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Moderne entwickelte sich, so Zygmunt Bauman, aus dem Ringen gegen Unbestimmtheit und Ambivalenz. Diese Fehlfarben der modernen Gesellschaften, das Unbestimmte und die Unangepassten, machen auch die Dynamiken der Postmoderne aus: Temporalisierungen und Verflüssigungen der Gegenwart kennzeichnen Formen, mit denen Menschen mit Unsicherheit umgehen. Die Dynamik, dem Unbestimmten einen Namen zu geben, die Wechselbeziehungen zwischen Festhalten und Loshalten, Identität und Verlust, sind von Zygmunt Bauman nicht nur wegweisend benannt worden. Sie kennzeichnen sein Werk auch selbst. Die Beiträge des Bandes folgen den Spuren Baumans, um systematisch in sozialphilosophische, kultursoziologische und politische Aspekte seines Werks einzuführen und die Anregungen Zygmunt Baumans weiter zu denken. Aufgeworfen werden Fragen u.a. nach Identität, Fremdheit, Medien, Macht, Geschlechterverhältnissen und modernen Räumen. Mit Beiträgen von Jörn Ahrens, Constantin Goschler, Ruth Großmaß, Peter Imbusch, Matthias Junge, Wolfgang Knöbl, Thomas Kron, Paul Mecheril, Kristin Platt, Walter Reese-Schäfer, Jürgen Straub, Jan Weyand.

Der Beitrag untersucht nicht, warum Feindbilder konstruiert werden, sondern beschäftigt sich stattdessen mit der Frage nach dem 'Wie' der Konstruktion, da es keine zufällige und keine unbegründete Feindschaft gibt, keine Feindschaft ohne begründete Narration oder politische Tradition. Die Überlegungen zur Gestalt und Kontinuität des Feindes konzentrieren sich daher auf die Feind-Figur innerhalb ihrer historischen Codierungen und prüfen, ob das beobachtete Fehlen spezifischer Trennschärfen zwischen der Imagination und Realität des Feindes vielleicht nicht zufällig ist und ob sich spezifisch neuzeitliche Interkorrelationen zwischen dem Feind und dem grundsätzlich anderen Fremden auf politische Traditionen zurückführen lassen. Anhand eines Szenarios werden zunächst einige gängige, mit der Gestalt des Feindes assoziierte Bedeutungen umrissen, bevor drei Ansätze zur Prüfung herangezogen werden: die Theorie gesellschaftlicher Differenzierung, das Feindmuster im Wandel des Kriegsverständnisses und die Stigma-Definition des Mittelalters. Die Betrachtung verdeutlicht, dass die Gestaltung des Feindes festgelegt ist und einem übergreifenden Zeichenregister folgt, das für Europa spätestens seit dem christlichen Mittelalter gültig ist. (ICH)

Die gegenwärtige Verwendung des Traumabegriffs, der seine Verankerung in eingrenzbaren wissenschaftlichen Disziplinzusammenhängen zu verlieren scheint, ohne sich wirklich interdisziplinären Zugängen zu öffnen, fordert sowohl kritische Nachfragen an das Konzept selbst als auch genauere Bestimmungen seines Analyserahmens heraus. Im Hinblick auf extreme Traumatisierungen von Menschen durch kollektive Gewalt und Genozid entwickelt die Autorin einige Ansatzpunkte für die interdisziplinäre Forschung über das Überlebenden-Trauma. Sie zeigt, dass die historische und die traumatische Situation zwar in enger Beziehung zueinander stehen, dass aber die Analyse der traumatischen Situation eine von den faktischen Ereignissen der Verfolgung und Gewalt selbst gelöste, auch von der Erfahrung der Gewalt heraus erweiterte Situationsdefinition verlangt, in die das Überleben, die Herausforderungen des Alltags nach dem physischen Entkommen einbezogen werden müssen. Die Traumatisierungen verlaufen nicht linear, sondern sie sind von Varianzen bestimmt und zeugen von Gleichzeitigkeiten unterschiedlichster traumatisierender Elemente, die erst nach dem Überleben als traumatisierende Ereignisse wahrgenommen werden. (ICI2)

Daß wir nach Auschwitz in ein neues Denken eingetreten sind und jede Kategorie neu zu denken ist - folglich auch der Begriff der Moderne -, ist Thema und Herausforderung des vorliegenden Sammelbands. Der einleitende Beitrag fragt unter dem herausfordernden Titel "Genozid und Moderne" nach den spezifischen Charakteristika des Genozids, die als "modern" eingegrenzt werden können. Der Versuch Genozid als eigenständiges soziales Phänomen zu untersuchen, als eigenständigen gesellschaftlichen Prozeß, erfordert die Thematisierung der Elemente, die den Genozidprozeß konstitutieren. Im Rahmen dieses Versuchs wird auf die Grenzen und Möglichkeiten einer vergleichenden Genozidforschung eingegangen, die die deutsche - hauptsächlich innerhalb der Geschichtswissenschaft verbleibende - Diskussion zu ergänzen vermag. (pre)

Genozid und Moderne: Strukturen kollektiver Gewalt im 20. Jahrhundert. Einleitung -- Vom Versprechen, das wir sind. Versuch einer Annäherung an das Thema »Genozid und Moderne« -- Das Jahrhundert der Lager? -- Die Rationalität, die Moderne und der Holocaust -- Vernichtung als politische Kategorie im Denken des 20. Jahrhunderts -- Genozid oder Zwangsmodernisierung? Der moderne Kolonialismus in universalgeschichtlicher Perspektive -- Jungtürkische Visionen und der Völkermord an den Armeniern -- Antisemitismus und Rassismus -- Der Weg zur Vernichtung der europäischen Juden -- Massenmord und Moral. Einige Überlegungen zu einem mißverständlichen Thema -- GULag — Hinterhöfe des Stalinismus -- Genozid — Ein historischer Überblick -- Pluralismus und Humanismus in der Genozidforschung -- Wissenschaft, Modernität und autorisierter Terror -- Die Armenierfrage und das Völkerrecht in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Zum Wirken von André Mandelstam -- Bekämpfung von Völkermord: Konzepte des Völkerrechts -- Zu den Autoren.