Analysen zu Arbeitsmarkteffekten regionaler Mobilität kamen bislang zu dem Ergebnis, dass Frauen in Partnerschaften erhebliche ökonomische Nachteile durch einen Wohnortwechsel haben, während Männer und auch ledige Frauen von Umzügen generell beruflich profitieren können. Die Erklärung dieser Befunde erfolgt meist auf Basis haushaltsökonomischer Argumente, die für die Beschreibung partnerschaftlicher Prozesse jedoch verstärkt in die Kritik geraten sind. Zudem sind viele dieser Studien mittlerweile veraltet und tragen, insbesondere für Deutschland, den veränderten ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen nicht mehr Rechnung. Der Beitrag versucht diese Lücken unter Verwendung eines verhandlungstheoretischen Modells der Partnerschaft und mit Rückgriff auf aktuellere Daten zu schließen. Untersucht werden die mittel- und langfristigen Einkommenseffekte von Umzügen für Paarhaushalte in den neuen und alten Bundesländern, speziell für die Frauen. Insbesondere wird auch die Bedeutung regionaler Arbeitsmarktstrukturen als Moderatoren dieser Effekte berücksichtigt – ein Aspekt, der in Mobilitätsanalysen bislang vernachlässigt wurde. Die Ergebnisse der auf den Wellen 1992–2006 des SOEP beruhenden Panel-Fixed-Effects-Schätzungen legen nicht nur die Plausibilität der verhandlungstheoretischen Argumentation und die Bedeutung lokaler Opportunitätsstrukturen nahe, sondern zeichnen auch ein von bisherigen Studien abweichendes Bild der Umzugsfolgen für Frauen. Der Artikel diskutiert die Implikationen für Arbeitsmarktprozesse und Partnerschaft.
The persisting gendered division of domestic labor in Western societies remains puzzling. Beyond standard economic and normative explanations, more recent approaches emphasize affective, cognitive, and incorporated aspects of housework and the production, reproduction, and negotiation of gendered expectations via social interactions. However, the relevant indicators for these more implicit mechanisms are not routinely included in social surveys. Based on a unique set of items and a representative sample of heterosexual couples ( N = 1396) from pairfam (wave 10), we analyze the mutual effects of both partners' enjoyment, quality standards, and reciprocally perceived competencies on the division of housework. Actor–partner interdependence models (APIM) are applied, which explicitly model the partner dyad. Both an actor's own and their partner's assessments of competences and preferences—and particularly men's attributes and perceptions—prove to be powerful predictors of housework share. The results contribute quantitative evidence on processes of doing and undoing gender in context.
ZusammenfassungDie zentrale Idee einer Interaktion besteht darin, einen konditionalen Effekt zu modellieren, d. h. der Effekt einer Variablen ($$x_{i}$$xi) auf die abhängige Variable ($$y_{i}$$yi) hängt vom Wert einer anderen Variablen ($$z_{i}$$zi) ab. Mayerl und Urban diskutieren in ihrer Abhandlung die Eigenschaften von Haupt- und Interaktionseffekten und welche Fallstricke sich bei deren Interpretation ergeben können. Leider vermitteln Mayerl und Urban den Eindruck, als ob Haupt- und Interaktionseffekte sinnvoll isoliert und damit unabhängig voneinander interpretiert werden können. Auch wenn dies in Ausnahmefällen zutreffen kann, ist dies allgemein nicht sinnvoll. Wir zeigen, dass eine isolierte oder getrennte Interpretation von Haupt- und Interaktionseffekten irreführend sein kann, auch wenn die von Mayerl und Urban diskutierten Probleme nicht vorliegen. Weil es sich bei Koeffizienten in Regressionsmodellen mit Interaktionstermen um konditionale Effekte handelt, ist eine Darstellung und Interpretation ratsam, die alle an der Interaktion beteiligten Kovariaten gleichzeitig einbezieht. Empfohlen wird eine (grafische) Darstellung, die Auskunft darüber gibt, wie der Effekt von $$x_{i}$$xi auf $$y_{i}$$yi über den Wertebereich von $$z_{i}$$zi variiert.
In: Comparative population studies: CPoS ; open acess journal of the Federal Institute for Population Research = Zeitschrift für Bevölkerungsforschung, Band 38, Heft 1, S. 167-198
"Trotz der enormen Bedeutung räumlich naher Kontakte gibt es erstaunlich wenige Erkenntnisse darüber, welche Auswirkungen ein Wohnortwechsel auf das verfügbare Sozialkapital einer Person hat. Ausgehend von einer prozessualen Beschreibung der Veränderungen im Zugang zu sozialem Kapital nach einem Wohnortwechsel werden Hypothesen zum Zusammenhang von residenzieller Mobilität und Sozialkapital aufgestellt. Es wird erwartet, dass soziales Kapital durch einen Wohnortwechsel teilweise entwertet und teilweise neu aufgebaut wird, und dass mit der Wohndauer an einem Ort das soziale Kapital anwächst, wobei im zeitlichen Ablauf Aufbau- und Konsolidierungsphasen zu unterscheiden sind. Mit Daten einer Bevölkerungsumfrage wird in multivariaten Tests nachgewiesen, dass die Mobilitätseffekte die erwarteten Wirkungen entfalten. So verfügen Zugezogene und Einheimische zwar in gleichem Maße über soziales Kapital, dies ist aber in beiden Gruppen unterschiedlich zusammengesetzt. Zudem wird nachgewiesen, dass Zugezogene soziales Kapital in Aufbau- und Konsolidierungsphasen entwickeln." (Autorenreferat)
In: Comparative population studies: CPoS ; open acess journal of the Federal Institute for Population Research = Zeitschrift für Bevölkerungsforschung, Band 38, Heft 1, S. 199-226
"Despite the significance of spatially proximate social contacts, there is little evidence about the effects of residential mobility on the social capital available to an individual. Based on theoretical considerations of the accumulation process of social capital after relocation, we derive hypotheses about the consequences of residential mobility on social capital. Firstly, we expect a partial devaluation of social capital in the origin region after the move and compensatory investments in social capital at the new location. Secondly, we assume that social capital increases with the length of residence and distinguish accumulation and consolidation phases. Multivariate analysis based on survey data yields the expected consequences of mobility. Movers and native residents possess an equal amount of social capital; however, the composition of social capital differs between the two groups. Additionally, we decompose the length of residence into several time intervals to provide evidence for both the constituting and consolidating phases in the creation of social capital." (author's abstract)
PurposeAlthough essential to social welfare, unpaid domestic and care work is an increasingly scarce resource in modern societies. Despite the growing need, many households refrain from outsourcing their domestic chores to the market. Simultaneously, the household service sector is mostly characterised by low-qualification, informal jobs lacking quality and professional standards. Drawing on transaction cost theory, the present study aims to examine how trust problems deriving from the quality and professionalisation of domestic services can be overcome by also exploring the role of state subsidies in this context.Design/methodology/approachA factorial survey experiment in Germany (N = 4024) causally explores the effect of state-subsidised service vouchers, quality signals and professionalisation on preferences and willingness-to-pay for domestic services. The data were analysed using multilevel modelling techniques.FindingsHypotheses are mostly confirmed: strong quality signals help overcome trust problems, thus facilitating the demand for household services. Further, service vouchers can generate better pay for domestic workers while simultaneously reducing the costs for households.Research limitations/implicationsThe relevance of professionalisation and quality of service as important determinants of domestic service demand is revealed. However, the experimental survey design involves hypothetical scenarios.Originality/valueThe analysis offers insights into how to stimulate demand for household services and increase formal employment in a sector currently largely characterised by informal arrangements. It further shows how social policies can help secure quality and foster professionalisation by shifting paid domestic work from the informal to the formal economy.
Der Beitrag untersucht beruflich bedingte Umzüge ost- und westdeutscher Paare sowie die Effekte der Migration auf das Einkommen der PartnerInnen. Auf der Grundlage eines verhandlungstheoretischen Ansatzes partnerschaftlicher Entscheidungsprozesse, der die internen Merkmale der Partnerschaft explizit mit den äußeren regionalen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen verknüpft, können eine Reihe neuer Hypothesen zu den geschlechtsspezifischen Determinanten und Konsequenzen von Haushaltsumzügen abgeleitet werden. Als empirische Datenbasis dienen die Erhebungswellen 1992 bis 2008 des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die anhand von Längsschnittanalysen ausgewertet werden. Die lediglich auf den ersten Blick kontraintuitiven Ergebnisse stehen im Einklang mit den theoretischen Überlegungen und legen nahe, dass insbesondere gut gebildete westdeutsche Frauen in Partnerschaften von Umzügen profitieren können, wohingegen ostdeutsche Frauen mit hohem Bildungsniveau nicht in der Lage sind, Umzüge zu ihren Gunsten zu initiieren.