schweigen, um der Welt von Darfur zu erzählen. (kno)