Historische Demographie im Spannungsfeld zwischen Politik und Wissenschaft. Speziell in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen avancierte Bevölkerung zu einem viel diskutierten Schlüsselthema. Obwohl die Bevölkerungsforschung aufgrund ihres Einflusses auf die Politik des Dritten Reiches in Misskredit stand, verloren ihre völkischen Denktraditionen in der frühen Bundesrepublik nur allmählich an Bedeutung. Erst in den 1970er Jahren grenzten sich in der Bundesrepublik die Historische Demographie und in Österreich die Historische Familienforschung von einer auf Raum und Struktur abzielenden Bev
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Cet article présente les statistiques officielles sur les nationalités de la fin de la monarchie des Habsbourg à la seconde République d'Autriche. Nous examinons, dans ce cadre, la relation entre les discours des statisticiens et les intérêts politiques. À travers plusieurs exemples, nous montrons que, durant cette période, la catégorisation des minorités ethniques dans les statistiques autrichiennes fut intimement liée à la marginalisation politique des minorités nationales. À l'appui de ces considérations générales, cet article propose d'analyser les continuités et les discontinuités dans les discours sur les statistiques autrichiennes sur les nationalités avant et après les deux guerres mondiales.
Der Verfasser untersucht historisch-demographische Konzeptionen ethnischer Minderheiten in der österreichischen Ersten Republik bis 1933 und im Austrofaschismus bis 1938. Innerhalb der Bevölkerungssoziologie, die keine eigenständige Wissenschaftsdisziplin darstellte, kursierten als Schlüsselbegriffe 'Bevölkerung', 'Volk' und 'Wachstum'. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Autor Minderheitenschutz, 'Volksgruppenrecht' und Minderheitenpolitik im völkerrechtlichen Diskurs sowie die historische, staatswissenschaftliche und statistische Debatte über ethnische Minderheiten im Untersuchungszeitraum. Dabei herrschten deutschnational und völkisch geprägte Ansichten vor. Durch die geringe Beachtung alteingesessener Minderheiten und die Negierung zugewanderter Minoritäten konnten Konflikte innerhalb der Bevölkerungsmehrheit teilweise verdeckt werden. Die zunehmende Bedeutung der rassenkundlichen Spielart der Bevölkerungssoziologie sowie die parallel sich etablierende Variante eines rassistischen Volksgruppenmodells führten zu einer wachsenden Marginalisierung ethnischer Minderheiten. (ICC)
'Der Artikel untersucht 'bevölkerungsgeschichtliche' Konzeptualisierungen von Erich Keyser und Wolfgang Köllmann in der frühen Bundesrepublik Deutschland. Publizierte und nicht veröffentlichte Texte dieser beiden Historiker und ihre biografischen Hintergründe und institutionellen Verflechtungen werden analytisch-beschreibend und vergleichend in den Blick genommen. Dabei soll deutlich gemacht werden, dass 'Bevölkerungsgeschichte' eine spezifische soziale Praxis bildete, in der 'Volksforscher' und Historiker (wie z.B. Keyser), die bereits vor 1945 in 'völkischen' Diskursen der Historiografie aktiv gewesen waren, teils mit jüngeren Wissenschaftlern interagierten und dabei eine ethnozentrische, teils rassenanthropologisch orientierte Variante von 'Bevölkerungsgeschichte' zu tradieren suchten. Demgegenüber bauten Historiker (wie z.B. Köllmann), die ihre Laufbahn erst nach 1945 begannen, ihre Arbeiten zwar häufig auf 'makrostrukturellen' Traditionen deutscher Bevölkerungswissenschaften auf. Gerade Köllmann aber trug, begünstigt durch seine internationalen Kontakte, maßgeblich zu einer begrenzten methodologischen Öffnung der historischen Bevölkerungsforschung bei. Den theoretischen Rahmen des deutschen Nationalstaats, auf dem sein Zugang zu 'Bevölkerungsgeschichte' beruhte, behielt er, wie im Artikel gezeigt wird, im Wesentlichen bei.' (Autorenreferat)
Die vorliegende Studie befasst sich mit Konstruktionen von "sozialen" Grenzen in Texten deutscher Historiker. Dabei wird versucht, Relationen zwischen "demographischen" Argumentationsmustern und dem deutschzentrierten geschichtswissenschaftlichen Ordnungsdenken in diesen Texten aufzuspüren. Es geht um das Spannungsverhältnis zwischen Volk, Nation und Bevölkerung, um Migration, Assimilation und Dissimilation, Ost-West-Dichotomien und am Rande auch um Heiratsverhalten und Geburtenentwicklung. Anhand von Texten und Autoren der deutschen "Volksgeschichte" und der Ostforschung aus der Zeit der Weimarer Republik und des Dritten Reiches wird die These erörtert, dass Bevölkerung und Ordnung so aufeinander bezogen wurden, dass erst durch diese semantische Verbindung Sinnstrukturen entstanden, die im Verständnis zeitgenössischer, völkisch orientierter Wissenschaftler Kohärenz und Plausibilität erzeugten. (ICH)