Transformation der Energiewirtschaft : wirtschaftsräumliche Implikationen der Energiemarktliberalisierung im Kontext von Enthierarchisierungsprozessen in einem kommunalen Energieversorgungsunternehmen ; Transformation of the energy market : economic geographical implications of the energy market lib...
Die deutsche Energiewirtschaft befand sich bis 1998 de facto und de jure in einem Monopolzustand. Mehrere 100 Energieversorgungsunternehmen (EVU) bildeten ein Mosaik horizontal demarkierter und dezentraler Monopolräume. Mit der Öffnung der Energiemärkte und der Erosion fester Marktareale wurden die Energieversorgungsunternehmen in einen Wettbewerbsmodus überführt, der neue Unternehmensstrategien erforderte und einen erheblichen Transformationsprozess in Gang setzte. Am Beispiel der Stadtwerke Osnabrück AG wird aufgezeigt, wie ein traditionelles und strukturell repräsentatives Stadtwerk, das KMU-ähnliche Strukturen aufweist durch Kooperationsbildungen und Auslagerungsprozesse eine tiefgreifende organisationale Transformation durchläuft, um die Anforderungen des Wettbewerbs und der zunehmenden Regulierung bewältigen zu können. Der Prozess wird als Enthierarchisierung bezeichnet, da er einen sukzessiven Übergang von der Hierarchie in Richtung Markt und Kooperation darstellt. Aus geographischer Perspektive sind die räumlichen Implikationen des Enthierarchisierungsprozesses von besonderem Interesse. Die Untersuchung zeigt, dass der Transformationsprozess einen stark regional ausgeprägten Niederschlag aufweist. Als Kausalstränge für die regionale Ausprägung werden der Transaktionskostenansatz der Neuen Institutionenökonomie und der Ansatz regionaler embeddedness herangezogen. Beiden Ansätzen ist eine erhebliche Raumrelevanz inhärent. Im Rahmen einer qualitativ ausgerichteten Analyse wird aufgezeigt, dass sowohl Transaktionskosten als auch regionaler embeddedness eine gewichtige Erklärungsfunktion für die geographische Ausgestaltung des Enthierarchisierungsprozesses zukommt. So weist die Stadtwerke Osnabrück AG aufgrund ihrer langen Historie am Standort Osnabrück intensive persönliche und lokalpolitische Vernetzungen auf, welche die Entwicklung einer regionalen Kooperationslandschaft begünstigen. Ebenfalls tragen Transaktionskosten durch die sukzessive Entfaltung einer quasi-prohibitiven Wirkung mit zunehmender ...