In: Integration: Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration, Band 45, Heft 4, S. 304-322
Die Europäische Union (EU) sieht sich gegenwärtig einem Prozess der Politisierung ausgesetzt, der durch die Polykrise der letzten Jahre verstärkt wurde. Der "permissive consensus" (Lindberg/Scheingold 1970), welcher schon seit dem "post-Maastricht Blues" (Eichen-berg/Dalton 2007) bröckelte, wird durch eine Reihe ablehnender Referenden zu europapolitischen Themen weiter in Frage gestellt. Die seit langem spürbaren Desintegrationstendenzen und Zentrifugalkräfte kulminierten im Brexit-Referendum vom Juni 2016. Vor diesem Hintergrund ist mehr denn je zu konstatieren, dass die Öffentlichkeit, die UnionsbürgerInnen eine zentrale, den Integrationsprozess mindestens beeinflussende, bisweilen limitierende Rolle einnehmen. Diese Studie stellt die Frage, inwiefern die Theorien der europäischen Integration diesen wichtigen, den Integrationsprozess immer deutlicher (mit-)bestimmenden Faktor der Öffentlichkeit erfassen. Der Beitrag liefert zum einen eine komprimierte Übersicht der einschlägigen theoretischen Ansätze, die seit den 1950er-Jahren bis heute zur Beschreibung und Erklärung von Prozess und Zustand der europäischen Integration verwendet wurden und werden. Dabei wird zum zweiten die jeweilige Rolle der Öffentlichkeit in den Ansätzen ausgewählter ReferenztheoretikerInnen retrospektiv und aktuell durchgesehen. Mit dieser integrationstheoretischen Rundumschau unter dem Filter der Öffentlichkeit liefert die vorliegende Analyse Anknüpfungspunkte für theoriegeleitete Europaforschung, die den Politisierungsprozess der EU einordnend, analysierend, erklärend, verstehend und bei Bedarf kritisch begleiten kann. ; The European Union (EU) is currently undergoing a process of politicisation that has been intensified by the recent polycrisis. The "permissive consensus" (Lindberg/Scheingold 1970), which had been crumbling since the "post-Maastricht blues" (Eichenberg/Dalton 2007), was further called into question by a series of negative referenda on European issues. The disin-tegration tendencies and centrifugal forces that had long been noticeable culminated in the Brexit referendum of June 2016. Against this background, it can be stated more than ever that the public, the EU citizens play a central role that at least influences and sometimes limits the integration process. This study poses the question of the extent to which the theories of European integration grasp this important factor of the public sphere, which is increasingly (co-)determining the integration process. On the one hand, this contribution provides a condensed overview of the relevant theoretical approaches that have been and are being used since the 1950s to describe and explain the process and state of European integration. On the other hand, the respective roles of the public are reviewed in the approaches of selected theorists. With this panorama of integration theory under the filter of public opinion, this analysis marks points of reference for theory-driven research that can classify, analyse, explain, understand and, if necessary, critically accompany the politicization process of the EU.
Wie sieht die Öffentlichkeit die zunehmend wichtigere internationale Rolle der EU? Bürger- und Medienperspektiven blieben in der staats- und institutionenzentrierten Forschung zum auswärtigen Handeln der EU bisher außen vor. Pünktlich zum Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger 2013 zeigt diese Studie erstmals systematisch, wie die Öffentlichkeit europäische Außen- und Sicherheitspolitik wahrnimmt.Die Autorin analysiert Umfragedaten und beantwortet u. a. die Frage, ob GASP und GSVP als Narrativ der krisengeschüttelten EU dienen können. Mit einer innovativen Methodik wird das Medienbild der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik und der beiden Hohen Vertreter, Javier Solana und Catherine Ashton, untersucht. Neben einer umfassenden Forschungsagenda, die sich besonders an Wissenschaftler richtet, liefert der Band einen Überblick zum aktuellen Stand der öffentlichkeitsorientierten Außenpolitikanalyse und Integrationstheorie. Politiker und Bürger gewinnen einen Einblick in Medienbilder und öffentliche Einstellungen
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"Der Beitrag ist keinem der interpretativen 'Klassiker' wie Diskursanalyse, Grounded Theory oder Objektiver Hermeneutik zuzuordnen. Dennoch steht eine rekonstruktive Herangehensweise im Mittelpunkt des Forschungsprojekts, das im Folgenden vorgestellt wird. Der Beitrag zielt vornehmlich darauf ab, den Leserinnen anhand eines konkreten Forschungsbeispiels detaillierte Einblicke in die Forschungswerkstatt zu geben, sie also an die methodische 'Werkbank' mitzunehmen und ihnen dabei idealerweise Anregungen für eigene Projekte zu liefern. Im Zentrum steht daher der Blick auf die methodische Praxis, konkrete Inhalte sollen im Folgenden nur so weit erläutert werden, wie es der Vermittlung der Methodik dienlich ist. Wenn es darüber hinaus auch gelingen sollte, das Interesse der LeserInnen für das aus dem Arbeitsprozess hervorgebrachte Endprodukt und die Forschungsergebnisse zu wecken, hätte der Beitrag mehr als sein Ziel erreicht. Welche Stationen erwarten die Leserinnen nun beim Besuch in der Forschungswerkstatt? Zunächst soll das Arbeitsprojekt genauer vorgestellt werden (Abschnitt 2). Dabei wird zum einen der Entstehungskontext der Beispielstudie 'Europäische Außen- und Sicherheitspolitik - (k)ein Thema für die Öffentlichkeit?' dargestellt; zum anderen soll es darum gehen, das Erkenntnisinteresse, den theoretischen Rahmen sowie die Forschungsfrage zu explizieren und den Außenstehenden verständlich näher zu bringen, um im Anschluss daran den Forschungsprozess selbst unter die Lupe zu nehmen und die diversen methodischen Handgriffe detailliert zu erläutern. Bei der Darstellung der Forschungsarbeit wird Wert darauf gelegt, die einzelnen Arbeitsschritte wie bei der gläsernen Produktion' in einer Manufaktur transparent, nachvollziehbar und damit anschlussfähig zu machen (Abschnitt 3). Der Beitrag schließt mit einem selbst-reflexiven Fazit, in dem die Grenzen und Beschränkungen der Forschungsarbeit - nicht zuletzt mit Blick auf die beanspruchte 'Wahrheit' der Befunde thematisiert werden soll (Abschnitt 4)." (Textauszug)
Wie sieht die Öffentlichkeit die zunehmend wichtigere internationale Rolle der EU? Bürger- und Medienperspektiven blieben in der staats- und institutionenzentrierten Forschung zum auswärtigen Handeln der EU bisher außen vor. Pünktlich zum Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger 2013 zeigt diese Studie erstmals systematisch, wie die Öffentlichkeit europäische Außen- und Sicherheitspolitik wahrnimmt.Die Autorin analysiert Umfragedaten und beantwortet u. a. die Frage, ob GASP und GSVP als Narrativ der krisengeschüttelten EU dienen können. Mit einer innovativen Methodik wird das Medienbild der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik und der beiden Hohen Vertreter, Javier Solana und Catherine Ashton, untersucht. Neben einer umfassenden Forschungsagenda, die sich besonders an Wissenschaftler richtet, liefert der Band einen Überblick zum aktuellen Stand der öffentlichkeitsorientierten Außenpolitikanalyse und Integrationstheorie. Politiker und Bürger gewinnen einen Einblick in Medienbilder und öffentliche Einstellungen
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"Dieser Beitrag beleuchtet die transatlantische Partnerschaft unter dem spezifischen Fokus der EU-US-Beziehungen. 2009 war ein Jahr des Wandels auf beiden Seiten des Atlantiks. Nach einer retrospektiven Skizzierung der EU-US-Beziehungen wird zunächst der Wandel auf europäischer Seite durch den Vertrag von Lissabon sowie dessen Implikationen für das euroatlantische Verhältnis analysiert. Im Folgenden wird dargelegt, dass die Beziehungen auch nach dem beiderseitigen Wandel durch Kooperations-, aber auch Friktionspotenzial geprägt sind. Ausgehend von der These, dass die europäische Seite den Schlüssel zur weiteren Gestaltung der euroatlantischen Partnerschaft in Händen hält, werden abschließend Empfehlungen zur wirksamen Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen EU und USA gegeben." (Autorenreferat)