Dämonen unterm Roten Stern: zu Geschichtsphilosophie und Ästhetik Heiner Müllers
Klappentext: Spätestens mit Beginn der 70er Jahre verläßt Heiner Müller die konventionellen Pfade einer materialistisch-aufklärerischen Ästhetik und integriert das Formenarsenal der Moderne in die sozialistische Dramatik. Mit der Konstruktion des synthetischen Fragments reagiert er auf die zunehmende Fragilität der offiziellen deterministischen Geschichtsauffassung. Im Rekurs auf Benjamins Geschichtsbegriff der Katastrophe definiert sich das Wozu des in einer Ästhetik der Negativität verfaßten autonomen Kunstwerks als Befreiung der Vergangenheit. Die Emanzipation der Gattungsgeschichte setzt die Emanzipation des einzelnen voraus. Müllers Literaturkonzept der Obsession basiert auf der Selbstreflexion des historisch-gesellschaftlichen Gehalts der autobiographischen Erfahrungen, die seinem Schreibimpuls zugrunde liegen. Diese Vermittlung subjektiver und objektiver Momente stiftet im Kontext von Mythos, antiker Tragödie, den Dramen der Elisabethaner bis zur Literatur der Gegenwart den thematischen Kern der Deutschland-, Revolutions- und Frauenstücke. In einer detaillierten Interpretation von "Die Schlacht", "Germania Tod in Berlin", "Leben Gundlings", "Mauser", "Der Auftrag" und "Hamletmaschine" wird systematisch die innere Dynamik von Müllers Kritik an einer in der Antinomie von "Tier und Maschine" steckengebliebenen Aufklärung samt dem Umschlagspunkt in eine zivilisationskritische Position entfaltet.