Koordinationsprobleme politischer Steuerung
In: IfS-Werkstatt 3
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In: IfS-Werkstatt 3
In: Politische Ideengeschichte im 20. Jahrhundert: Konzepte und Kritik, p. 107-124
Der Autor diskutiert unterschiedliche Konzepte von Ideen und Ideengeschichte im Anschluss an Eric Voegelin, Alfred Schütz und Thomas Luckmann aus wissenssoziologischer Perspektive. Diese Konzepte unterscheiden zwischen der alltäglichen Selbstauslegung von Gesellschaften und ihrer Auslegung durch die Wissenschaften, wobei letztere - wenn sie aufgeklärt betrieben wird - eine Beobachtung zweiter Ordnung darstellt. Sie kann die Konstruktion der politischen Wirklichkeit beobachten, indem sie die Produktion und Reproduktion der politischen Ideen und Ordnungsvorstellungen der Akteure untersucht. Dazu sind nach der These des Autors nicht nur hermeneutische Fähigkeiten, sondern vor allem die Methode der Sequenzanalyse erforderlich. Er verdeutlicht dies am Beispiel der Verfassungsdebatte zur Wiedervereinigung 1990 und zeigt, wie in den Protokollen der gemeinsamen Verfassungskommission die Vorstellungen der Akteure vom Volk, dem Menschen und der Politik sichtbar werden. Das Beispiel dokumentiert nicht nur die Konstruktion der politischen Wirklichkeit, sondern auch die Art und Weise, wie Ideengeschichte als Wirklichkeitswissenschaft betrieben wird. (ICI2)
In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Issue 4, p. 106-108
ISSN: 0863-4564
In: Figurative Politik: zur Performanz der Macht in der modernen Gesellschaft, p. 69-87
Gegenstand der Untersuchung ist das Dandytum, ein extravaganter und exzentrischer Lebensstil, der das öffentliche Leben Londons im frühen 19. Jahrhundert nachhaltig prägte. Mit dem Dandytum entwickelte sich im Zentrum des gesellschaftlich-politischen Lebens ein ästhetisierender, apolitischer Lebensstil, zwar aus dem Lebensstil des Gentleman heraus, aber in bewusster Abgrenzung zu diesem gerade nicht an dem gesellschaftlich anerkannten Wert einer tiefen Verwurzelung im alltäglichen Leben orientiert. Die Verfasser rekonstruieren das Dandytum als soziales Phänomen auf der Basis einer Bildanalyse der Karikatur "The Dandy Club" von Richard Dighton aus dem Jahr 1818. Dieses Verfahren basiert auf Adornos Annahme, dass die Bildgehalte als Chiffren gesellschaftlicher Sachverhalte gelesen werden können, und rekurriert methodologisch auf die sozialwissenschaftliche Hermeneutik und kunstwissenschaftliche Ansätze. (ICE2)
In: Figurative Politik, p. 69-87
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, p. 3123-3134
"In jüngerer Zeit wurde - etwa von Karin Knorr Cetina - in der Soziologie die These der Entstehung einer post-sozialen Gesellschaft diskutiert. Post-Sozialität meint hierbei eine gesellschaftliche Entwicklung, die zum einen durch eine fortschreitende 'Entleerung des Sozialen' (Knorr 2001) und zum anderen - und damit verbunden - durch eine zunehmende 'Expansion von Objekt-zentrierten Umwelten' (Knorr 1998) und eine zunehmende Relevanz von nicht-sozialen Dingen und Wissensobjekten gekennzeichnet ist. Entgegen der in den Sozialwissenschaften gängigen Annahme einer mit dieser Situation verbundenen Entwurzelung, eines Verschwinden des Subjektes, eines auf-sich-selbst-Zurückgeworfenseins und einer Entstehung von Identitätsproblemen, geht Knorr davon aus, dass die Subjekte gleichwohl integriert sind und dass die Identitätssicherung gelingen kann - und zwar durch die Entstehung eben dieser post-sozialen Umwelten, die das Selbst verorten und stabilisieren und individuelle Identität ermöglichen. In dem Vortrag soll diese These einer post-sozialen Identitätsbildung rekonstruiert und mit Hilfe der meadschen und der luckmannschen Handlungstheorie kritisch hinterfragt werden. Es soll gezeigt werden, dass das konstitutive Moment der Identitätsbildung, nämlich die reziproke und selbstständige Reaktion des Anderen, in einer Subjekt-Objekt-Beziehung, wie von Knorr beschrieben, wegfällt. Objekte können nicht selbständig und kreativ auf die menschlichen Akteure reagieren, sie können nicht handeln und die Rollenübernahme und damit die Handlungsträgerschaft bleibt eine einseitige Zuschreibung von Seiten der Subjekte (die empirisch natürlich sehr weit gehen kann). Die Reziprozität der Perspektiven und die wechselseitige Spiegelung ist hier unterbrochen - womit sich spezifische Folgen für die Identitätsbildung verbinden. Als besonders bedeutsam erscheint hierbei zum einen die mögliche Überforderung des Einzelnen: dieser wäre in einer reinen Subjekt-Objekt-Beziehung - zugespitzt formuliert - für die Herausbildung bzw. Sicherung seiner Identität auf sich selbst zurückgeworfen. Umgekehrt formuliert ein Objekt von sich aus auch keine normative Erwartungen an den Einzelnen, denen dieser Folge leisten müsste. In der Konsequenz führt dies zu solipsistischen Identitätsformationen, die sich in einer Art 'Selbstgespräch' bilden, die aber der wechselseitigen intersubjektiven Anerkennung, Absicherung und damit auch der wechselseitigen Verantwortlichkeit entzogen ist. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wird deutlich, dass eine umstandslose Ersetzung von Subjekten durch Objekte in reziproken Interaktionsbeziehungen problematisch ist und die Handlungsträgerschaft letztlich bei den Subjekten verbleibt." (Autorenreferat)