Alter – Entwicklungspotenziale – Transzendenz: Gesellschaftlich gewandelte Sinnkonstruktionen des Alters als Grundlage einer neuen Spiritualität?: Old Age – growth potentials – transcendence: constructions of meaning of old age and their socially change as basis of a new spirituality?
In: Spiritual care: Zeitschrift für Spiritualität in den Gesundheitsberufen, Band 6, Heft 4, S. 381-395
ISSN: 2365-8185
ZusammenfassungDas Alter ist eine historisch variable Gestalt des Lebens. Es ist durch Wandlungs- und auch Entwicklungsprozesse charakterisiert, die sich analytisch auf biologischer, psychologischer und soziologischer Ebene beschreiben lassen. In der Alternspsychologie werden geistig-seelische Wachstumsprozesse der Persönlichkeit konstatiert, die ein zunehmendes Bewusstsein der Generativität, das heißt der sinnvollen Situierung der eigenen Person in größeren gesellschaftlichen Lebenszusammenhängen anzeigen. Die Sichtweisen auf die eigene Person werden zum Beispiel im wachsenden Gefühl der Verbundenheit mit nachfolgenden Generationen überschritten. Mystische Dimensionen des Lebens in kosmischen Bezügen werden zunehmend adaptiert. Dieses Bewusstsein der Selbsttranszendenz kann als Spiritualität bezeichnet werden. Psychologisch-verhaltenswissenschaftlich formulierte Gesetzmäßigkeiten aber werden verständlich erst im Kontext einer sich historisch wandelnden Kultur. Diese hat identitätsstiftende Bedeutung auch für ein gesellschaftlich zunehmendes Transzendenz-Bewusstsein, welche gleichsam als Korrelat einer zusehends kirchlicher Bindungen entbehrenden Religiosität verstanden werden kann.