Wie kamen die Deutschen nach 1945 in der Demokratie an? Wie wurde das "Dritte Reich" individuell erzählt und welche kollektiven Bilder der NS-Zeit entstanden hierbei? Die unter alliierter Aufsicht durchgeführte "Entnazifizierung" forderte alle Deutschen unter Androhung von Sühnemaßnahmen dazu auf, dem "Dritten Reich" einen Ort in der eigenen Lebensgeschichte zuzuweisen.Sebastian Rojek rekonstruiert diesen Prozess am Beispiel des deutschen Südwestens als großes Erzählprojekt und zeigt, welche Bedeutung die hier erzeugten öffentlichen und teilöffentlichen Erzählungen für die Abkehr von der Diktatur und für die Hinwendung zur Demokratie hatten
Inhalt -- Editorial fÃơr die Publikationen des â#x80;#x9E;EnttÃÞuschungsprojektsâ#x80;#x9C; -- Vorwort -- Einleitung -- I. Die deutsche Marine. Eine Institution unter Legitimationsdruck 1871â#x80;#x93;1897 -- II. Die Ã#x84;ra Tirpitz 1897â#x80;#x93;1914: Erwartungsweckung und expertengestÃơtztes Zukunftsprojekt -- Zwischenbetrachtung (1) -- III. Erwartungsmanagement im Ersten Weltkrieg -- Zwischenbetrachtung (2) -- IV. Maritime Geschichtspolitik als EnttÃÞuschungsverarbeitung -- Zwischenbetrachtung (3) -- Ausblick: Die langfristigen Konsequenzen der EnttÃÞuschungsverarbeitung im Zweiten Weltkrieg
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Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg hatte die deutsche Marine eine enorme politische und kulturelle Bedeutung. Ihre von souveränen Experten gebauten Kriegsschiffe galten als hochmoderne Spitzentechnik, die die nationale Leistungsfähigkeit symbolisierten und einen weltpolitischen Aufstieg Deutschlands zu verbürgen schienen. Wie hatten die Seestreitkräfte eine solch starke Stellung erlangt? Diese Frage drängt sich umso mehr auf, bedenkt man, dass die Marine in den frühen 1870er Jahren als recht unbedeutend galt und weit hinter der Armee zurückblieb, ja tatsächlich unter der Kontrolle von Generälen stand. Der Aufsatz verfolgt, wie der rasche technische Wandel im Schiffbau dazu führte, dass im Zuge der öffentlichen Verhandlungen um ein schweres Schiffsunglück die neue normative Erwartung entstand, dass die Marine von seemilitärischen Experten geführt werden müsse. Obwohl die Seestreitkräfte noch längere Zeit von Armeegenerälen geleitet wurden, begann doch eine schrittweise Wahrnehmungsveränderung, die die Institution schließlich aus dem Schatten der Armee führte. In dem Maße, in dem es den Akteuren der Marine gelang, sich erfolgreich als Experten zu inszenieren und legitimieren, vergrößerte sich auch ihr politischer Handlungsspielraum. Der Bedeutungszuwachs der Marine ergab sich also nicht von selbst, sondern erst, als der technische Wandel in Bezug auf die seemilitärische Expertise der Leitung der Flotte öffentlich verhandelt wurde. Im Sinne einer Kulturgeschichte der Technik geht der Beitrag also am Beispiel der Seestreitkräfte der Frage nach, wie über die politische Bedeutung technischer Herausforderungen gesellschaftlich kommuniziert wurde.
Sebastian Rojek untersucht am Beispiel der Deutschen Marine erstmals systematisch Prozesse der Erwartungsweckung und Enttäuschungsverarbeitung während der langen Jahrhundertwende. Unter Berücksichtigung verschiedener Kommunikationsräume kann er zeigen, wie die Institution seit ihrer Gründung mit den hochgespannten Erwartungen des deutschen Kaiserreichs umging. Am Horizont blitzten Weltmachtträume auf, die 1918 in deprimierende Enttäuschungen mündeten und in der Weimarer Republik aufgearbeitet werden mussten. Die Marineführung hielt trotzdem an ihren alten Plänen fest und trug so maßgeblich zum Zweiten Weltkrieg bei. Die innovative Studie erlaubt ein vertieftes Verständnis der Marinegeschichte und der Kulturgeschichte der Politik. So entsteht ein differenziertes Bild der deutschen Seestreitkräfte, das in langfristige Entwicklungen von der Gründung des Kaiserreichs bis in die frühe Bundesrepublik eingebettet wird.
Deckblatt -- Titelseite -- Impressum -- Inhaltsverzeichnis -- Worthaber sind Machthaber. Überlegungen zur Semantik, Rhetorik, Temporalität und Entscheidungskultur von Revolution und Krieg -- Krieg und Revolution: Über eine Beziehung der neuzeitlichen Geschichte -- I. Einleitung: Die Dynamik von Krieg und Revolution bei Helmuth von Moltke und Ernst Troeltsch -- II. Gewalt und Partizipation: Krieg, Revolution und Nation bis ins späte 18. Jahrhundert -- III. Mehrdeutige Kopplungen: Kriegserfahrungen und Revolutionierungsmodelle bis 1815 -- IV. Krieg als Revolution: Erfahrungsumbrüche zwischen 1850 und 1871 -- V. Weltkrieg und Weltrevolution: Der Globalismus der Erwartungsüberschüsse seit 1917 -- VI. Die Dialektik von Revolution und Gegenrevolution seit dem Weltkrieg und die neue Tektonik von Erwartungen und Erfahrungen -- Ausbruch mit beschränkter Haftung: Zur Ereignisgestalt von Erstem Weltkrieg und Novemberrevolution -- Der Zufall als Problem der Geschichtsschreibung -- I. Die Ohnmacht der Sozialgeschichte gegenüber dem historischen Zufall -- II. Drei Typen von zufälligen Ereignissen -- III. Die Prädetermination zufälliger Ereignisse -- IV. Das Problem der nachträglichen Sinngebung -- Der erwartete Dolchstoß. Die "Dolchstoßlegende" und die Dynamik von Erwartung und Erfahrung vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis in die zweite Nachkriegszeit -- I. Einführung -- II. Erwartungsmanagement und die Grenzen des Sagbaren im Ersten Weltkrieg -- III. Probleme des Entscheidens im Krieg -- IV. Bestätigungserfahrung und Erwartungsvereisungen in den Erzählungen des Dolchstoßes nach 1918/19 -- V. Dolchstoß und Dolchstoßlegende als handlungsleitende Erwartung im Zweiten Weltkrieg -- VI. Von der Dynamik aus Erwartung und Erfahrung zur Historisierung nach 1945 -- VII. Fazit und Ausblick.
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