Übergänge im Grundschulalter: die Formation elterlicher Bildungsaspirationen
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5489-5503
"Die Bildungskarrieren und der Kompetenzerwerb im Lebenslauf werden in Deutschland durch die institutionelle Weichenstellung am Ende der Grundschulzeit entscheidend geprägt. Der zu diesem Zeitpunkt erreichte Kompetenzstand und die Bildungsentscheidungen sind jedoch das Ergebnis vorheriger Entwicklungen und Konstellationen in der Familie, im Kindergarten und in der Grundschule. Sie sind Resultat kumulativer Entwicklungsprozesse und Entscheidungsverläufe, über deren Wechselbeziehung heute noch vergleichsweise wenig bekannt ist. Sowohl theoretisch als auch empirisch besteht hier eine Forschungslücke. Ziel der Längsschnittstudie BiKS-8-12 ist es deshalb, zu untersuchen, wie sich elterliche Bildungsentscheidungen im Grundschulalter formieren und von welchen sozialen Kontextmerkmalen sie abhängen. Anzunehmen ist, dass die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg zentral von den elterlichen Bildungsaspirationen beeinflusst wird. Im Vortrag stellen die Verfasserinnen erste empirische Analysen zu den Bildungsaspirationen auf Basis der ersten Welle von BiKS-8-12 vor. Sie nutzen die Daten aus Elterninterviews, den Kompetenzmessungen bei den Kindern und den Einschätzungen durch die Lehrkräfte. Unter Heranziehung unterschiedlicher theoretischer Modelle versuchen sie, Unterschiede in den idealistischen und realistischen Bildungsaspirationen zwischen Bevölkerungsgruppen zu erklären. Insbesondere gehen sie der Frage nach, wie Kompetenzen und schulische Noten einerseits und soziale Klassenzugehörigkeit, Migrationsstatus und die Bildung der Eltern andererseits die Bildungsaspirationen beeinflussen. In einem weiteren Schritt vergleichen sie die elterlichen Aspirationen mit den Lehrereinschätzungen am Ende der dritten Klasse. Es sollen diejenigen Gruppen identifiziert werden, bei denen elterliche Aspirationen und Lehrereinschätzungen divergieren. Gleichzeitig soll geklärt werden, welche Faktoren zu diesen Unterschieden führen." (Autorenreferat)