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Behindertsein bedeutet immer auch Behindertwerden. Durch gesellschaftliche Kontrollen, Interventionen und Sanktionen wird der Status von behinderten Menschen als Abweichung von Normalität erzeugt und reproduziert. In Anlehnung an Judith Butler, Michel Foucault, Axel Honneth und Emmanuel Lévinas entwickelt Hans-Uwe Rösner Überlegungen zu einer dekonstruktiven Ethik der Anerkennung von Menschen mit Behinderung sowie auch eine Genealogie der Konstitution des Behindertseins. Damit liefert er die normative Grundlage zur systematischen Auseinandersetzung mit disziplinierenden und regulierenden Praktiken in der Gesellschaft. Mit einem bisher noch unveröffentlichten Beitrag des 2009 verstorbenen Philosophen und Publizisten Andreas Kuhlmann.

Der Verfasser führt zunächst in Foucaults Verständnis von Genealogie ein, das darin besteht, sich nicht an gegebenen normativen Ansprüchen der Gesellschaft zu orientieren, sondern diese selbst in ihre Kritik einzuschließen. Nach einer ersten Sondierung grundsätzlicher Annahmen Foucaults zur Machtanalyse werden verschiedene Positionen Foucaults von der Disziplinarmacht bis zu dem Punkt rekonstruiert, an dem Foucault seinen Begriff der Gouvernementalität einführt. Daraufhin werden unterschiedliche Sicherheitsdispositive skizziert (Pastorat, Staatsräson, Polizeiwissenschaft, liberale Gouvernementalität), innerhalb derer die Sozialarbeit situiert werden kann. Schließlich folgt der Beitrag Foucaults Vorschlag einer "Ästhetik der Existenz", indem er ein Analyseraster vorstellt, in dem sich diese erfahrbar machen lässt. So wird die Logik der foucaultschen Machtanalyse Schritt für Schritt entfaltet und dabei ihre Bedeutung für die Sozialarbeit verdeutlicht. Am Beispiel der unterschiedlichen Einschätzungen des Empowerment-Konzepts wird abschließend gezeigt, dass Foucaults Begriff der Selbstsorge nicht ausreicht, die Freiheit verbürgenden Handlungsspielräume in der Sozialarbeit angemessen wahrzunehmen. Mit einem abschließenden kurzen Blick auf Judith Butlers Anerkennungstheorie setzt sich der Verfasser abschließend mit dem Versäumnis auseinander, dem Begriff der Fürsorge einen angemessenen Stellenwert einzuräumen. (ICE2)

"Mit den alten Interessenkoalitionen und korporatistischen Verteilungskartellen auf den lateinamerikanischen Arbeitsmärkten beschäftigt sich Hans Jürgen Rösner in seinem Beitrag. In den meisten Ländern der Region präsentieren sich die Arbeitsmärkte als überreglementiert; Einschränkungen der unternehmerischen Disposition beim Einsatz der Beschäftigten wirken produktivitätshemmend. Gleichzeitig sind die Arbeitsmärkte aber auch unter-reglementiert und neue Arbeitsplätze gibt es vornehmlich für unstetige, schlecht bezahlte und informelle Beschäftigung, die wenig Anreize und Möglichkeiten beruflicher Qualifizierung bietet. Für Rösner können die sozialpartnerschaftlichen Arbeitsbeziehungen des 'Rheinischen Konsenskapitalismus' eine gewisse Orientierungshilfe für Arbeitsmarktreformen in Lateinamerika bieten. An die Stelle der traditionellen korporatistischen Arrangements auf der Makroebene der lateinamerikanischen Volkswirtschaften sollten sozial-partnerschaftliche Verhaltensabstimmungen auf der Mikroebene der Einzelunternehmen treten." (Autorenreferat)

In dem Beitrag wird gezeigt, daß das Zusammenwachsen der Weltmärkte nicht nur Auswirkungen auf die Unternehmensführung hat (Intensivierung des Standortwettbewerbs), sondern durch die Schrumpfungsprozesse industrieller Kernbereiche und den strukturellen Wandel hin zu dienstleistungsorientierten Tätigkeiten auch die Beschäftigungssituation der Arbeitnehmer tiefgreifend verändert und sich auf deren soziale Sicherung auswirkt. Vor dem Hintergrund einer Beschreibung des Globalisierungsphänomens werden die zu erwartenden Auswirkungen für die soziale Sicherung der Arbeitnehmer analysiert. Globalisierung wird als eine Herausforderung für den Sozialstaat gesehen. Mögliche Abwehrstrategien negativer Globalisierungsfolgen werden erörtert. (ICA)

"Der Autor sieht strukturelle Heterogenität und periphere Dependenz als Wirtschaftsphänomene in den neuen Bundesländern. Auch er geht davon aus, daß den neuen Bundesländern ein Wirtschafts- und Sozialsystem hoher Regelungsdichte übergestülpt wurde, woraus menschlich soziale Umstellungsprobleme resultieren, die parallel zu den wirtschaftlich-prozeßtechnischen liegen. Die Analogie zu Ansätzen der 'peripheren Dependenz' aus der entwicklungspolitischen Diskussion drängen sich auf. Daher wird geprüft, wo strukturelle Heterogenitäten mit welchen Wirkungen auftreten und wie die Sozial- und Wirtschaftspolitik darauf reagieren könnte." (Autorenreferat)

Das zentrale Entwicklungshemmnis in Lateinamerika wird in der extrem einseitigen Verteilung von Eigentumsrechten an einem, für sich genommen, beträchtlichen Potential an natürlichen Ressourcen gesehen. Aufgezeigt werden die damit verbundenen sozialpolitischen Probleme sowie mögliche Wege ihrer Überwindung. Die Ursachen und Formen der sozialen Probleme werden in der Dominanz obsoleter Agrarstrukturen, im Fehlen eines unternehmerischen Mittelstandes, in unzureichenden Gegenmachtverhältnissen und in den Konsequenzen der Verschuldungskrise gesehen. Nach einer Skizze sozialpolitischer Probleme (Sektorale und regionale Fehlsteuerungen, defizitäre Lebensbedingungen der Landbevölkerung) werden Überlegungen zur Sozialpolitik als Entwicklungsstrategie vorgelegt. Auf der Makroebene könnte eine Simulierung der negativen Folgen europäischer Industrialisierungsprozesse die vertikale gesellschaftliche Durchlässigkeit verbessern helfen, um so die wirtschaftliche und soziale Integration innerhalb der Bevölkerung zu fördern. Dazu wäre eine konsistente Gestaltung der wirtschaftlichen, sozialen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen erforderlich. In vergleichbarer Weise könnte soziale Ordnungspolitik zur Herstellung einer ausgewogeneren gesellschaftlichen Machtverteilung beitragen. Auf der Mikroebene wären Maßnahmen produktiver Sozialpolitik und die Stärkung privater Risikovorsorge notwendig. (ICD)

Nach vier Jahren Demokratie und christdemokratischer Regierung steht Guatemala 1990 vor einer kritischen Periode, in der nicht nur über eine geordnete Fortsetzung des Demokratisierungsprozesses durch freie und geheime Wahlen bestimmt wird, sondern auch weitreichende Entscheidungen für die wirtschaftliche Zukunft des Landes zu treffen sein werden