Parteien in der Krise?
In: Osteuropäische Demokratien als Trendsetter?: Parteien und Parteiensysteme nach dem Ende des Übergangsjahrzehnts, S. 281-302
Die im postsozialistischen Raum entstandenen neuen Parteien boten für die Forschung die einzigartige Chance, die auf dem Hintergrund der westeuropäischen Entwicklungen formulierten Definitionen und Ansätze der Parteienforschung hinsichtlich ihrer Validität und Generalisierbarkeit neu zu testen. So weisen mehrere empirische Studien darauf hin, dass die Parteien als neue politische Institutionen von der Bevölkerung als vom Westen importierte "Leerformen" empfunden werden. Auf der Basis derartiger Feststellungen wurden neue Begriffe wie "Protoparteien"; "Sofaparteien", "Phantomparteien", "Satellitenparteien", "Doppelgänger-Parteien" und "Strohparteien" kreiert, um zu verdeutlichen, dass diese Parteien als neu entstandene politische Institutionen "labil" sind und erhebliche Defizite aufweisen. Gleichzeitig vollzogen sich auch in Westeuropa seit Mitte der 80er Jahre teilweise gravierende Veränderungsprozesse: Es entstanden neue erfolgreiche Parteien und bestehende Parteien bildeten neue Organisationsstrukturen heraus. Damit verbunden veränderte sich teilweise auch der Parteienwettbewerb beziehungsweise kam es gar zu einer Neustrukturierung der Parteiensysteme (z.B. in Italien). Ziel des vorliegenden Beitrages ist es vor diesem Hintergrund, diese als krisenhaft wahrgenommenen Entwicklungen der Parteien als intermediäre Organisationen in Ost- und Südosteuropa zu diskutieren. Dabei geht es um Probleme, die in den Parteien als Organisationen selbst begründet liegen, zugleich jedoch auch um die Beziehungen zu den WählerInnen und die Funktionen der Parteien innerhalb des politischen Systems. (ICA2)