Die Zeit zwischen Französischer Revolution und dem "Dritten Reich" ist für die deutschen Juden geprägt durch die Emanzipationsbewegung und Assimilationsbestrebungen, durch das Entstehen des modernen Antisemitismus und durch den Zionismus. Andreas Reinke beschreibt den wechselvollen Weg zwischen Anpassung und Ausgrenzung, der unter dem radikalisierten Antisemitismus des 20. Jahrhunderts schließlich im Holocaust endete. Die Geschichte der Juden in Deutschland ist ein integraler Bestandteil der deutschen Geschichte.
"Die Niederlassung von mehreren zehntausend Hugenotten im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert in den deutschen Territorialstaaten gilt in der Historiographie als das Beispiel einer gelungenen und relativ rasch vollzogenen Aufnahme und Integration einer durch Religion, Sprache und Herkunft unterscheidbaren Minderheit in die sie umgebende Mehrheitsgesellschaft." Diese Legende wird anhand der Darstellung der Proteste und Widerstände gegen die Zuwanderung entlarvt. Es wird gezeigt, wie darin ein Konflikt sichtbar wird, der über die Frage der Ansiedlung der Hugenotten hinaus reicht. "Die Ansiedlung war wesentlich ein von den jeweiligen deutschen Landesherrschaften initiierter und umgesetzter Prozeß, der sich als Bestandteil der Herausbildung frühmoderner absolutistischer Staatlichkeit begreifen läßt." Dieser von der Forschung vernachlässigte Zusammenhang wird ansatzweise hergestellt. Anhand der vorhandenen Literatur zur Geschichte des "Refuge" (Zufluchtort) in Deutschland werden einige Aspekte des Protestes und des Widerstands gegen die Zuwanderung aufgezeigt. Dazu zählen die Konflikte in der Ankunftsphase, Widerstände gegen das ländliche "Refuge" und Auseinandersetzungen im städtischen Gewerbe und Handwerk. Es wird gezeigt, wie der Zentralstaat die Ansiedlung der "Refugies" für seine Zwecke der Machterweiterung instrumentalisierte und wie sich an diesen staatlichen Eingriffen die Proteste gegen die Niederlassung entzündeten, somit anti-etatistisch waren. (prf)
Einleitung / Andreas Reinke -- Assimilation und Nation : Das "j̈̈üdische Thema" in Ungarn : eine interpretierende Geschichte des langen 19. Jahrhunderts / Ferenc Laczó -- Diskussionen über die "Judenfrage" in den böhmischen Ländern / Kateřina Čapková/Michal Frankl -- Auf der Suche nach einer nationalen Identität : polnische Debatten um die "Judenfrage" / Piotr Kendziorek -- B̈̈ürgerliche Gesellschaft und Antisemitismus : das Beispiel Deutschland / Andreas Reinke
Erforschung des Migrationsgeschehen (Fernwanderung) vom 17. bis Anfang 20. Jahrhundert in Berlin. Aufnahme, Integration, Assimilation, Akkulturation der einzelnen Einwanderungsgruppen. Es werden sowohl demographische, religiöse, wirtschaftliche, politische, rechtliche und soziale Aspekte der Einwanderer und Alteingesessen berücksichtigt. Unter Einschluß von gruppeninternen Konflikten wird die Vielfalt der Entwicklungen in einem eng begrenzten geographischen Raum (Berlin) dargestellt.
HauptbeschreibungDie Entstehung des Antisemitismus im 19. Jahrhundert stellte die jüdische Bevölkerung in Europa vor eine gänzlich neue Situation. Sie sah sich neuartigen Formen von Angriffen, Ausgrenzungen und Anfeindungen ausgesetzt. In einem breiten europäischen Panorama beschreibt das Jahrbuch die politischen und intellektuellen Reaktionen der Juden auf diese Bedrohung. Die Gegenwehr der Juden wird dabei nicht nur in den nationalen Kontexten vorgestellt, es werden auch die transnationalen Verflechtungen diskutiert. Insbesondere das Bild der Juden als wehrlose Opfer wird kritisch hinterfrag.