Ermittlungsmaßnahmen bei neuen Informationstechnologien im Spannungsverhältnis zum Grundrechtsschutz
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Ermittlungsmaßnahmen wie dem Einsatz des IMSI-Catchers im Zusammenhang mit § 135 StPOnF als mögliche Rechtsgrundlage und des § 53 Abs 3b SPG als bereits bestehende Rechtsgrundlage, der Auskunft über die Identität des Inhabers einer dynamischen IP-Adresse auf Grundlage des § 135 Abs 2 StPOnF sowie des § 53 Abs 3a SPG, der Online-Durchsuchung und der durch die RL 2006/24/EG in Österreich umzusetzenden Vorratsspeicherung von Standort- und Verkehrsdaten zur Ermittlung, Feststellung und Verfolgung von schweren Straftaten. Es wird untersucht, inwiefern sich diese neuartigen Ermittlungsmaßnahmen mit dem Grundrechtsschutz vereinbaren lassen oder ob es dadurch zu Grundrechtsverletzungen kommt. § 135 Abs 2 StPOnF kann nicht als Rechtsgrundlage für den Einsatz des IMSI-Catchers herangezogen werden. § 53 Abs 3b SPG verletzt das in Art 10a StGG geregelte Fernmeldegeheimnis. Bei der Auskunft über die Identität des Inhabers einer dynamischen IP-Adresse handelt es sich um einen Anlassfall des § 135 Abs 2 StPOnF. Die Auskunft über die Identität des Inhabers einer dynamischen IP-Adresse auf Grundlage des § 53 Abs 3a SPG verletzt das Fernmeldegeheimnis. Sollte sich die Online-Durchsuchung technisch nicht realisieren lassen, der Einsatz der Software mit unverhältnismäßig hohen Risiken (für unbeteiligte Dritte) verbunden sein oder die für die Entwicklung der Software und die Durchführung der Maßnahme notwendigen Kosten den tatsächlichen Nutzen übersteigen, wäre diese Ermittlungsmaßnahme unverhältnismäßig. In diesen Fällen würde die Online-Durchsuchung Art 8 MRK, Art 9 StGG iVm HausRG und § 1 DSG 2000 verletzen. Die verdachtsunabhängige, flächendeckende Vorratsspeicherung von Standort- und Verkehrsdaten ist unverhältnismäßig und verletzt Art 8 MRK. ; The present paper discusses investigation methods for prosecution like the use of the IMSI-Catcher on the possible legal base of § 135 StPOnF and § 53 Abs 3b SPG as current regulation, the information about the identity of the holder of a dynamic ip-adress on the base of § 135 Abs 2 StPOnF and § 53 Abs 3a SPG, the Online-Search and the Date-Retention -Directive 2006/24/EC, which must be implemented by the national legislator for the purpose of investigation, detection and prosecution of serious crime. The present paper determines possible contraventions of civil rights, caused by those new investigation methods.The use of the IMSI-Catcher can not be based on § 135 Abs 2 StPOnF. § 53 Abs 3b SPG infringes the telecommunications secrecy, regulated by Art 10a StGG. The information about the identity of the holder of a dynamic ip-adress represents a case of application of § 135 Abs 2 StPOnF. The information concerning the identity of the holder of a dynamic ip-adress based on § 53 Abs 3a SPG infringes the telecommunications secrecy. In case the Online-Search could not be realized from a technical point of view, using the software would contain disproportional risks (concerning noninvolved third parties) or the development costs would exceed the actual use, this investigation method would be disproportional and would injure Art 8 MRK, Art 9 StGG associated with the HausRG and § 1 DSG 2000. The comprehensiveretention of traffic data and location data without suspicion is disproportional and infringesArt 8 MRK. ; vorgelegt von Wolfgang Regenfelder ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Diss., 2008 ; OeBB ; (VLID)201216