In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 860-865
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3423-3436
"In der Diskussion um demographischen Wandel in Europa fällt immer wieder das Schlagwort der 'Alterslast'. Dies verkennt jedoch das produktive Potenzial von älteren Bürgerinnen und Bürgern, denn gerade Ältere leisten neben Erwerbsarbeit insbesondere durch informelle Tätigkeiten wie ehrenamtliches Engagement, Netzwerkhilfe oder Pflegetätigkeiten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Es ist bisher allerdings weitgehend unklar, in welchem Umfang ältere Menschen sich in Deutschland und Europa informell engagieren, wie sich dieses Engagement im Zeitverlauf entwickelt hat und welche individuellen und institutionellen Einflussfaktoren auf informelle Arbeit von Älteren einwirken. Auf Grundlage des 'Sozioökonomischen Panels' (SOEP, 1985-2003) und des 'Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe' (SHARE, 2004) untersuchen die Verfasser den Einfluss des komplexen Zusammenspiels von a) individueller Ressourcenausstattung, b) dem gesellschaftlichen Kontext und c) den individuellen Erfahrungen mit informeller Arbeit im Lebensverlauf auf die Ausübung informeller Tätigkeiten von Älteren. Beim internationalen Vergleich lässt sich hinsichtlich des Niveaus informeller Arbeit ein Nord-Süd-Gefälle innerhalb Europas ausmachen: Während in den skandinavischen Ländern und den Niederlanden relativ hohe Engagementquoten zu finden sind, ist das Ausmaß informeller Tätigkeiten in den Mittelmeerländern eher gering ausgeprägt. Deutschland rangiert auf einer mittleren Position. Ferner bestätigen deskriptive Befunde sowohl für Deutschland als auch für Europa einen generellen Zusammenhang zwischen individuellen Merkmalen, wie z.B. Bildung und Gesundheit, und der Ausübung informeller Tätigkeiten. Zudem finden sich in Deutschland im Zeitverlauf deutliche Aufwärtstrends der Engagementquoten bei Senioren in allen Bereichen informeller Arbeit. Auf Basis der deutschen Daten werden darüber hinaus Ergebnisse zur Stabilität informeller Arbeit im Lebensverlauf präsentiert." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4925-4936
"Der Vortrag diskutiert aus einer international vergleichenden Perspektive die Ausgestaltung informeller und formeller Hilfe- und Unterstützungsleistungen für ältere Menschen. Dabei bezieht er sich insbesondere auf das Spannungsverhältnis zwischen inter- und intragenerationeller familialer Hilfe auf der einen und wohlfahrtsstaatlich organisierten Unterstützungssystemen auf der anderen Seite. Während die 'Substitutionshypothese' in einer großzügigen wohlfahrtsstaatlichen Versorgung älterer Menschen ein Verdrängungspotential sieht, geht die 'Hypothese der Verstärkung' von einer Stimulation familialer Hilfen durch wohlfahrtsstaatliche Interventionen aus. Die 'Hypothese der gemischten Verantwortung' prognostiziert hingegen, dass eine verbesserte Serviceinfrastruktur vor allem die intensivierte Mischung informeller und formellen Hilfe- und Unterstützungsleistungen nach sich zieht. Die 'Hypothese der funktionalen Differenzierung' nimmt darüber hinaus an, dass Mischungen nicht unspezifisch erfolgen, sondern sich charakteristische Zuständigkeiten ausbilden. Es werden empirische Ergebnisse auf Basis einer altersgeschichteten urbanen Stichprobe aus Norwegen, England, Deutschland, Spanien und Israel berichtet. Die Analyse zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit der Unterstützung älterer Menschen in Wohlfahrtsstaaten mit ausgeprägter Dienstleistungsinfrastruktur deutlich größer ist. Unter Kontrolle von Sozialstrukturindikatoren, Normen und Präferenzen, Gesundheit und familialen Opportunitätsstrukturen lassen sich keine Hinweise auf eine 'Verdrängung' familialer Hilfen finden. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothesen einer 'gemischten Verantwortung' und 'funktionalen Differenzierung'. Sie deuten darauf hin, dass in Gesellschaften mit gut entwickelten Dienstleitungsinfrastrukturen verschiedene Hilfeformen häufig kumulativ vorzufinden sind und so auf die Lebensqualität im Alter wirken, während solche Mischungen in familial orientierten Wohlfahrtsregimes bei insgesamt geringerer Hilfewahrscheinlichkeit seltener vorkommen." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3437-3449
"Die Folgen des demografischen Wandels und der damit verbundenen Zunahme demenzieller Erkrankungen, aus denen wiederum ökonomische und gesellschaftliche Folgen resultieren, sind kaum mehr zu übersehen. Bereits heute sind mehr als eine Million Menschen von Altersdemenz betroffen. Ziel des durch das Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen über einen Kompetenzwettbewerb geförderten Projektes ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Bürgerengagement im Bereich der Altenhilfe nachhaltig gefördert werden kann, um den Herausforderungen der alternden Gesellschaft gerecht zu werden. Das Projekt zielt darauf ab, Möglichkeiten der Mobilisierung von Freiwilligen für niedrigschwellige Betreuungsangebote nach dem Pflegeleistungsergänzungsgesetz bzw. Hemmnisse ihres Einsatzes aufzuzeigen und zu evaluieren. Im Kern geht es um die soziale Integration sowohl der Dementen als auch der Freiwilligen, aber auch um die kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des freiwilligen Engagements. Im Rahmen einer Primärerhebung in sechs Einrichtungen für demenziell Erkrankte wurde eine qualitativ-empirische Untersuchung durchgeführt. Auf der Grundlage der in Interviews, Dokumentenanalysen und Beobachtungen gewonnenen Daten wird eine detaillierte Typisierung der Freiwilligen erstellt (Projektteil 1). Anhand einer Kosten-Nutzen-Analyse des freiwilligen Einsatzes wird dessen nachhaltige Wirkung überprüft (Projektteil 2). Darüber hinaus wird die Wechselwirkung von Erwerbsarbeit und freiwilliger Tätigkeit in diesem Engagementfeld analysiert (Projektteil 3). Sekundäranalysen in der Schweiz und den Niederlanden werden zur vergleichenden Gegenüberstellung der Strukturen freiwilligen Engagements erhoben (Projektteil 4), und daraus entsprechende Schlüsse, auch im Hinblick auf Verbesserungsmöglichkeiten in Deutschland, gezogen. Soziologische, betriebswirtschaftliche und sozialpolitische Perspektiven werden sowohl in der personellen Zusammensetzung des Forschungsteams als auch in der inhaltlichen Arbeit des Projektes zusammengeführt. Als theoretische Klammer dienen Ansätze der Sozialkapitaltheorien." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4471-4481
"Das hier vorgestellte Forschungsprojekt untersucht vor dem Hintergrund der Europäisierung mit einer qualitativen empirischen Studie die Migration von deutschen Facharbeitern innerhalb der EU. Untersuchungsgruppe ist damit eine neue und zahlenmäßig wichtiger werdende Migrationsgruppe im europäischen Migrationsraum. Soziologische Forschungsergebnisse liegen dazu bisher kaum vor. Zentrale Ziele der Untersuchung sind die Erforschung der Migrationsgründe und der sozialen Netzwerke. Um diese Aspekte zu erfassen, wird eine Mehrfachbefragung ab August 2006 realisiert, mittels der die Migranten sowohl vor wie auch nach dem eigentlichen Migrationsereignis interviewt werden (insgesamt 70 berufsbiografische Interviews). Dieses Design ermöglicht, den Migrationsverlauf sehr detailliert nachzuvollziehen. So lassen sich die Migrationsgründe nicht nur zum Zeitpunkt der Wanderung, sondern auch möglicherweise davon divergierende Bleibegründe erfassen. Gleiches gilt für die Veränderung und Entstehung sozialer Netzwerke. Das Untersuchungsdesign erlaubt, die Veränderungen der sozialen Integration von Migranten, d.h. ihre Einbindung in Netzwerkstrukturen in der Bundesrepublik, dem Ankunftsland und zwischen diesen beiden Staaten, zu erfassen. Letztendlich kann mit der geplanten Untersuchung dann auch die Frage beantwortet werden, ob die deutschen Facharbeiter zu dem neuen und an Bedeutung gewinnenden Migrationstypus der Transmigranten gehören, bei denen die Aus- bzw. Einwanderung nicht als singuläres Ereignis anzusehen ist, sondern die verstärkt in transnationale soziale Netzwerke eingebunden sind. Ergänzt werden die Interviews mit den deutschen Auswandern durch Experteninterviews mit Mitarbeitern der EURES-Stellen der Europäischen Kommission und Arbeitsverwaltungen bzw. deutschen Kooperationsstellen in Bremen, Hamburg und Schwerin, über die die Stichprobenziehung der Untersuchung realisiert wird. Die Präsentation im Rahmen der ad-hoc-Gruppe wird sich zunächst auf die Ergebnisse der Experteninterviews stützen. Des Weiteren werden Befunde aus der ersten Befragungswelle von deutschen Arbeitsmigranten vorgestellt. Der Schwerpunkt wird hierbei auf den Migrationsgründen liegen." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5226-5238
"Ausgehend vom 'challenge-response-model' des SFB 580 thematisiert der Vortrag soziale Institutionalisierungsprozesse im Wechselspiel von Arbeitsmarktstruktur und Akteurshandeln. Im Rahmen einer quantitativen Längsschnittuntersuchung über den Zeitraum 1990-2004 wird die Frage beantwortet, zu welchen Erwartungsstrukturen die Destabilisierung der Beschäftigungsstruktur in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland führt und welche Handlungsreaktionen in Form des Mobilitätsverhalten hieraus resultieren. Die Institutionalisierung des Lebenslaufs als Wechselspiel von challenge und response. Der Lebenslauf entsteht als endogener Sinnzusammenhang in Wechselwirkung von sozialem Strukturwandel und biographischen Prozessen. Der Strukturwandel wird zur 'Herausforderung' an die biographisch mit unterschiedlichen Dispositionen ausgestatteten Akteure, die auf diese Herausforderung unterschiedlich, d.h. in Form von Anpassung, innovativem oder anomischem Handeln 'reagieren'. In der Folge kommt es zu Beharrung, zu verzögertem, beschleunigtem oder inkrementellem Strukturwandel. Um dieses Wechselspiel konkret analysieren zu können, wenden sich die Verfasser dem Erwerbssystem zu. Beschäftigungssicherheit und flexible Beschäftigung. Die Systemtransition in Ostdeutschland zu Beginn der 1990er Jahre erzeugte eine schockartige Destabilisierung der Beschäftigungsstruktur infolge makroökonomischen Strukturwandels. Diese Herausforderung (challenge) für die Arbeitsmarktakteure, führt zu unterschiedlichen Reaktionen (response). Diese Konstellation wird anhand von zwei Teilfragestellungen analysiert: Die erste Teilfrage zielt auf die Verknüpfung von challenge und response: Weisen bislang instabil Beschäftigte eine erhöhte Unsicherheitserwartung auf als stabil Beschäftigte? Die zweite Teilfrage richtet sich auf die Differenzierung der response in Erwartung und Handlung. Die Sorge um den Arbeitsplatz wird hier zu einem Teil der Evaluation der Handlungssituation. Zu welchen Mobilitätsreaktionen führt Arbeitsplatzunsicherheit? In der Untersuchung beider Fragen werden sozialstrukturelle und individuelle Merkmale kontrolliert." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4405-4419
In dem demografischen Beitrag zur Entwicklung der Fertilität in Deutschland stellen die Autoren ihr Forschungsprojekt 'Freunde, Familie und das eigene Leben' vor, das von den folgenden Forschungsfragen geleitet wird: (1) Welche Vorstellungen, Erwartungen, Wünsche und Pläne haben junge Erwachsene in Ost- und Westdeutschland hinsichtlich Familiengründung oder Familienerweiterung? (2) Wie sehen die Strukturen und die Beziehungen in ihren sozialen Netzwerken aus? Welche Kanäle und Mechanismen sozialer Einflussnahme lassen sich für die Entscheidung zur Elternschaft ermitteln? Der Schwerpunkt des Aufsatzes liegt auf der Darstellung des Forschungsdesigns und der methodischen Besonderheiten, die im ersten Abschnitt in ihren Vor- und Nachteilen diskutiert werden. Dabei finden auch die Erfahrungen aus der Datensammlung (derzeitiger Stand: etwa ein Drittel der vorgesehenen Interviews) Berücksichtigung. Verwendet wird ein Methodenmix aus einem halbstrukturierten Leitfadeninterview, einer Netzwerkkarte und einer Netzwerktabelle sowie am Ende des Interviews einem Kurzfragebogen zur Erfassung soziodemografischer Daten. Eine Besonderheit ist die Auswahl der Befragten: interviewt werden jeweils eine(n) Hauptbefragte(n) und drei ihrer/seiner wichtigsten Netzwerkpartner. Der zweite Abschnitt gibt einige beispielhafte Einblicke in das gesammelte Material. Ein Beispiel verdeutlicht, welcher Art die Erzählungen über soziale Einflüsse sind, welche die Forscher in ihren Interviews erhalten. Zwei weitere Beispiele verdeutlichen, welcher Art die Strukturdaten sind, die man mit Hilfe der Netzwerkkarte ermitteln kann, wobei hierfür die Netzwerkgröße und die Dichte des Netzwerks herausgegriffen wird. Die Datensammlung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen und es konnten erst einige wenige Einblicke in das reichhaltige empirische Material gewonnen werden; das Analysepotential dieser Daten ist jedoch bemerkenswert. (ICG2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4363-4372
"Der Lehrberuf ist von einer Spannung zwischen 'Fördern' und 'Auslesen' geprägt: Lehrpersonen vermitteln nicht nur Wissen und tragen zur Sozialisation von Schülern und Schülerinnen bei, sie finden sich auch in Selektionsprozesse eingebunden, die das Wohl des Schülers und der Schülerin beeinträchtigen können. Aus professionalisierungstheoretischer Sicht erschweren es die selektionsbezogenen Aufgaben, dass zwischen der Lehrperson und dem Schüler bzw. der Schülerin ein Arbeitsbündnis entsteht, in dessen Rahmen sich neugieriges Lernen und Autonomieentwicklung entfalten können. Das Interesse gilt der Frage, auf welche Deutungsmuster Lehrpersonen rekurrieren, um die Spannung zwischen Fördern und Auslesen lebbar zu machen und handlungsfähig zu bleiben. Dabei gehen die Verfasser davon aus, dass die Deutungsmuster sich auf die soziale Herkunft der interessierenden Akteure, auf das Geschlecht sowie auf den absolvierten Ausbildungsgang (Real- versus Sekundarlehrausbildung) strukturell rückbeziehen lassen und in den Zusammenhang pädagogischer Denktraditionen gestellt werden können. Eine Grundvermutung lautet, dass Lehrpersonen ihre selektionsrelevanten Aufgaben in fördernde Aufgaben umdefinieren, sobald Selektion dem Schüler Unannehmlichkeiten bringt. Wer einem solchen Verständnis anhängt, bezieht sich als Lehrperson auf ein Berufskonzept, das historisch vor der Einführung eines selektionierenden Volksschulwesens zu verorten ist. Ausgehend von theoretischen Erörterungen zum Lehrberuf wird im geplanten Referat eine konkrete, sequenzanalytisch erarbeitete Fallanalyse präsentiert und vor dem Hintergrund der Grundvermutung kommentiert. Der vorzustellende Fall stammt aus einem laufenden Forschungsprojekt, in dem Lehrkräfte befragt werden, die in der Stadt Bern auf der Sekundarstufe I tätig sind." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 832-836
"Im Zuge der Transformation der ostdeutschen Wissenschaft wurden 1992 in den Neuen Bundesländern auf Empfehlung des Wissenschaftsrates im Bereich der außeruniversitären Forschung über 50 Forschungsinstitute neu gegründet, darunter 34, d.h. zu fast 70 Prozent Institute der 'Blauen Liste'. Die Neugründung von Instituten im Bereich der außeruniversitären Forschung war Teil des alle Sektoren des Wissenschaftssystems, also auch die Industrie- und die Hochschulforschung umfassenden 'Institutionentransfers' nach bundesdeutschen Vorbild in Richtung Ost; er führte jedoch in keinem dieser Bereiche zu einer reinen Kopie der westdeutschen Forschungslandschaft. Mit der formellen Institutsgründung begannen für jedes dieser Institute komplexe Prozesse der internen Organisationsentwicklung und der Integration in die deutsche Wissenschaftslandschaft. Diese durch den Institutionentransfer ausgelösten Integrationsprozesse sowie die durch die Verschränkung interner und externer Integrationsprozesse bestimmten spezifischen Entwicklungspfade der Institute sind Gegenstand des seit 1994 durch die DFG geförderten und von der Forschungsgruppe Wissenschaftsstatistik des WZB bearbeiteten Projektes zur Integration ausgewählter ostdeutscher Institute der Blauen Liste. Im Beitrag werden Aspekte zur Fragestellung des Projektes sowie zur Vorgehensweise und ausgewählte empirische Zwischenergebnisse der zu vier Blaue-Liste-Instituten durchgeführten Fallstudien zur Diskussion gestellt. Es zeigt sich, daß das Tempo nahezu aller Integrationsprozesse dabei entscheidend durch die fachliche Profilierung beeinflußt wird. Diese wird jedoch in den meisten Instituten und in vielen ihrer Abteilungen durch eine Reihe von externen und internen Faktoren verzögert. Diese Verzögerungen sowie Umprofilierungen, die nicht an frühere Arbeiten anschließen, hemmen die interne und die externe Integration der Institute, so daß davon ausgegangen werden kann, daß die heute manifesten oder absehbaren Integrationsprobleme frühestens gegen Ende dieses Jahrhunderts überwunden sein werden, d.h. insgesarnt fast 10 Jahre benötigen." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1219-1236
Auf dem Forum für Lehre zum Thema "Hochschulpolitik" wurde kritisch hinterfragt, ob in Europa wirklich eine Einheitsuniversität notwendig ist. Weitere Fragen lauteten: Welche Stimmen haben die Wissenschaftler Europas noch im Bologna-Prozess? Kann die derzeitige Universitätsreform mit ihrer Absicht der allgemeinen Vereinheitlichung tatsächlich jene vielfältige Wissensgesellschaft hervorbringen, die Europa den Spitzenplatz im globalen Wettbewerb verschaffen kann? Brauchen wissenschaftliche Leistungen nicht besondere Bedingungen mit einem Klima von geistiger Inspiration und Offenheit, die nur durch eine freie und vielseitige Entwicklung von Forschung und Lehre garantiert werden können? Der vorliegende Beitrag enthält einen Überblick und zusammenfassende Kommentare zu folgenden Vorträgen des Forums sowie zur abschließenden allgemeinen Diskussion: "Kompetenzvernichtung und Entdemokratisierung als Reform" (Karl-Siegbert Rehberg), "Das Ende der Freiheit der Wissenschaften" (Reinhard Blomert), "Privatisierung der Allmende" (Elisabeth Meyer-Renschhausen), "Förderung intrinsischer Motivation" (Paul Kellermann) und "Die neue Bildungskatastrophe" (Heinz Steinert). (ICI2)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5321-5334
"In recent years politicians and social scientists have become ever more concerned with citizens' participation in informal networks ('social participation'). From both fields, the state has theoretically been proposed as an important determinant of social participation. Differing state institutions would explain the large country level differences in the average level of social participation. This article studies the impact of a range of state institutions on participation in broad, informal networks. The editors distinguish two aspects of social participation: the quantity (the number of social meetings) and the quality (the character of the informal relationships in the form of help provision). Taking up a new institutionalist approach, they test three explanations that have been raised theoretically but have not - or not sufficiently - been tested empirically before. The crowding out thesis claims that a large welfare state undermines the role of informal networks as an economic safety net, and therefore has a detrimental effect on social participation. According to the economic safety thesis a large welfare state and economic prosperity at the national level will offer citizens the resources and financial security to look for self actualization through social participation. Finally, the safe refuge thesis claims that people who life in a hostile socio-political environment that gives them little civic autonomy in the public sphere will opt for participation outside of the public sphere - that is around secure ties in informal networks. They test these lines of reasoning in a multilevel research design on data of the European Social Survey 2002. They simultaneously test the impact of the social security, economic development, democracy, civil rights and state corruption on social participation. The crowding out thesis is refuted by the data: social security expenditure has no impact on social participation. Economic prosperity, on the other hand, stimulates social participation, which is in line with the economic safety thesis. The most important determinant of social participation, however, is the level of corruption in a society. In corrupt societies people have less social meetings and provide less help to others than in incorrupt societies." (author's abstract)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 1317-1326
Der Beitrag dokumentiert die Diskussion auf der "Author Meets Critic"-Veranstaltung zu John Urrys "Sociology Beyond Societies" auf dem 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004). Zunächst erläutert Urry den Grundgedanken seines Ansatzes, der auf eine Aufhebung der Trennung zwischen Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften hinausläuft. Unter dem Leitbild "Komplexität" wird die Analyse physischer und sozialer Welten integriert. Dabei werden auch Elemente von Hardt/Negris "Empire und Multitude"-Konzept aufgegriffen. Der Begriff der Globalen Komplexität steht auch im Mittelpunkt der Kommentare von Junge und Schwengel zu Urrys Buch. (ICE)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 537-544
"Vor gut zwanzig Jahren entwickelte feministische Gewißheiten über Frauen sind aufgrund vielfältiger Erfahrungen neuen Suchbewegungen gewichen, denn das Bild von der Frau als besserem Menschen und hohe Glückserwartungen an Frauenzusammenhänge haben sich als problematisch erwiesen. Die positive Besetzung des eigenen Geschlechts ist zwar weiterhin die conditio sine qua non für Fraueninitiativen, ein überhöhtes Frauenbild stellt aber nicht selten auch einen Hemmschuh für strukturelle und psychosoziale Entwicklungen dar, wie sie besonders in den Projekten der Neuen Frauenbewegung erforderlich sind. Das Ideal des 'Anderen' ist sowohl Antriebskraft als auch Behinderung, indem es die Frauenbewegung maßgeblich vorangetrieben hat, im Rahmen einer beruflich organisierten Praxis aber zwiespältige Wirkungen zeitigt. Ohne die Privatsphäre zum Politikbereich zu erheben, wäre es nicht möglich gewesen, kollektiv an die Interessen und Problemlagen von Frauen anzuknüpfen, statt sie auszugrenzen. Gleichzeitig enthält diese Ausweitung die Gefahr, private und berufliche Umgangsformen, politische Interessen und psychische Bedürfnisse unreflektiert miteinander zu vermischen. Die Differenzierungen der Neuen Frauenbewegung und zunehmende Institutionalisierungen weisen auf die notwendige Entwicklung neuer Organisations-, Verhaltens- und Kommunikationsprinzipien hin, die weder als Abweichung noch als Entwertung von früheren Formen feministischen Denkens und Handelns angesehen werden und ihrerseits gleichberechtigte Teilhabe und Selbstbestimmung nicht aus dem Auge verlieren." (Autorenreferat)