Entnazifizierung und politische Säuberung in Kiel
In: Wir sind das Bauvolk: Kiel 1945 bis 1950, S. 295-316
Schon unmittelbar nach der Besetzung wurden in Kiel zahlreiche Inhaftierungen vorgenommen, die Verhafteten in einer alten Fabrik interniert. Entlassungen aus dem öffentlichen Dienst waren zunächst zahlreich. Als verhängnisvoll für die weitere Entwicklung erwies sich, daß antifaschistische Initiativen aus der Bevölkerung von Anbeginn abgestoppt wurden. Die ersten Entnazifizierungsausschüsse wurden Ende 1945 eingesetzt. Die Arbeit verlief schleppend, bestimmte Bereiche wie die Landwirtschaft und nahezu die gesamte Wirtschaft sparte die britische Besatzungsmacht ganz aus. Maßnahmen richteten sich vorwiegend gegen kleine Parteimitglieder, während die Aktivisten entweder untergetaucht waren, in der Landwirtschaft oder Wirtschaft Überwinterten oder in der Internierung für die Spruchkammern unerreichbar waren. Jahrelang machten konservative Kreise gegen die Entnazifizierung Stimmung. Als im zweiten Halbjahr 1947 endlich die Verfahren gegen die hohen Funktionäre anstanden, wurde die Entnazifizierung von den Militärbehörden gestoppt. Die zunächst breit angelegten Maßnahmen führen zu einer Solidarisierung der vielen Betroffenen. (WB)