Künstliche Intelligenz und Kunstfreiheit: wie programmiert man das Grundrecht auf Kunstfreiheit in die Artificial Intelligence?
Üblicherweise verbindet man von vornherein die Entscheidungssysteme der Artificial Intelligence mit dem Gedankengut von rationalen Überzeugungen und Ergebnissen, wobei sich die technikfreisetzenden und -begrenzenden Zielvorstellungen schon irgendwie vernünftig und sinnvoll handhaben lassen können. In weiten Teilen trifft das auch tatsächlich zu. Diese schon klassisch zu nennende Annahme erhält jedoch eine völlig andere Qualität durch die zunehmende Fragmentisierung von Codes sowie durch die Informatisierung der Dinge und ihrer smarten Vernetzung, was sich in einer Juridifizierung der dinglichen Umwelt äußert. Geht man über das Internet der Dinge oder die Industrie 4.0 hinaus und folgt dem Imperativ des Innovationszwangs betritt man das Gebiet des Bioinformationsrechts1, bei dem eine Verschmelzung von Dingen mit Menschen rechtlich untersucht wird. Dabei kann man feststellen, dass die heute am naheliegendsten Bedenken bei der Umsetzung der Rechte, wie z.B. auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, der Schutz der Privatsphäre oder das Gleichheitsgrundrecht, in der Technik- und Gesetzesfolgenabschätzung nicht weit genug reichen. Ein relevanter und nicht zu unterschätzender Prüfstein für das Konzept der Menschenrechte ist meines Erachtens das Grundrecht der Kunstfreiheit. Warum? Zum einen wird die Kunstfreiheit wohl erst spät in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz zum juristischen Problem heranreifen, jedoch sollte sie aufgrund ihrer Komplexität und existenziell wichtigen Bedeutung so früh wie möglich mitbedacht und gegebenenfalls implementiert werden. Zum anderen ist sie, anschaulich gesprochen, als 'leibliches Pendant' und gleichberechtigte, oftmals vernachlässigte 'kleine Schwester' zur Meinungsfreiheit bzw. Gedankenfreiheit in philosophischer und technologischer Darstellungs- und Denkweise etwas völlig Anderes als diese. In meinem Beitrag werde ich die Implikationen näher beleuchten und ausführen, welche weitreichende Konsequenzen dies auf die Fähigkeit der Entscheidungsfindung und das ...