'Respektlose' Quergänge: Potenziale der Thesen Donna Haraways für frauenzentrierte Ansätze in der HIV/ AIDS Prävention
In: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Band 21, Heft 1, S. 61-75
Donna Haraways Cyborg-Figuren und ihre Angriffe auf alle vermeintlichen Gewissheiten (westlicher) wissenschaftlicher Denktraditionen inspirierten die feministische Theoriediskussion nachhaltig und ihre provokativen Thesen stellten alle naturalisierten Grenzen radikal in Frage. Demgegenüber greifen frauenzentrierte Ansätze auf stabile Kategorien von "Frau" und "Mann" zurück. Das ethnologische Konzept der Verletzlichkeit der Frauen beruht auf der Vorstellung fixierter Kategorien und homogener Gruppeninteressen, Lebenslagen und Eigenschaften von Frauen und greift damit gerade diejenigen Ansätze auf, die neuere feministische Theorien dekonstruieren wollen. Diese scheinbar unvereinbaren Konzepte werden im vorliegenden Beitrag - Haraways Aufforderung zum "respektlosen" Umgang mit Grenzen folgend - mit dem Ziel zusammengeführt, die Potenziale einer solchen neuen Synthese auszuloten. Als empirisches Anwendungsfeld wird die HIV/AIDS-Prävention in Afrika und die ethnologische Forschung zu dieser Thematik betrachtet. Die vorgestellten "respektlosen Quergänge" sind als Aufforderung zu verstehen, neue Wege in der feministischen Theoriediskussion um "Differenz und Dekonstruktion" einzuschlagen. (ICI2)