Kontinuität, Anpassung, Selbstbehauptung: zum Verhältnis zwischen tradierten Unterschieden und neuen Abgrenzungsidentitäten in der Berliner Sprachgemeinschaft d. 90er Jahre
In: Diskussionsbeiträge der Projektgruppe Friedensforschung, 48
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In: Diskussionsbeiträge der Projektgruppe Friedensforschung, 48
World Affairs Online
In: Conflict & Communication Online, Band 1, Heft 1
In: Conflict & communication online, Band 1, Heft 1, S. 20
ISSN: 1618-0747
"Identitätsfindungs- bzw. -sicherungsprozesse im Deutschland der 90er Jahre sind von ostwestunterschiedener Spezifik. Da eine gemeinsame Sprache zu den wesentlich identitätsstiftenden Werten sozialer Gruppen gehört, wird am Beispiel der Berliner Sprachgemeinschaft untersucht, welche Funktion Spracheinstellungen und Sprachverhalten in diesen Prozessen zukommt: (1) Ausgehend von empirisch nachweisbaren Unterschieden zwischen Ost- und Westberlinern in ihrem Sprachverhalten wird der Frage nachgegangen, (2) wie sich diese Unterschiede in Spracheinstellungen sowohl dem Berlinischen generell als auch dem Sprachgebrauch in der jeweils 'anderen' Stadthälfte gegenüber kontinuieren, und (3) welche Entwicklungen es in der Nachanschlusszeit gibt - wie Sprachverhalten und Spracheinstellungen letztlich zu Annäherung vs. Abgrenzung zwischen Ost und West beitragen. Die Basis für die Beantwortung dieser Fragen bilden die Ergebnisse einer Längsschnittstudie (standardisierte Fragebogenerhebung; Auswertung mittels quantitativer und qualitativer statistischer Methoden), die das Bild einer nach wie vor sprachlich geteilten Stadt zeichnen. Sich vollziehende Veränderungen im Sprachverhalten und in den Spracheinstellungen, aber auch und gerade Veränderungen, die nicht stattfinden, sind partiell ost- bzw. westspezifisch festzumachen, und zwar so, dass sie die 'ererbten Spezifika' der ost- bzw. der Westberliner Sprachgemeinschaft einerseits tradieren und andererseits den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen entsprechend weiterentwickeln. So existiert nach wie vor ein deutliches und auch deutlich wertendes Differenzbewusstsein hinsichtlich des Gebrauchs und der Bewertung der Stadtvarietät, das mehrheitlich auch auf die Sprecher in der jeweils anderen Stadthälfte distinktiv projiziert wird. Dabei erscheint die Westberliner Sprachgemeinschaft zwar gefestigter in ihren Haltungen, Einstellungen, Werten und Urteilen als die Ostberliner und deshalb änderungsresistenter oder auch konservativer, aber es gibt eine Bewegung hin zu positiverer Interessiertheit am Ostpendant. Die Ostberliner Sprachgemeinschaft ist unmittelbar nach dem Anschluß in ihrem Selbstverständnis verunsichert und irritiert worden. Inzwischen jedoch gewinnt sie zunehmend einen Teil ihres Selbstbewusstseins und damit auch ihrer sprachlichen Autonomie zurück, weil sie ihre eigene Sprache - zunehmend wieder - als einen der zentral identitätsstiftenden Werte wahrnimmt bzw. entdeckt und auch dringend braucht. Diese Befunde und Entwicklungen in Ost wie in West reflektieren die je spezifische Normalität des gegenseitigen Kennenlern- und Annäherungsprozesses von den sehr unterschiedlichen Ausgangspositionen und -erwartungen aus." (Autorenreferat)
In: Krieg, Nationalismus, Rassismus und die Medien, S. 181-194
In der Herausbildung der Identität spielen Spracheinstellungen eine entscheidende Rolle. Im Zusammenhang mit der seit der Wiedervereinigung diskutierten gesamtdeutschen bzw. der ost-/ westdeutschen Mentalität hatte die Autorin die Einstellung zur städtischen Umgangssprache bei den West- und den Ostberlinern untersucht. 1994 und 1996 wurden Fragebogenaktionen in vier ausgewählten Stadtbezirken durchgeführt, weitere Umfragen sollen 1998 und 2000 folgen. In dem Beitrag werden die Ergebnisse der Umfragen vorgestellt und kommentiert. Es konnten deutliche Unterschiede nicht nur im Sprachverhalten, sondern auch in der Selbst- und Fremdidentifikation von Ost- und Westberlinern über ihre Sprache festgestellt werden. Auch wenn die westberliner Sprachgemeinschaft gefestigter in ihren Haltungen und Urteilen ist, ist eine Tendenz zur Aufgabe eindeutiger Positionen für die ganze Stadt nachweisbar. (PT)
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 1, Heft 2
ISSN: 1438-5627
Der vorliegende Beitrag informiert über den methodologischen Ansatz der Projektgruppe Friedensforschung Konstanz und stellt textanalytische Verfahren in den Kontext konstruktiver Konfliktbewältigung im weitesten Sinne. Ausgehend vom Primat des Gegenstandes vor der Methode zielt dieser Ansatz auf die Entwicklung einer integrativen Methodologie ab, welche quantitative und qualitative Methoden miteinander verbindet. Die Sozialpsychologische Rekonstruktion versteht sich dementsprechend nicht als eine spezifische Methode der Textanalyse, sondern als eine Familie von kommunikationsanalytischen Verfahren, die durch eine gemeinsame theoretische Konzeption miteinander verbunden sind und ein breites Methodenspektrum abdecken, welches von textinterpretativen bis hin zu inhaltsanalytischen Verfahren reicht.