Grounded Theory
In: Methoden der Politikwissenschaft: neuere qualitative und quantitative Analyseverfahren, p. 145-154
"Ziel der Methodik der Grounded Theory (GT) ist es, zu 'grounded', also im Gegenstand verankerten, aus den Daten entwickelten Theorien zu kommen. Ohne das Vorgehen im Einzelnen vorzuschreiben, bietet GT insbesondere für die Auswertung nichtstandardisiert erhobener Daten erstens ein Gerüst an, das diesen im Kern verstehenden (hermeneutischen) und schöpferischen (theoriebildenden) Prozess leichter handhabbar macht, das die Daten effizienter erheben und ihren Informationsgehalt besser ausschöpfen lässt sowie dabei hilft, intersubjektiv nachvollziehbare Analyseergebnisse zu produzieren. Zweitens liefert GT systematische Anregungen für den auswertenden Schritt der Datenanalyse, auf dem der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegen soll. In der GT werden, anders als bei vielen anderen Methodiken, die Forschungsphasen miteinander 'verwoben', es wird also iterierend vorgegangen: Je nach Forschungsziel und bereits erreichtem Kenntnisstand kann etwa auf eine Phase der Datenauswertung oder der Theoriebildung eine erneute Datenerhebung folgen und damit verbunden eine Veränderung des Samples etc. So soll sukzessive abstrahiert und eine empirisch reichhaltige Theorie geringer oder mittlerer Reichweite gebildet werden. GT arbeitet vorwiegend mit nichtstandardisierten Daten, die qualitativ und kategorienbildend analysiert werden sollen, und eignet sich insbesondere zu einer ersten Orientierung im Forschungsfeld, wenn also wenig oder sehr wenig Wissen über den Untersuchungsgegenstand vorhanden ist oder wenn vorhandenes Wissen grundlegend überprüft werden soll." (Autorenreferat)